Die Nervosität steigt
09.06.2015
Liebgewonnene oder, wie der Volksmund sagt, „psychologisch wichtige" Index-Marken sind in Gefahr.
Der magischen runden Zahl 12.000 Punkte des deutschen Leitindex Dax wurde nicht lange nachgetrauert, da die Kurse im April so weit enteilt waren, dass eine kleine Korrektur als überaus heilsam empfunden wurde. Inzwischen hat der Dax jedoch mehr als 1.000 weitere Punkte eingebüßt und die als sichere Marktniveau-Untergrenze eingeschätzte 11.000-Punkte-Marke nur mühsam halten können. Der Kampf um diese Marke ist in vollem Gange, die Wahrscheinlichkeit weiterer Kursrückgänge ist gegeben. In den Augen vieler Marktteilnehmer handelt es sich dabei nach wie vor um die lang erwartete, insgesamt eher heilsame Korrektur, die Überhitzungserscheinungen abbaut. Zudem schwächen sich für die europäischen Aktienmärkte unterstützende Einflussfaktoren wie ein sehr schwacher Euro und ein überaus tiefer Rohölpreis etwas ab, was die Kursrückgänge plausibel erscheinen lässt.
Die bei Charttechnikern gern bemühte 200-Tage-Linie verläuft bei circa 10.500 Punkten, was bedeutet, dass erst bei Unterschreiten dieser Marke die Warnlämpchen bei den Börsianern zu leuchten beginnen. Nach wie vor ist aber eine Staatspleite Griechenlands wohl nicht endgültig in die Aktienmärkte eingepreist. Die überwiegende Mehrheit hofft auf eine Beilegung der Krise in letzter Minute, auch wenn es nur eine Verschiebung der Probleme auf der Zeitachse bedeutet. Ob dies Griechenland weiterhilft, darf bezweifelt werden. Den überaus nervösen Märkten würde es jedoch etwas an Spannung und Druck nehmen.
Autor: Michael Beck, Leiter Asset Management Bankhaus ELLWANGER & GEIGER KG