Grundlagen des Kredits: Definition, Arten und Anwendungsbereiche
17.10.2023
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Kredite sind aus der modernen Wirtschaftswelt nicht wegzudenken. Sie ermöglichen es Privatpersonen, Immobilien zu erwerben oder zu bauen oder andere Träume zu erfüllen. Ebenso erlauben sie es Unternehmen, Investitionen zu tätigen, von denen sowohl die Kunden als auch die Arbeitnehmer profitieren. Kredite nehmen eine zentrale Rolle bei langfristigen Finanzplanungen ein, die Privatpersonen etwa bei Finanzradar vornehmen können.
Definition - was ist ein Kredit?
Ein Kredit ist eine finanzielle Vereinbarung zwischen einem Kreditgeber (auch Gläubiger genannt) und einem Kreditnehmer (auch Schuldner genannt). Der Kreditgeber leiht dem Kreditnehmer Geld oder Vermögenswerte für einen bestimmten Zeitraum. Der Schuldner verpflichtet sich, den Kreditbetrag zu einem späteren Zeitpunkt zurückzuzahlen. Normalerweise verlangt der Gläubiger dafür einen Zins. Somit hat der Kreditnehmer am Ende der Laufzeit einen höheren Betrag zurückgezahlt, als er beim Abschluss des Vertrags erhalten hat.
Der Begriff "Kredit" stammt vom lateinischen Wort "credere" ab, was so viel wie "vertrauen" bedeutet. Es spiegelt somit die grundlegende Idee eines Kreditvertrags wider: Der Kreditgeber leiht dem Kreditnehmer Geld, weil er Vertrauen in dessen Zahlungsfähigkeit und Redlichkeit hat. Denn die Person, die den Kredit gewährt, muss sich sicher sein, dass der Vertragspartner überhaupt zur Rückzahlung bereit ist. In früheren Gesellschaften, in denen kein zuverlässiges Justizsystem vorhanden war, führte dies dazu, dass nur Menschen von hohem Stand und Ansehen für Kreditverträge infrage kamen.
Warum zahlen Kreditnehmer Zinsen?
Für nahezu jeden Kredit zahlen Kreditnehmer einen festgelegten Zinssatz. Der Zins ist die Entschädigung, die der Kreditgeber einerseits für das Risiko eines Zahlungsausfalls und andererseits zur Kompensation seiner Opportunitätskosten erhält.
Kann der Kreditnehmer seine Schulden nicht oder nur teilweise zurückzahlen, erleidet der Gläubiger einen finanziellen Schaden. Da Kreditinstitute eine Vielzahl von Krediten ausgeben, kompensieren sie mit den Zinseinnahmen gelegentliche Kreditausfälle. Aufgrund des erhöhten Risikos von Zahlungsausfällen bei Kreditnehmern mit niedriger Bonität veranschlagen die Kreditgeber normalerweise höhere Zinsen bei ihnen.
Ferner könnte der Gläubiger mit dem verliehenen Geld andere lukrative Investitionen tätigen. Da die Finanzmittel jedoch durch die Kreditvergabe gebunden sind, entschädigt der Zins den Kreditgeber auch für diese versteckten Kosten.
Die Zinssätze für langlaufende Kredite sind üblicherweise höher als bei Darlehen mit kurzer Laufzeit, da die Ausfallrisiken umso schwerer abschätzbar sind, je weiter der Termin der vollständigen Tilgung in der Zukunft liegt.
Welche Kredite gibt es?
Bei Privatpersonen ist zwischen zwei Hauptformen zu unterscheiden, den zweckgebundenen und den nicht zweckgebundenen Krediten.
Zu letzteren gehören beispielsweise:
- Immobilienkredite zur Finanzierung von Wohneigentum oder gewerblich genutzten Immobilien
- Autokredite, um ein Neu- oder Gebrauchtfahrzeug zu finanzieren
- Bildungskredite, um die Lebenshaltungskosten während Aus-, Fort- oder Weiterbildungsmaßnahmen zu tragen
- Umschuldungskredite, um Altkredite durch neue Kreditverträge mit günstigeren Konditionen abzulösen
- Händlerfinanzierungen beim Erwerb von Konsumgütern wie kostspieligen Elektrogeräten
Bei nicht zweckgebundenen Krediten handelt es sich bei Privatpersonen zumeist um Ratenkredite.
Da bei dieser Kreditform aus Sicht des Geldinstituts ein erhöhtes Risiko für einen Zahlungsausfall besteht, liegen die Zinssätze üblicherweise höher als bei Darlehen mit Zweckbindung.
Eine weitere Form des nicht zweckgebundenen Kredits ist der Dispositionskredit: Den meisten Inhabern von Girokonten steht ein Kreditrahmen zur Verfügung, der üblicherweise das Dreifache des monatlichen Geldeingangs beträgt.
Die Zinssätze für den "Dispo" sind äußerst hoch, weshalb ihn Privatpersonen nur im Ausnahmefall in Anspruch nehmen sollten.
Kredite für Unternehmen
Nur wenige Personen verfügen über die nötigen Geldmittel, um ein Unternehmen zu gründen. Üblicherweise ist bei der Firmengründung die Aufnahme eines Darlehens erforderlich, um die kostspieligen Anfangsinvestitionen zu tätigen.
Auch etablierte Unternehmen nehmen regelmäßig Kredite auf, um zu investieren, sich zu refinanzieren oder kurzfristig notwendige Betriebsmittel zu beschaffen.
Bei Unternehmenskrediten hängt die Höhe des Zinssatzes ebenfalls von der Kreditwürdigkeit der kreditnehmenden Firma ab.
Kredite für Staaten
Die finanziellen Aufwendungen der Nationalstaaten oder Organisationen wie der EU bewegen sich normalerweise im mehrstelligen Milliardenbereich.
Häufig bestehen in den Haushalten hohe Defizite, die der jeweilige Staat mit Fremdkapital ausgleichen muss.
Infrage kommt in erster Linie die Emission von Staatsanleihen. Dabei handelt es sich um staatlich ausgegebene Schuldverschreibungen mit einem festgelegten Zinssatz, die Investoren auf dem sogenannten Offenmarkt erwerben können.
Überdies haben Nationalstaaten oder supranationale Organisationen wie die EU die Möglichkeit, Kredite direkt bei Finanzinstituten zu erhalten.
Die Höhe der Zinssätze hängt - wie bei Privatpersonen und Unternehmen - von der Kreditwürdigkeit des jeweiligen Staates ab.
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