Corona zeigte Wirkung
28.10.2020
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In den vergangenen Jahren haben Mikroapartments von steigender beruflicher Mobilität und mehr Studierenden profitiert. Die massiven Einschränkungen durch die Anti-Corona-Maßnahmen waren für diese Wohnungen also eine große Belastung. Jedoch entstehen zugleich neue Chancen.
Unter der Woche an einem anderen Ort leben als am Wochenende: Das ist für viele Menschen inzwischen normal. Oder besser gesagt: War es. Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen haben dafür gesorgt, dass quasi über Nacht der persönliche Kontakt als verzichtbar angesehen wurde und die Arbeit vom Homeoffice aus erledigt werden sollte. Folgen hatte das auch auf eine Wohnform, die in den vergangenen Jahren bei Berufspendlern und Projektarbeitern immer beliebter wurde. „Die Auswirkungen auf die klassischen Mikroapartments sind seit April spürbar“, berichtet Dr. Thomas Beyerle. Laut dem Head of Group Research der CATELLA 62Group müsse man bei den Folgen allerdings zwischen zwei unterschiedlichen Arten von Mikroapartments unterscheiden: Auf der einen Seite die reinen Ein-Zimmer-Apartments in Innenstädten (sogenannte „Single-Wohnungen“) und die Student Housing-Objekte, bei denen die Nachfragegruppe eindeutig definiert sei. Auf der anderen Seite die sogenannten Serviced Apartments, die primär Dienstreisende, Messereisende etc. temporär nutzen. So würde gerade die letztere Gruppe massiv unter den Nebenwirkungen des Lockdowns leiden. „Die stärksten Auswirkungen spüren wir definitiv bei den Serviced Apartments – hier ist konjunkturell bedingt die Nachfrage deutlich eingebrochen und damit die Mieterträge“, erläutert Dr. Beyerle. Aufgrund ihrer Ausgestaltung sieht Florian Frey diese Nutzungsart dennoch insgesamt im Vorteil – auch langfristig. „Ein entscheidender Faktor für die Auslastung ist natürlich das Nutzungskonzept, hier haben z. B. Serviced Apartments mit einem Betreibervertag einen Vorteil, da Erträge hier abgesicherter sind. Flexibles Wohnen sowie flexibles Arbeiten bleibt ein wichtiges Thema, das immer mehr an Bedeutung gewinnen wird. Gerade auch durch Corona“, so der Gründer und Geschäftsführer der allmyhomes GmbH.
Der Nachfragerückgang zeigte sich auch auf dem Investmentmarkt. So wurden laut dem Immobiliendienstleister CBRE im 1. Halbjahr 2020 gerade einmal sieben Transaktionen mit Mikroapartments durchgeführt, weniger als ein Drittel des Vorjahresniveaus, als 24 Objekte den Besitzer wechselten. Florian Frey zufolge hat sich die Lage aber inzwischen wieder gelegt. „Wir bewerten den Markt für Mikroapartments trotz Corona-Krise recht positiv. Nach kurzer Stagnation der Nachfrage zu Beginn der Corona-Krise – wie bei allen Immobilientypen – stellen wir sogar eine erhöhte Nachfrage fest.“ Der Immobilienexperte erachtet besonders die allgemeine Gemengelage an den Finanzmärkten als entscheidenden Faktor hierfür: „Auf dem Kapitalmarkt herrscht nach wie vor Unsicherheit und viele Anleger investieren ihr Geld vermehrt in Immobilien. Mikroapartments sind für viele erschwinglich.“
Veränderung für Studentenwohnungen
Nicht nur für Berufstätige, auch für Studierende bedeuteten die vergangenen Monate eine massive Umstellung: Statt regelmäßig in der Bibliothek oder im Hörsaal zu sein, hieß es nun Onlinelernen zu Hause. Das hatte laut Dr. Thomas Beyerle auch Folgen für den Markt für Mikroapartments im Bereich Student Housing: So sei aufgrund der in der Regel halbjährigen Mietverträge der Cashflow zwar bis zum Ende der Vorlesungszeit im Juli weitergelaufen, jedoch seien die traditionellen Untervermietungen in der vorlesungsfreien Zeit weggefallen. Auch für die Zukunft im Bereich Student Housing ist Dr. Beyerle nur verhalten optimistisch. So geht er davon aus, dass sich zu Beginn des Wintersemesters die Lage wieder beruhigen, der Markt aber dennoch angespannt bleiben werde. „Eine messbare Cashflow-Anpassung bei den Ein-Zimmer-Innenstadtapartments können wir nicht feststellen und dies wird sich meines Erachtens auch weiterhin so zeigen“, meint der Immobilienexperte. Die wochenlangen Beschränkungen zur Eindämmung der Pandemie könnten auch auf der Nachfrageseite für deutliche Veränderungen gesorgt haben. So nimmt laut Dr. Thomas Beyerle in Folge der Lockdown-Erfahrung die Diskussion zu den zukünftigen Ausstattungskriterien zu: „Ist die Zimmergröße noch adäquat und ist ein Balkon (sei er auch noch so klein) nicht doch besser?“ Schließlich haben die wochenlangen Ausgangsbeschränkungen und auch die Furcht um den Sommerurlaub so manchem bewusst gemacht, welche Vorteile damit verbunden sein können, ins Freie zu gehen, ohne die aktuelle Wohnung zu verlassen – egal ob am Wochenende oder unter der Woche. (ahu)