Doch nicht so lang ist es her

15.09.2023

Foto: © Karolina Gabrowska - pexels.com

„Die Mutter aller Krisen“ wird sie genannt: Heute vor 15 Jahren erschütterte die Lehman-Pleite die Finanzbranche und trat eine weltweite Krise los. Die tiefen Wunden, die sie gerissen hat, sind zu Narben geworden, die eine Lektion sein sollten. Sind sie es auch?

Das Schicksalsjahr 2008 hat eine sieben Jahre alte Vorgeschichte, die mit dem amerikanischen Traum beginnt: Ein eigenes Haus an einem idyllischen Ort als die Belohnung unermüdlicher Arbeit. Genau da setzten Banker an und US-Bürger erhielten Hypotheken, unabhängig vom eigentlich einzuhaltenden Bonitätsstandard. Risiko? Kein Thema – Zumindest nicht für die Anzugträger. Sie bündelten besagte Hypotheken und verkauften die Zertifikate an Investoren. Die Subprime Mortgage Backed Securities traten das Ausfallrisiko somit an die Investoren ab.

Für die US-Bürger folgte Kredit auf Kredit, um bei den steigenden Immobilienpreisen zahlungsfähig zu bleiben, während es immer schwieriger wurde, Hypotheken aufzunehmen. Am Ende verloren sie ihr trautes Heim. Für die Banken, die sich zuvor begeistert am boomenden Immobilienmarkt beteiligt hatten, folgte nach kurzfristigen Krediten allerdings Kreditausfall auf Kreditausfall. Die Folge: Anleger zögerten, und das ist für das Finanzsystem bis heute nicht gut.

Wer die Geschichte nicht kennt… - Auch in Deutschland?

Insgesamt 1,6 Bill. Euro von Staaten der EU waren nötig, um die schwer getroffenen Banken wieder aufzupäppeln. Mehr als ein Jahrzehnt würde es dauern, bis die US-Investmentbank abgewickelt ist. Die Gläubiger wurden mit 115 Mrd. Dollar ausbezahlt – Auch in Deutschland.

Jurist Klaus Nieding, seit 1994 Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) erklärt bei der Tagesschau: „Die Regularien sind deutlich schärfer geworden. Wir haben ein umfassendes Regelwerk bekommen, um eben auch die Kapitalbasis der großen Kreditinstitute zu stärken.“

Er bezieht sich damit auf das Basel-Regelwerk, dass dem Bankensektor seit 2010 als Leitfaden für Risikomanagement dient. Mit der aktuellen Zinswende werden allerdings Stimmen für eine Liberalisierung der strengen Regeln laut.

Prof. Christoph Schalast von der Frankfurt School of Finance and Management meint: „In Amerika spricht man im Augenblick wieder von einer Liberalisierung - dass die strengen Regeln, die wir in Europa und den USA erleben und über Basel 3 auch weltweit eingeführt haben, gelockert werden sollten, gerade auch wegen der Zinswende. Bisher haben aber die europäischen Banken die Zinswende sehr sehr gut verkraftet." (ml)