Corona verdrängt Niedrigzins
01.02.2021
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Die Corona-Krise bereitet den Anleger mehr Kopfzerbrechen als die Niedrigzinspolitik der EZB. Investoren sind zudem bereit, immer mehr Risiken einzugehen und in nachhaltige Geldanlagen zu investieren. Die Rendite spielt insgesamt nur eine Nebenrolle.
Der Mensch ist bekanntlich ein Gewohnheitstier und auch an das Schlechte kann man sich gewöhnen – vor allem wenn andere Dinge in den Fokus rücken: Die seit einem Jahrzehnt niedrigen Zinsen machen den Anlegern immer weniger aus. Diesen Schluss lässt zumindest die Gothaer Anlegerstudie zu, die die Gothaer Asset Management AG zum mittlerweile zwölften Mal durchführen ließ. So gaben in dieser nur noch 41 % der Befragten an, dass sie die Niedrigzinspolitik der EZB für falsch halten würden – ein Rückgang um satte 20 Prozentpunkte gegenüber der Vorjahresuntersuchung. Mittlerweile befürworten sogar 46 % der Umfrageteilnehmer die EZB-Zinspolitik – der höchste bisher gemessene Wert seit dem Jahr 2016. Wenig überraschend: Zustimmung erhält die EZB vor allem von denjenigen, die hohe Zinsen vor allem als Teil der Vergangenheit kennen: So sind 59 % der Befragten zwischen 18 und 29 Jahren der Meinung, dass die EZB mit ihrer Niedrigzinspolitik den richtigen Kurs gewählt hat. Dass die Zinspolitik der EZB auf immer mehr Zustimmung in der Bevölkerung stößt, könnte damit zusammenhängen, dass sie gerade in Zeiten gigantischer Corona-Hilfspaket förderlich ist: Die Zinslast, gerade für die junge Generation wird damit deutlich reduziert. „In Zeiten der Krise und vor dem Hintergrund der stark zunehmenden Staatsverschuldung zur Stützung der Wirtschaft ist es nicht verwunderlich, dass die Zinspolitik der EZB wieder auf mehr Zustimmung in der Bevölkerung stößt. Viele Menschen leiden schon jetzt unter den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie und befürworten daher die staatliche Unterstützung, die durch die niedrigen Zinsen erleichtert wird,“ erklärt Christof Kessler, Vorstandssprecher der Gothaer Asset Management AG.
Die Corona-Krise ist auch im Hinblick auf die Geldanlage das beherrschende Thema. So fürchten drei Viertel der Befragten, dass die Pandemie zu einem wirtschaftlichen Abschwung führen könne. Als Inflationsauslöser wird die Krise aber nicht unbedingt gesehen – wenn, dann ist eher das Gegenteil der Fall: So gaben bei der diesjährigen Befragung 60 % an, dass sie Angst vor Inflation hätten, im Vorjahr lag der Anteil der Inflationsängstigen noch um zwei Prozentpunkte höher. Durchaus interessant: Obwohl die Corona-Krise für viele Menschen massive wirtschaftliche Probleme zur Folge hat, die auch Auswirkungen auf die Altersvorsorge haben, ist die Angst davor gesunken, dass die getätigten Analgen später einmal nicht reichen werden, um den Lebensstandard zu halten: Nachdem bei der letztjährigen Befragung noch 47 % der Studienteilnehmer diese Antwort gaben, waren es in diesem Jahr nur 41 %, die sich so äußerten.
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