Bunter Schwarzer Kontinent
27.05.2014
Sebastian Kahlfeld
Südafrika – Traumland vieler Urlaubsreisender, Safari-Enthusiasten und Weinliebhaber. Das Land mit 55 Millionen Einwohnern, einer bewegten Vergangenheit und einer jährlich um 1,5 % wachsenden Bevölkerung hat erst kürzlich in relativer Ruhe seine lang erwarteten Parlamentswahlen abgehalten - mit wenig Überraschungen.
Trotz Korruptionsvorwürfen, einer festgefahrenen wirtschaftlichen Lage und fehlendem Reformwillen konnte sich die ehemalige Regierung wieder im Amt behaupten, nicht zuletzt dank eines großzügigen Sozialsystems, das wenigen Steuerzahlern Heerscharen von weitgehend ungelernten Arbeitssuchenden gegenüberstehen lässt. Umso überraschender erscheint die hohe Anzahl an erfolgreichen Unternehmen, die sich sowohl im Konsum-, Telekommunikations- und Transportwesen als auch dem Finanzsektor finden lassen. Dem stehen jedoch die Unternehmen negativ gegenüber, die man gemeinhin mit Südafrika in Verbindung bringt: Rohstoffförderer – sei es Platin, Gold oder anderes – kämpfen mit hohen Kostenstrukturen und starken Gewerkschaften, die auch politisch rege Einfluss nehmen. Fragt man sich, wo denn der wirtschaftliche Erfolg manches Unternehmens herrührt, so zeigt sich schnell die Situation, dass diese meist international diversifiziert sind und sich in Europa genauso heimisch fühlen wie in Australien oder vermehrt auch in Subsahara-Afrika. So verwundert es zunächst, dass mancher Möbelanbieter oder Logistikdienstleister mit vermeintlich europäischer Herkunft eigentlich aus Südafrika stammt. Das erklärt sich aber schnell dank der langen wirtschaftlichen Historie Südafrikas, die viel von den ehemaligen englischen Kolonialherren übernommen hat. Ein sich verstärkender und heiß diskutierter Trend ist jedoch die Expansion in Länder der direkten Umgebung. Noch ist der Beitrag Subsahara-Afrikas zu den Umsatzzahlen der führenden Unternehmen minimal und liegt meist unter 10%, abgesehen von manchen Rohstoffunternehmen. Das Wachstum jedoch ist meist im zweistelligen Bereich, ebenso schiebt sich der Fokus für Neuinvestitionen vermehrt auf bevölkerungsreiche Länder wie Nigeria, Kenia und Ghana. Besonders der Telekommunikationssektor liegt hier weit vorn und generiert teilweise mehr an Erträgen außerhalb Südafrikas als innerhalb.
Mit Blick auf die aktuelle Anzahl der modernen Einkaufszentren in Metropolen wie Lagos zeigt sich ein weiterer Trend: mit wachsenden Reallöhnen, insbesondere wenn die Pro-Kopf-Einkommen pro Tag über $2 steigen, nimmt die Nachfrage nach höherwertigen Konsumgütern sprunghaft zu. Folglich ist auch die Anzahl der geplanten Einkaufszentren deutlich gestiegen, während beispielsweise Bierkonzerne konstant steigende Absatzzahlen vermelden. Dass dies kein Selbstläufer ist, zeigen Risiken wie terroristische Anschläge, die jedoch bisher kaum Einfluss auf das rapide Wachstum dieser Volkswirtschaften nehmen konnten. Wachstumsraten von mehr als 5 % pro Jahr haben afrikanische Volkswirtschaften unter den 10 am schnellsten wachsenden Ländern weltweit etabliert und es ist unwahrscheinlich, dass sich dies kurzfristig ändern wird. Ausgehend von dem bis dato relativ geringen inter-afrikanischen Handel versuchen südafrikanische Unternehmen derzeit verstärkt, in diesem Segment Fuß zu fassen.
Da ist es nur bestärkend zu sehen, wie sich das Investitionsvolumen südafrikanischer und internationaler Unternehmen zunehmend erhöht und im besten Fall einen sich selbst verstärkenden Trend auslöst, der auch die institutionelle Stabilität der Länder vorantreibt.
(Autor: Sebastian Kahlfeld, Portfolio Manager bei Deutsche Asset & Wealth Management)