Europaweite Kritik an Wohnungspolitik

23.08.2019

Nach Meinung vieler Europäer wird in Europa häufig eine falsche Wohnungsbaupolitik betrieben / Foto: © Yuttana Studio - stock.adobe.com

Wo ist der Immobilienmarkt wirklich teuer?

Geld ist immer eine sehr relative Angelegenheit: In den meisten Ländern der Welt lässt sich mit einem Durchschnittseinkommen von umgerechnet 1.000 Euro pro Monat ein sehr gutes bis fast schon luxuriöses Leben führen, in Deutschland ist mit einem solchen Einkommen hingegen nur ein deutlich bescheideneres Leben möglich. Entsprechend ist auch die Einschätzung der Immobilienpreise als „teuer“ deutlich vom eigenen Einkommen abhängig. Obwohl Tschechien im europäischen Vergleich ein relatives geringes Preisniveau auf dem Immobilienmarkt hat, empfinden fast zwei Drittel der dortigen Befragten den heimischen Immobilienmarkt als „teuer“. Wenig verwunderlich, müssen sie doch 11,2 Brutto-Jahresgehälter für die Anschaffung einer neuen 70 m²-Wohnung aufwenden, mehr als doppelt so viel wie in Deutschland (finanzwelt berichtete). So hat der tschechische Immobilienkäufer nichts davon, dass er deutlich weniger Geld als ein deutscher für seine Immobilie aufwenden muss.

Eine Ausnahme bildet Italien: Hier liegt die Erschwinglichkeit von Immobilien gemessen am Einkommen im europäischen Vergleich im Mittelfeld, dennoch werden die Immobilienpreise hier nicht in gleicher Weise auf breiter Basis als teuer wahrgenommen wie in anderen europäischen Ländern. Dies dürfte vor allem an der Marktentwicklung in jüngerer Vergangenheit liegen damit das Ergebnis eines sogenannten „Recency effects“ sein (später eingegange Informationen haben mehr Auswirkungen auf die Erinnerungsleistung als früher eingegangene Informationen). Beispielsweise ist Rom von den 13 europäischen Hauptstädten, die Deloitte untersuchte, die einzigem in der es im vergangenen Jahr keinen Anstieg der Immobilienpreise im Vergleich zum Vorjahr gab. In den letzten Jahren hat sich Italien vom Rest Europas abgekoppelt, was die Preisentwicklung angeht: Der Hauspreisindex lag dort 2018 sogar noch unter dem Niveau von 2015. (ahu)