Crowdinvesting vor der Bewährungsprobe

20.05.2014

René S. Klein

Crowdinvesting boomt in Deutschland – das zeigen die Studien, die wir regelmäßig erheben. Seit den ersten Start-ups im Herbst 2011 summierte sich das in knapp über 130 Finanzierungsrunden eingesammelte Kapital bis Ende März 2014 auf nahezu 23 Mio. Euro.

Eine neue sprudelnde Kapitalquelle für junge Unternehmen abseits der klassischen Business Angels oder VCs ist entstanden. Wer es durch den Auswahlprozess auf die Internet-Plattformen schafft, erreicht sein Finanzierungsziel oft innerhalb von wenigen Tagen. Die Gunst der Klein- oder Hobby-Investoren sowie das partiarische Darlehen machen Finanzierungen von mehreren Hunderttausend Euro und Folgefinanzierungen mittlerweile zur Regel. Aus Sicht der Start-ups lohnt sich ein Crowdinvesting auf jeden Fall – schließlich gibt es neben dem Kapital auch eine Portion PR und Marketing. Die in Deutschland führenden Plattformen, die Investoren und Start-ups zusammenbringen, sind Seedmatch und Companisto. Beteiligungen sind hier ab 250 Euro bzw. wie im Falle von Companisto bereits ab 5 Euro möglich. Die Chance also für Jedermann in das nächste Facebook zu investieren?

Ganz so einfach ist das Reichwerden per Crowdinvesting nicht. Dies mussten auch bereits einige Investoren erfahren, deren Start-ups in die Insolvenz geschlittert sind. Bezogen auf die Gesamtzahl der Finanzierungen nimmt sich allerdings die Ausfallquote im einstelligen Prozentbereich derzeit noch sehr niedrig aus. Doch dabei wird es sicherlich nicht bleiben, schließlich scheitern quer über alle Gründungen 30 bis 40 % der Unternehmen in den ersten drei Jahren. Und diese kritische Phase haben die meisten der finanzierten Unternehmen noch vor sich. Zusätzlich müssen die kleinen Business Angels aber auch mit einer im Start-up-Bereich höheren Pleitezahl rechnen. Doch nicht nur dies dürfte den Investoren Kopfzerbrechen bereiten – auch im Kleingedruckten der Verträge findet sich so mancher Stolperstein für die Rendite. So bemisst sich die erfolgsabhängige Komponente des partiarischen Darlehens anhand eines Multiples in Bezug auf EBIT oder Umsatz. Damit besteht schon mal eine Deckelung der Ausahlung in der Zukunft. Auch der Verwässerungseffekt aus Folgefinanzierungen, die bei Start-ups üblich sind, wirkt sich negativ für den Investor aus. Schließlich gewähren ihm die Anteile kein Mitsprache- und Stimmrecht. So wird der Investor aus der Crowd trotz Reportings zu einem zahnlosen Tiger. Ein Investment will also gut überlegt sein.

Crowdinvesting ist noch eine junge Branche. Der Boom wird aus unserer Sicht zunächst weiterhin anhalten. Weitere Rückschläge werden aus Investorensicht jedoch nicht lange auf sich warten lassen. Es wird darauf ankommen, wie die Plattformen die Interessen von Start-ups auf günstige Finanzierungskonditionen und das gute Recht der Investoren auf eine risikogerechte Verzinsung ausbalancieren können.

Für-Gründer.de ist ein Portal für Gründer, Start-ups und Selbstständige in Deutschland. Rückwirkend zum Jahresbeginn 2014 ist nun ebenfalls die F.A.Z.-Verlagsgruppe am Unternehmen beteiligt.

www.fuer-gruender.de

(Autor: René S. Klein, Geschäftsführer bei Für-Gründer.de GmbH)