Das sind die PKV-Trends im Jahr 2024
18.01.2024
Foto: © Rido - stock.adobe.com
Welche Entwicklungen und Trends werden die Private Krankenversicherung in diesem Jahr vor allem beeinflussen? Und welche Themen und Neuigkeiten stehen bei den Versicherern auf der Agenda? Zu ihrem Ausblick für 2024 hat finanzwelt-Ressortleiter Versicherungen Markus Hofelich vier PKV-Anbieter befragt, die im IVFP-Rating 2023 mit am besten abgeschnitten haben: LVM Krankenversicherung, Provinzial Krankenversicherung Hannover, R+V Krankenversicherung und Signal Iduna Krankenversicherung.
Wie ist Ihr Ausblick für 2024?
Dr. Rainer Wilmink, Vorstand, LVM:
Ein Trend wird unserer Einschätzung nach 2024 und in den darauffolgenden Jahren das Thema „Digitalisierung des Gesundheitswesens“. Mit entsprechenden Anwendungen können sich private Krankenversicherer noch weiter von reinen Kostenerstattern zu Gesundheitsdienstleistern entwickeln. In der Krankenvollversicherung sehen wir das Thema Beitragsstabilität an Relevanz gewinnen. Und in der Zusatzversicherung registrieren wir ein steigendes Interesse an Produkten, die einen potenziell zeitnahen Nutzen versprechen – wie zum Beispiel Zahnzusatzversicherungen. Herausfordernd bleiben ohne Zweifel die steigenden Kosten für medizinische Versorgung.
Wir sehen uns hierfür als LVM-Krankenversicherung aber sehr gut gewappnet. Zum einen betreiben wir ein konsequentes Leistungsmanagement. Zum anderen reagieren wir insbesondere auch kalkulatorisch mit verschiedenen Maßnahmen auf die Kostensteigerungen. Das Wichtigste ist ja, dass wir unsere Kunden nicht über Gebühr zur Kasse bitten müssen. Dass uns das sehr gut gelingt und auch perspektivisch gelingen wird, hat uns erst kürzlich Assekurata mit einem „exzellent“ für unsere Beitragsstabilität bescheinigt.
Manfred Schnieders, Vorstandsvorsitzender, Provinzial Krankenversicherung Hannover:
Die Provinzial Krankenversicherung bewertet die Digitalisierung und den technologischen Fortschritt als essenziell, um den Geschäftsbetrieb fortlaufend aufgrund neuer Rahmenbedingungen und Herausforderungen weiterzuentwickeln. Zudem müssen die Bedürfnisse der Kunden und Vertriebspartner hinsichtlich digitaler Kommunikation in den Geschäftsprozessen immer stärker Berücksichtigung finden. Daher bestimmen bei der Provinzial Krankenversicherung Digitalisierungsthemen in besonderem Maße die Investitionstätigkeit und Projektarbeit. Neben der stetigen Weiterentwicklung der App „VGH Gesundheit“ stehen einige weitere Themen auf der Agenda für 2024 (Ausbau von Online-Abschlussstrecken, eHealth, etc.). Neben diesen digitalen Herausforderungen ist es uns aber auch wichtig, unseren Kunden und Vertriebspartnern weiterhin persönlich mit kompetenten Ansprechpartnern zur Seite zu stehen. So soll die digitale Kommunikation keinesfalls den persönlichen Kontakt ersetzen, sondern als weiterer Kanal dienen, um unsere Serviceleistungen auszubauen und zu optimieren.
Zudem wird das Thema Nachhaltigkeit immer stärker in den Unternehmen sämtlicher Wirtschaftszweige verankert und gewinnt mehr und mehr an Bedeutung. Perspektivisch werden zudem die regulatorischen Anforderungen im Bereich Nachhaltigkeit deutlich ansteigen. Auch diesem Thema wird sich der VGH-Verbund im Jahr 2024 und in den nächsten Jahren noch intensiver widmen.
Stefan Huhn, Vorstand R+V Krankenversicherung AG:
Ich bin optimistisch, dass wir im Jahr 2024 unseren erfolgreichen Weg fortsetzen und erneut überdurchschnittlich wachsen werden. Wir setzen weiterhin auf die Themen Beihilfe, Pflege und Zusatzversicherungen. Besonders stolz sind wir auf das im Dezember 2023 für die betriebliche Krankenversicherung (bKV) neu eingeführte Gesundheitskonzept Profil 2.0. Bereits jetzt erhalten wir von Vermittlern sowie den interessierten Arbeitgebern sehr viel positive Resonanz.
Die gesamte Branche wird von der massiven Anhebung der Jahresarbeitsentgeltgrenze zum 01.01.2024 betroffen sein: Dies hat zur Folge, dass weniger Arbeitnehmer die Vorteile der PKV nutzen können, weil ihnen der Zugang quasi versperrt wird. Wir gehen davon aus, dass die Zusatzversicherung, gerade auch im Rahmen der stark wachsenden bKV, hierdurch weiter in den Fokus rücken wird.
Aufgrund der steigenden Erwartungen hinsichtlich der Angebote von Versicherungsunternehmen, werden digitale Services immer wichtiger. Deshalb konzentrieren wir uns auch 2024 auf die Entwicklung neuer Services – so werden wir nicht nur als Gesundheitsversicherer, sondern auch als vertrauenswürdiger Gesundheitspartner agieren und auftreten.
Charlotte Bednarz, Chapter Lead, Signal Iduna Gruppe:
Für das Jahr 2024 strebt die Signal Iduna Krankenversicherung ein optimiertes Leistungsmanagement an, insbesondere durch eine Erhöhung der Dunkelverarbeitungsquote. Dies zahlt auch langfristig auf eine nachhaltige Beitragsstabilität ein. Außerdem ist die Einführung der elektronischen Patientenakte geplant. Die Krankenvollversicherung steht vor der Herausforderung, dass marktseitig immer mehr Produktinhalte nachgefragt werden, die sich auf Familien, Lebensphasenkonzepte und Flexibilität fokussieren. Diese Inhalte müssen schrittweise bedacht und bestmöglich in die Produktpalette integriert werden. Darüber hinaus wird das digitale Produktangebot der betrieblichen Krankenversicherung erweitert, um auch weiterhin an dem starken Marktwachstum zu partizipieren und neue Kollektivvertragspartner zu gewinnen.
Zum Ratingverfahren von IVFP
Seit knapp 10 Jahren führt das das Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) ein unabhängiges Rating zu den Unternehmenskennzahlen der privaten Krankenversicherer durch. Im Ratingverfahren vergibt IVFP insgesamt 210 Punkte anhand von 23 Kriterien, aufgeteilt in die Qualitätsbereiche Stabilität, Sicherheit, Ertragskraft und Markterfolg. Dabei werden nur Werte untersucht, die sich aus öffentlich zugänglichen Quellen wie Geschäftsberichten herauslesen lassen. Die Ergebnisse werden mit den Auszeichnungen „Exzellent“ und „Sehr gut“ bewertet. Im aktuellen PKV-Rating 2023 hat IVFP insgesamt 37 Anbieter in Bezug auf Stabilität, Sicherheit, Ertragskraft und Markterfolg analysiert. Dabei erhielten fünf PKV-Versicherer die Bestnote „exzellent“, 18 wurden mit sehr gut bewertet. (mho)