Bitcoin: Winter in der Kryptowelt

09.01.2023

Dr. Marc-Oliver Lux, Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG / Foto: © Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG

Bitcoin & Co erfahren die schlimmsten Zeiten seit Bestehen. Die Szene spricht schon vom „Kryptowinter“. Die Preise sämtlicher Kryptowährungen kennen seit Monaten nur einen Weg: nach unten – und wie!

Noch vor einem Jahr war die Kryptomanie auf ihrem Höhepunkt und Bitcoin hatte die Marke von 67.000 Dollar überschritten. Überschwängliche Vorhersagen waren damals überall zu hören, die 100.000 US-Dollar-Marke nur noch eine Frage der Zeit. Bitcoin würde mittelfristig Gold verdrängen. Die Realität sieht anders aus: Aktuell ist ein Bitcoin schon für weniger als 17.000 US-Dollar zu haben, Tendenz weiter fallend.

Das Interesse von Anlegern ist praktisch zum Erliegen gekommen. Dies macht zunehmend auch großen Playern im Kryptomarkt zu schaffen. Wieder ist mit der Handelsplattform FTX.com ein bekanntes Krypto-Imperium an einer irreparablen Liquiditätskrise zusammengebrochen. Ein Rettungsversuch durch den Mitbewerber Binance scheiterte. Gründer von FTX war eine Ikone der Kryptowelt: Sam Bankman-Fried stand im September noch auf dem Titelblatt von „Forbes“ als einer der 400 reichsten amerikanischen Kapitalisten mit einem Vermögen von 26 Milliarden US-Dollar. Das Vermögen hat sich von jetzt auf gleich in Luft aufgelöst.

Der plötzliche Niedergang von FTX.com könnte die Aussichten der Anlageklasse, in Mainstream-Portfolios aufgenommen zu werden, dauerhaft zusetzen. Keines der bisherigen Implosionen und Skandale war so vernichtend wie die Enthüllung, dass sogar FTX unsolide war. Die Börse galt in der Kryptobranche bis vor Kurzem als einer der renommiertesten Namen.

Eingefleischte Anhänger von Kryptowährungen gibt es zwar nach wie vor. Unter institutionellen Investoren steigt die Abneigung. Viele professionelle Fondsmanager sind der Meinung, dass die Argumente für digitale Devisen als Portfolio-Diversifizierter, als digitales Gold oder gar sicheren Hafen entkräftet wurden. Die Verluste seien zu groß und die Marktstrukturen zu riskant. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis noch mehr Investoren abspringen und die Kryptopreise weiter einbrechen. Für den Moment bekommen somit eher die Kritiker recht, die das ganze System zum Scheitern verurteilt sehen.

Unsere Einschätzung: Der Kryptomarkt folgt wohl dem Beispiel Internet. Der Euphoriephase um die Jahrtausendwende folgte der Zusammenbruch und der Auswasch unsolider Konzepte. Auch im Kryptomarkt werden viele Projekte und Anbieter nicht überleben. Zumal aufgrund der hohen Geldströme, die hier mittlerweile bewegt werden, auch immer der Betrug um die Ecke lauert. Insofern kann der Winter in der Kryptowelt noch lange andauern, bis sich die Spreu vom Weizen getrennt hat und die Hybris aus dem Markt herausgespült ist. Spätestens aber wenn der Bitcoin für tot erklärt wird, könnte ein interessantes Einstiegsniveau erreicht sein.

Gastbeitrag von Dr. Marc-Oliver Lux, Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München