Coface: Branchenrisiken steigen weiter

02.08.2016

Foto: © Kurhan - fotolia.com

Der Aufschwung in der privaten Konsumnachfrage zeigt das wiedererstarkte Vertrauen der Konsumenten und auch der Unternehmen in Westeuropa. Dies positive Dynamik hat dazu geführt, dass sich die Informations- und Telekommunikationstechnologieund die Automobilbranchewieder in die Kategorie „niedriges Risiko“verbessert haben.

(fw/rm) Dies gilt für West- sowie Mittel- und Osteuropa. Von den gestiegenen Zulassungszahlen neuer Autos profitieren auch Unternehmen des Metallsektors. Die Einstufung in „hohes Risiko“ bedeutet eine Verbesserung des Sektors, dessen Umsatz zu 12 Prozent von der Automobilindustrie und 50 Prozent vom Bau getragen wird. Die zu Beginn des Jahres erkennbare leichte Erholung am Bau hat sich bestätigt. Das und die gestiegenen Baugenehmigungen (+35 Prozent in Spanien, +12,5 Prozent in Deutschland, +7,6 Prozent in Frankreich, jeweils im Jahresvergleich zum März) führten zur Verbesserung der Branche in „mittleres Risiko“. Vom positiven Trend durch konsumfreudige Verbraucher profitiert derTextilsektornur bedingt, da der harte Wettbewerb entgegenwirkt. Das mittlere Segment der Branche sieht sich einem starken Druck durch die großen europäischen Gruppen ausgesetzt. Obwohl Europa einen Aufschwungimpuls erlebt, stehen drei Branchen in Großbritannien besonders unter Beobachtung. Sie könnten unter der bevorstehenden Trennung von der EU leiden. Kurzfristig könnte der Bau, der 6,1 Prozent des BIP erwirtschaftet, durch steigende Importpreise aufgrund des billigeren Pfund ausgebremst werden. Pharmazie und Automobil fürchten Handelsbarrieren, weil ihre Produkte zu den wichtigsten Exportwaren zählen. Pharma hat einen Anteil von 7,8 Prozent an den Exporten, Automobil 11,3 Prozent.

Verschiebung zwischen Emerging Markets und Industrieländern

Lateinamerika ist weiter die Region mit den höchsten Risiken weltweit. Dort sind die SektorenEnergie, StahlundBauin der höchsten Coface-Risikostufe:„sehr hohes Risiko”.Auf der positiven Seite zu sehen ist die Zellstoff- und Papierproduktion in Brasilien. Hier wirkt sich, wie in anderen lateinamerikanischen Ländern auch, die gegenüber dem US-Dollar verbilligte Landeswährung aus. Der Real gab 2015 um 47 Prozent nach. In den ersten fünf Monaten 2016 stieg der brasilianische Export um 10 Prozent, das Risiko für diePapier- und Holz-Branchereduzierte Coface wieder in„durchschnittliches Risiko“. Unter den zwölf von Coface untersuchten Sektoren ist der Gesundheitsbereich global betrachtet die am wenigsten riskante. Trotz des herausfordernden internationalen Umfelds profitiert der Sektor von einer steigenden Nachfrage aus den Emerging Markets und den weitgehend stabilen Erstattungen in den entwickelten Ländern. Dies ermuntert Unternehmen zu investieren. Auch wegen der hohe Profite in Nordamerika hat Coface denPharma-Sektorin „sehr niedriges Risiko“ eingestuft. Allerdings verliert das Wachstum derzeit in den USA mit 1,8 Prozent insgesamt an Schwung. Die Einzelhandelsumsätze sinken aufgrund der gedämpften Nachfrage. DerTextilsektorin Nordamerika, der auch von dieser Verlangsamung betroffen ist, wurde in „hohes Risiko“ heruntergestuft.

Ölabhängige Regionen leiden unter globalem Trend

In einigen Regionen sind bestimmte Branchen besonders stark von negativen Faktoren betroffen. Im weitgehend Öl-abhängigen Nahen und Mittleren Osten haben Staaten Sparmaßnahmen ergriffen, die sich allerdings nachteilig auf andere Branchen auswirken. Die Sparpolitik, zum Beispiel die geringeren Subventionen für Sprit, bremst die Nachfrage der privaten Haushalte aus. Coface hat die BranchenAutomobil, Lebensmittel, EinzelhandelsowieTextil- und Bekleidungin „hohes Risiko“ herabgestuft. Auch in Emering Markets in Asien ist eine Politik mit weniger staatlichen Investitionen erkennbar. Dies trifft vor allem denBaubereich. Viele Bauunternehmen haben eine hohe Verschuldung, weil Auftraggeber die Zahlungen immer mehr verzögern. Die Branche wurde daher in „sehr hohes Risiko“ herabgestuft. Besser geht es der Agro-Lebensmittel-Branche. Sie wächst auch wegen der derzeit steigenden Preise für landwirtschaftliche Rohstoffe. www.coface.de