Geiz ist geil oder wer billig kauft, kauft zweimal

28.08.2023

Dominik Noizet, Regionaldirektionsleiter für Global Finanz Finanz- und Versicherungsmakler - © Dominik Noizet Finanzberatung

Marktkommentar von Dominik Noizet, Finanz- und Versicherungsmakler und Regionaldirektionsleiter für Global Finanz.

Seit jeher kann man bei genauem Hinhören zwei verschiedene Herzen in der Brust von Menschen schlagen hören. Auf der einen Seite das Qualitätsherz, denn selbstverständlich legen wir alle Wert darauf, dass Anschaffungen, die wir tätigen, auch qualitativ hochwertig sein sollen. Neben dem Qualitätsherz gibt es da aber auch noch das Schnäppchenherz, denn gibt es etwas Schöneres als eine Anschaffung wirklich günstig, ja sogar billig zu erwerben.

Vermutlich gibt es hierzu keine allgemeingültige Antwort, beide Herzen haben eine Berechtigung zu schlagen, zumindest eines sollte immer funktionieren, und wer sollte schon etwas gegen die Sicherheit von zwei funktionierenden Herzen haben. Jeder wird für sich selbst entscheiden, ob das eigene Konsumverhalten eher in eine der beiden Richtungen oder einer Mischung daraus besteht.

Was hat dies nun mit dem Thema Kapitalanlage zu tun? Nun, auch hier schlagen seit vielen Jahren zwei Herzen. Zum einen traditionelle Kapitalanlagegesellschaften mit aktiv gemanagten Fonds, bei denen ein Fondsmanager mit einem Team von Analysten den eigenen Zielmarkt täglich verfolgt und aus dem ihm möglichen Anlageuniversum geeignete Finanzprodukte im Portfolio aufnimmt und weiterhin überwacht. Zum zweiten die wachsende Anlageklasse von Exchange Traded Funds, kurz ETFs. Diese bilden einen vorher bestimmten Index passiv ab, immer exakt so wie zum Start des ETFs beschrieben. Es greift also kein Fondsmanager mehr in den Prozess ein.

Beide Wege werben mit ihren eigenen Vorteilen um die Gunst der Anleger. Beim aktiven Fonds soll das Team des Fondsmanagers den Markt besser verstehen als dies ein Index abbilden kann. Der Index bemisst sich in der Regel nach der Größe der enthaltenen Werte, bei Aktienanlagen also der Unternehmen, die in einem Index geführt wird. Der Fondsmanager soll nun unabhängig von der Größe vielmehr auf die Qualität des Unternehmens, die erwartete Entwicklung, Innovationskraft und viele dieser Dinge achten.

Aus diesem Wissen soll er dann in die Unternehmen investieren, die seiner Meinung nach eine bessere Wertentwicklung als der Durchschnitt des Index haben. Er leistet damit also eine Expertenaufgabe, die vom Anleger auch bezahlt werden muss. Und genau hier kommt der Vorteil von ETFs zur Sprache, da hier kein Team von Experten bezahlt werden muss, können diese selbstverständlich mit einer deutlich niedrigeren Kostenquote arbeiten und sind für den Anleger daher billiger im Erwerb und der Verwaltung.

Hier gilt nun der gleiche Grundsatz wie beim Konsum, es gibt kein richtig oder falsch. Die Frage ist in welche Richtung das Herz des Anlegers schlägt. Für Anleger, die ohnehin selbst jeden Tag in ihr Depot schauen und bereit sind den aktiven Betreuungspart für ihre Kapitalanlage selbst zu übernehmen, mag daher die kostengünstigere Variante häufig die bessere sein. Für einen Anleger, der sich aber möglichst wenig mit dem Thema Geldanlage beschäftigen möchte, macht es oftmals Sinn, diese Arbeit auch abzugeben und den Fondsmanager für seine Tätigkeit zu honorieren. Für jeden ist klar, dass es zunächst billiger ist, die Reifen selbst zu wechseln, als dies in einer Fachwerkstatt erledigen zu lassen. Doch dort findet sich geschultes Personal und eine bessere technische Ausstattung. Die damit verbundene Sicherheit, dass die Arbeit richtig erledigt wird, verbunden mit einer zusätzlichen Zeitersparnis, ist für viele Autofahrer aber mehr wert als der finanzielle Vorteil. Daher sind die Werkstätten zwei Mal jährlich regelmäßig ausgebucht.

Beim Thema Finanzen wird hier oft ganz anders argumentiert, es wird nur über die Kosten gesprochen, nicht aber wofür diese stehen. Viel besser wäre es sich im Vorfeld mit seinem Finanzberater des Vertrauens zu unterhalten, der dann unter Einbeziehung der individuellen Ziele und Wünsche eine optimale Aufteilung zwischen den Wegen erstellen kann. Denn auch hier gilt, wie zu Beginn geschrieben: Es gibt keine allgemeingültige Antwort, wichtig ist die für sich selbst richtige Vorgehensweise zu finden.