Bizarr: Kupfer und Gold steigen zusammen
29.07.2020
Bildunterschrift: Foto: ©Parilov – stock.adobe.com
In der Nacht zu Montag hat Gold sein Allzeithoch erreicht! Gleichzeitig steigt der Kupfer-Kurs wie verrückt. Dies ist sehr ungewöhnlich, denn: Während die hohe Gold-Nachfrage auf unsichere Märkte hindeutet, steht Kupfer für eine boomende Wirtschaft. Eigentlich nicht vereinbar. Warum also schießen die Preise beider Metalle gerade parallel nach oben?
Unsicherheit der Investoren überrascht in Zeiten der Corona-Krise niemanden. Weltweit gibt es immer wieder Schreckensmeldungen über hohe Infektionszahlen und niemand weiß, was übermorgen geschieht. Klar, dass Anleger Sicherheit suchen und sich in Gold flüchten. Daher hat das begehrte Edelmetall nun seinen bisherigen Rekord vom September 2011 gebrochen! Damals kostete die Feinunze noch rund 1921 Dollar. Die neue Bestmarke liegt mit 1944,71 Dollar deutlich darüber. Viele Analysten rechnen sogar damit, dass der Kurs 2020 oder 2021 die 2.000 Dollar knackt. Denn neben der Pandemie belastet außerdem der Konflikt zwischen den USA und China die Weltwirtschaft.
Es wird nicht genug „abgekupfert“
Aber warum steigt auch Kupfer? Während Gold als Krisenschutz für Anleger genutzt wird, findet Kupfer seine Verwendung als Rohstoff in der Industrie. Das bedeutet: Brummt die Wirtschaft, verteuert sich das Metall. Andersherum geht der Kurs auf Talfahrt, wenn die Konjunktur stottert. Erwartungsgemäß brach der Preis um mehr als ein Viertel ein im Zeitraum von Januar bis Mitte März. Insbesondere, weil China ungefähr die Hälfte des rotbraunen Metalls konsumiert und als Corona-Ursprungsland zuerst von der Krise betroffen war. Doch seitdem stieg der Preis wieder um satte 30 Prozent auf über 6.000 Dollar pro Tonne im Juni.
Dies liegt daran, dass China massiv investiert, damit sich die heimische Industrie schnell wieder von der Pandemie erholt. Gleichzeitig leidet der amerikanische Kontinent noch stark unter Corona. Da sich die Kupfer-Produktion in Südamerika konzentriert, hat das Virus das Angebot verringert. In Peru fahren einige der Minen erst jetzt langsam ihre Produktion wieder hoch. In Chile wurde der Minenbetrieb zwar aufrechterhalten, allerdings auf Sparflamme mit reduziertem Personal. Außerdem könnten anstehende Streiks und Wartungsarbeiten in den Minen das Kupferangebot weiter begrenzen.
Wie geht es weiter?
Wie sich der Kupferpreis weiterentwickelt, scheint unklar. Der traditionelle Kursmotor, ein starkes globales Wirtschaftswachstum, ist noch nicht wieder angesprungen. Allerdings könnte die Umsetzung des neuen EU-Stimulus-Pakets die Konjunktur wieder etwas ankurbeln. Wie so oft in Corona-Zeiten gilt wohl: Wer eine feste Prognose wagt, braucht sehr viel Mut! (sh)