Bankkonten und Zinspapiere: Riskante Parkplätze
11.11.2020
Gottfried Urban, Urban & Kollegen Vermögensmanagement, Altötting / Foto: © Urban & Kollegen Vermögensmanagement
Drohende Inflation? Zu hohe Staatsverschuldung? Die Politik scheinen diese Gefahren derzeit völlig kalt zu lassen. Sie lässt die Notenpresse laufen und die Märkte mit Liquidität überschwemmen. Der Wirtschaftseinbruch aufgrund der Pandemie wird mit immer neuen Schulden bekämpft.
Solange die Notenbanken den Nullzins sicherstellen, kosten neue Staatsschulden die großen Nationen praktisch kein Geld mehr. Durch das Konzept der indirekten Finanzhilfe via Anleihenkauf kann ein Land nie mehr in eine finanzielle Notlage geraten, da jederzeit in beliebiger Höhe neu gedrucktes Geld ohne Zinslast zur Verfügung steht. Voraussetzung ist, dass die Notenbanken ihre Politik beibehalten und sich ein Land in seiner eigenen Währung verschulden kann.
Doch wie können die Schulden zurückgezahlt werden?
Es gibt mehrere Wege um die Schulden wieder in den Griff zu bekommen. Sparprogramme sind nach großen Krisen keine Option. Möglicherweise werden die „Reichen“ mit einer Vermögensabgabe beteiligt, was aber bei den aktuellen Summen nur politische Dramaturgie ist. Eine dosierte Inflation könnte auch helfen. Ein Schuldenschnitt ist dann der letzte Schritt, der meiner Meinung nach für die 2020er Jahre noch kein Thema sein sollte.
Tilgung rückt in weite Ferne
Ein eleganterer Weg für die Staaten: Nachdem die Notenbanken in ein paar Jahren vielleicht nahezu alle Staatsschulden halten, könnte man sich auf eine Verlängerung der Altschulden im Notenbankbestand auf 50 bis 100 Jahre einigen. Somit wäre eine Schuldentilgung über Generationen kein belastendes Thema mehr, und man würde sich unabhängig von künftigen Veränderungen in der Notenbankpolitik machen.
Weil ein Ende der Geldschwemme nicht in Sicht ist und immer mehr Geld auf begrenzte Vermögenswerte (Aktien, Immobilien, Grund und Boden, Gold, Kunst etc.) trifft, könnten die Preise also weiter steigen, teilweise scheinbar ohne realen Hintergrund. Sachwert-Besitzer und Aktionäre werden reicher. Konten- und Zinssparer werden relativ ärmer. Das negative Ergebnis beim Zinssparer wird politisch eingerechnet. Die schleichende Enteignung des Sparers beschleunigt sich meiner Meinung nach in den 2020 er Jahren. Es besteht somit Handlungsbedarf für die Langfristrücklagen auf Bankkonten und Zinsanlagen.
Kolumne von Gottfried Urban, Urban & Kollegen Vermögensmanagement, Altötting
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