EZB hat noch etwas Pulver im Köcher

30.04.2020

Martin Moryson, Chefvolkswirt Europa DWS / Foto: © DWS

Wie von uns erwartet, hat die Europäische Zentralbank (EZB) auf größere Änderungen ihrer Geldpolitik verzichtet. Im Angesicht der schwersten Rezession der Nachkriegsgeschichte hatte die EZB bereits in den letzten Wochen zahlreiche Unterstützungsmaßnahmen auf den Weg gebracht. An vorderster Front agiert das PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme), das es der EZB erlaubt, auch ohne enge Vorgaben Anleihen zu kaufen. Diese Flexibilität scheint die EZB voll zu nutzen. Eine Ausweitung des Programms stand aktuell nicht zur Debatte. Wir gehen aber davon aus, dass dies früher oder später geschehen wird. Anderen Maßnahmen wie dem Outright-Monetary-Transactions Programm (OMT), das während der Finanzkrise auf den Weg gebracht, aber nie eingesetzt wurde, hat sie eine deutliche Absage erteilt.

Darüber hinaus wurden die Konditionen für die bestehende Langfristtender vergünstigt und ein weiterer Pandemie-Tender eingeführt. Beide Maßnahmen zielen auf die Kreditvergabe der Banken an die Realwirtschaft. Die Tender wurden so ausgestaltet, dass es besondere Anreize für eine Ausweitung der Kreditvergabe gibt. An Liquidität sollte es den Banken also in der Zukunft nicht mangeln.

Manche mögen enttäuscht sein, dass die EZB nicht mehr geliefert hat. Aber es hängt nicht allein an ihr. Die notwendigen Rettungsmaßnahmen müssen von der Fiskalpolitik kommen. Es werden Konjunkturpakete, die nach den Rettungsmaßnahmen, die lediglich dem Erhalt der Unternehmen galten, nötig sein, um die Unternehmen anschließend wieder auszulasten. Das Ende der staatlichen Stimuli ist noch lange nicht erreicht. Die EZB kann mit ihren Maßnahmen lediglich dafür sorgen, dass die Regierungen sich diese Maßnahmen auch „leisten“ können. Man kann davon ausgehen, dass die Zinsen noch sehr lange sehr niedrig bleiben werden.

Kommentar von Martin Moryson, Chefvolkswirt Europa DWS