Die Blockchain, ein kryptischer Tsunami?

30.01.2017

Gerd Häcker / Foto: © steinbeis & häcker vermögensverwaltung

Seit geraumer Zeit gibt es ein neues Modewort, dass die Chefetagen von Banken und Finanzinstituten erzittern lässt: die Blockchain. Internet-Investor Frank Thelen äußerte sich jüngst zum Thema und sagte: „Wer als Bankvorstand nicht weiß, was die Blockchain ist, sollte sofort entlassen werden.“

Was hat es mit der neuen Technologie auf sich?                      

Unter einer Blockchain (Blockkette) wird eine erweiterbare Liste von Datensätzen verstanden, deren Sicherung gegen nachträgliche Manipulation durch Speicherung der (kryptografischen) Prüfsumme, also des vorangehenden Datensatzes im jeweils nachfolgenden, gesichert ist. Dieses Verfahren ist unter anderem die technische Grundlage für viele Kryptowährungen wie die Bitcoin und kann darüber hinaus zur Verbesserung bzw. Vereinfachung der Transaktionssicherheit beitragen. Die Bitcoin beispielsweise findet immer mehr Liebhaber und setzt sich langsam durch, obwohl sie noch vor ein paar Jahren bestenfalls belächelt wurde.

Bitcoin im Höhenflug

Die Bitcoin ist nur eine von vielen Anwendungen im Bereich der Blockchain. Der Preis dieser virtuellen Währung markierte jüngst immer neue Höchststände. Chinesische Anleger flüchteten aus der eigenen Währung und kauften Bitcoins, um Vermögen außer Landes zu schaffen. Im Gegensatz zu klassischen Währungen ist aus technischen Gründen nur eine begrenzte Anzahl von Bitcoins generierbar. Bitcoins können Anwender ohne eine zwischengeschaltete Bank austauschen. Damit sind keine Gebühren mehr fällig, die üblicherweise bei Bankgeschäften anfallen.

Banken könnten überflüssig werden

Die Blockchain-Technologie liefert möglicherweise erstmals in der Geschichte eine Möglichkeit, sichere Transaktionen zu generieren, bei denen man sein Gegenüber weder kennen noch ihm vertrauen muss, um Transaktionen im Bereich der Wirtschaft sicher durchzuführen. Die Transaktionen werden direkt zwischen den Beteiligten vermittelt, durchgeführt und dokumentiert. Das macht Banken überflüssig. Ob sich die Erfolgsgeschichte des Bitcoins weiter fortsetzen kann, hängt wie bei allen Währungen in großem Maße vom Vertrauen der Marktteilnehmer sowie den Einsatzmöglichkeiten im Konsum ab. Für Bitcoin-Inhaber sollte eine langfristig steigende Akzeptanz bedeuten, dass die höhere Nachfrage zu steigenden Preisen führen könnte.

Rechtssicherheit muss noch geschaffen werden

Die rechtlichen Rahmenbedingungen sind nach wie vor ein möglicher Fallstrick, denn Regierungen und Notenbanken scheinen nicht unbedingt am Erfolg einer anonymen kryptischen Währung wie dem Bitcoin interessiert zu sein. Jüngst meldete sich nun die schwedische Notenbank zu Wort: Sie möchte den Menschen künftig mit einer eigenen Krytowährung Alternativen zum Bargeld liefern und die Zukunft mitgestalten. Die Bank of England beschäftigte sich ebenfalls ausgiebig mit der Neuerung und gab eine umfangreiche Studie zum Thema heraus.

Angriff auf etablierte Geschäftsmodelle

Durch die vielseitigen Anwendungsbereiche der Blockchain-Technologie sind nach Aussagen von Experten schon bald verschiedene Geschäftsmodelle gefährdet, die derzeit noch die Märkte beherrschen. Kenner der Technologie wie Don Tapscott, diskutieren bereits, dass erfolgreiche Online-Plattformen wie AirBnb und Uber überflüssig werden könnten. Auch die Einsatzmöglichkeiten im Energiesektor sind laut dem Beratungsunternehmen PicewaterhouseCoopers vielfältig. Neben dem direkten Austausch von Strom wäre eine automatisierte Abrechnung bei den Produzenten möglich. Das Ablesen, Abrechnen oder auch die Dokumentation über einen eigenen Anbieter würde damit überflüssig. Diese Entwicklungen hätten dramatische Auswirkungen auf Geschäftsmodelle, die heute noch als stabil eingestuft werden.

Sollte sich die Blockchain-Technologie durchsetzen, sind bisher nicht vorstellbare Auswirkungen in vielen Lebensbereichen denkbar. Es bleibt abzuwarten, ob die Entwicklung schon bald mit der Internetrevolution der 90er Jahre zu vergleichen sein wird. Wir beobachten solche Entwicklungen wie die Blockchain jedenfalls aufmerksam. Für den Anlageerfolg ist es von hoher Bedeutung, die daraus entstehenden Chancen und Risiken frühzeitig zu erkennen und zu nutzen.

Kolumne von Gerd Häcker, geschäftsführender Gesellschafter der steinbeis & häcker Vermögensverwaltung GmbH in München