Fidelity: Binnenkonjunktur als Anker

10.11.2013

Raymond Ma

**Das "neue China" will durch eigenen Konsum wachsen, nicht durch Export. Aber 2013 waren nur geringe Fortschritte sichtbar. Die wirtschaftliche Erholung stockte, ebenso Reformprojekte der neuen Regierung. *Raymond M*a, Fondsmanager des Fidelity China Consumer Fund und **Jing Ning, Managerin des Fidelity China Focus Fund erklären die Wirkungsweise.

Raymond Ma, Fondsmanager des Fidelity China Consumer Fund:

"Zwei Kernthemen des Plenums sind Sozialreformen und Deregulierung. Erstere könnten zusätzliches Konsumpotenzial über Nacht aktivieren. Denn der Zugang zum ,Hukou' - jenem kleinen roten Meldeausweis, der Ortsansässige mit den vollen Bürgerrechten ausstattet - soll erleichtert werden. Das klingt nach einer simplen Maßnahme, hat aber zur Folge, dass Wanderarbeiter vom Land plötzlich viele öffentliche und private Dienstleistungen in den Städten in Anspruch nehmen können. Konsum, der ihnen bislang verwehrt ist, weil sie sich offiziell nie in der Heimat abmelden und am neuen Wohnort anmelden konnten. So können allein rund 300 Millionen zusätzliche Konsumenten in den kommenden 15 Jahren ,aktiviert' werden - fast so viele wie die Europäische Union Einwohner zählt.

Durch Deregulierung will die Regierung staatliche und private Unternehmen endlich auf dieselbe Stufe stellen. Premierminister Li Keqiang hat sich auf die Fahnen geschrieben, das Wettbewerbsrecht für Banken, Telekommunikation und Energie zu reformieren. Zudem will die Regierung privatwirtschaftlichen Unternehmen den Zugang zu Finanzierungen erleichtern. Bislang waren staatliche Unternehmen bei Kreditkonditionen klar im Vorteil. Weitere Zinsliberalisierung soll hier zunehmend für Gleichbehandlung sorgen. Das würde den nicht-staatlichen Unternehmen erlauben, in den kommenden Jahren stark zu wachsen.

Ist der MSCI China Index heute noch von Schwerindustrien dominiert, so werden daran künftig - ähnlich wie im amerikanischen S&P 500 - Privatunternehmen in konsumnahen Branchen und Technologie einen großen Anteil haben. In den vergangenen Jahren haben sich chinesische Konsumaktien bereits deutlich besser entwickelt als der Index. Ihre Erfolgsgeschichte sollte sich mittel- und langfristig fortsetzen. Vielleicht wird man künftig vom 18. Zentralkomitee der Kommunistischen Partei mit der gleichen Ehrfurcht sprechen, wie von Deng Xiaopings Regierung, die vor 35 Jahren den Grundstein für die chinesische Marktwirtschaft legte."

Jing Ning, Fondsmanagerin des Fidelity China Focus Fund:

"Das Plenum des chinesischen Zentralkomitees findet in einem sich beruhigenden gesamtwirtschaftlichen Umfeld statt. Die Unternehmenserträge stabilisieren sich, wie eine insgesamt ermutigende Berichtslage für das dritte Quartal gezeigt hat. Sogar unter Druck stehende Marktsegmente weisen Cashflow-Verbesserungen auf.

Mit Blick auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist China eines der am günstigsten bewerteten Schwellenländer. Während die Unternehmenserträge in den vergangenen Jahren relativ stabil geblieben sind, haben makroökonomische und politische Sorgen zu einem Bewertungsabschlag geführt. Allerdings deuten die Makrodaten jetzt auf eine breite Stabilisierung hin. Zudem dürften die anstehenden Reformen Investoren wieder zuversichtlicher stimmen.

Anleger sollten die Fähigkeit Chinas, sich selbst und seine Wirtschaft neu zu erfinden, nicht unterschätzen. Dieses Aufwärtspotential ist jedoch in den Bewertungen aktuell nicht annähernd eingepreist. Jetzt in chinesische Werte einzusteigen ist daher attraktiv. Allerdings sollten Anleger nun darauf bedacht sein, ihr Portfolio nicht nach Themen, sondern nach belastbaren Geschäftsmodellen zusammenzustellen."

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