EZB bleibt länger auf restriktivem Kurs
19.10.2023
Ulrike Kastens - Foto: © DWS
Erstmals seit Juli 2022 dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) auf ihrer Sitzung am 26. Oktober 2023 keine Erhöhung der Leitzinsen beschließen. Mit einem Einlagensatz von vier Prozent ist nach Ansicht vieler EZB-Vertreter ein ausreichend hohes Zinsniveau erreicht, um die Auswirkungen der restriktiven Geldpolitik auf Inflation und Wachstum zu beobachten. Dass die EZB bereit ist, dieses hohe Zinsniveau über einen längeren Zeitraum beizubehalten, dürfte erneut die zentrale Botschaft von Präsidentin Lagarde sein.
Zwar werden die Inflationsraten in den kommenden Monaten weiter deutlich zurückgehen. Allein im Oktober könnte der Anstieg der Lebenshaltungskosten von 4,3 Prozent auf 3,3 Prozent zurückgehen. Dennoch bleiben Inflationsgefahren bestehen. Der jüngste Anstieg der Energiepreise, aber auch die Lohnentwicklung und ihre Auswirkungen vor allem auf die Dienstleistungspreise dürften in diesem Zusammenhang Thema sein. Der „Tightening Bias“, im Zweifel die Zinsen weiter zu erhöhen, dürfte damit auch im Oktober erneut bestätigt werden.
Ein weiteres Thema sind die Reinvestitionen des Pandemic Emergency Purchase Program (PEPP), die eigentlich noch bis mindestens Ende 2024 erfolgen sollen und die erste Verteidigungslinie darstellen, falls Marktstress die geldpolitische Transmission beeinträchtigen sollte. Die Renditeaufschläge von italienischen Staatsanleihen gegenüber Bundesanleihen sind zwar gestiegen, doch dies dürfte von der EZB als Folge der höheren italienischen Budgetdefizite angesehen werden. Im Oktober erscheint eine Entscheidung über die Reinvestitionen noch fraglich, wir gehen aber davon aus, dass im Dezember eine Ankündigung erfolgen dürfte, bereits im Frühjahr 2024 die Reinvestitionen zu reduzieren.
Marktkommentar von Ulrike Kastens, Volkswirtin Europa.