Digitalisierung erfasst Industrieversicherer

27.11.2017

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Die Industrieversicherer erkennen die Zeichen der Zeit und setzen zunehmend auf Digitalisierung. Dabei wird der Mensch aber wohl nicht vollständig ersetzt werden.

Die Digitalisierung der Industrieversicherer wird sowohl von Seiten des Vertriebs als auch von Seiten der Kunden vorangetrieben. Die Versicherungen wandeln sich dabei von Produktgebern zu Risikopartnern - eine Transformation die großes Potenzial verspricht, das jedoch nur genutzt werden kann, wenn die Versicherer gegenüber digitalen Innovationen, Ideen und Partnern offen sind. Das ist das wesentliche Ergebnis einer gemeinsamen Untersuchung des Industrieversicherungsmaklers Marsch und der Strategieberatung Oliver Wyman.

Digitalisierung verändert Industrieversicherung

Bei der Analyse "State of Play - Digitalisierung der deutschen Industrieversicherung" wurden zum ersten Mal die Auswirkungen der Digitalisierung auf das Industriesegment ab einem Umsatzvolumen von 25 Mio. Euro untersucht. Hierzu wurden 19 bedeutende Industrieversicherer zum Stand ihrer Digitalisierungsinitiativen befragt, Unterschiede zwischen den Akteuren herausgearbeitet und darauf aufbauend Zukunftsszenarien entworfen. Fast alle Umfrageteilnehmer (95 %) halten die Digitalisierung explizit im Geschäft mit mittleren und großen Industrieunternehmen für wichtig. 84 % sind der Meinung, dass kein Weg an einer zunehmenden Digitalisierung aller Abläufe vorbei läuft und 79 % sagen deshalb eine Veränderung ihres Geschäftsmodells voraus. Entsprechend räumen 90 % dem Auf- und Ausbau ihrer digitalen Fähigkeiten höchste und hohe Priorität ein. „Auch die Industrieversicherer haben Digitalisierung damit klar als strategische Priorität definiert“, sagt Dietmar Kottmann, Partner bei Oliver Wyman.

Die Studie stellt fest, dass man zwischen zwei Gruppen von Versicherern differenzieren sollte. Die eine fokussiert sich auf Lösungen zur Kundeninteraktion und intelligente Systeme für komplexe Prozesse, wohingegen die andere stärker eine Digitalisierung der Massenprozesse vorantreibt. „Welche Gruppe letztlich die Nase vorn haben wird, ist noch nicht ausgemacht“, sagt Jens-Daniel Florian, Leiter Strategie bei Marsh. „Beide Strategien haben ihre Chancen und Gefahren.“ Je nachdem, ob das Potenzial stärker in einer Optimierung von Prozessen mittels Standards oder in individualisierten Konzepten für Kunden liegt, kann die jeweilige Gruppe ihre Stärken ausspielen.

Bionische Digitalisierung als Zielbild

Trotz der hohen Wichtigkeit, die der Digitalisierung von Seiten der Industrieversicherer beigemessen wird, steht der digitale Wandel der Industrieversicherung noch ganz am Anfang. So fristen Schlagwörter wie Künstliche Intelligenz, Internet der Dinge und Blockchain bislang ein Schattendasein. Anders sieht es bei den Themen Datenanalyse und Prognosemodelle aus, wo immerhin 18 % der Befragten angaben, über „voll ausgebaute“ beziehungsweise im Branchenvergleich sogar „führende“ technologische Fähigkeiten zu verfügen. Dennoch bleibt auch dieser Anteil bescheiden, wenn man bedenkt, wie hoch die Bedeutung dieser beiden Stellschrauben für das Risikomanagement und für das digitale Kundenerlebnismanagement ist. Immerhin: Rund zwei Drittel der Versicherer gaben an, derzeit ihre Kompetenzen in allen vier Technologiefeldern zu erweitern und entsprechend zu investieren.

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