Auch Gewohnheitstiere müssen sich der Evolution anpassen

10.11.2013

Claude Hellers

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Das gilt auch bei der Geldanlage. Jahrzehntelang haben die Deutschen auf Sparbuch und Bundesanleihen gesetzt. Das war für sicherheitsorientierte Anleger sinnvoll, solange diese Anlagen attraktive Zinserträge geboten haben. Doch diese Zeiten sind vorbei, die Zins- und Anleihemärkte haben sich gewandelt.

Anleger müssen auf diese Evolution reagieren anstatt an alten Zöpfen festzuhalten und damit nach Abzug der Inflation Geld zu verlieren. Das hat mittlerweile sogar die Mehrheit der Deutschen akzeptiert: 52 Prozent gehen davon aus, dass die Zinsen auf Bundesanleihen frühestens in drei Jahren wieder über der Inflationsrate liegen werden. Immerhin, der erste Schritt ist mit dieser Erkenntnis getan. Jetzt müssen Anleger nur noch handeln. Aber wie? So verzichtet ein Drittel der Deutschen, die Geld angelegt haben, auf eine Anpassung ihrer Anlagen auf die neue Situation, weil sie nicht wissen, was sie tun sollen.

Zwar gibt es heute keine risikofreie Rendite über Inflationsniveau mehr. Dennoch ermöglicht der globale Anleihemarkt trotz Niedrigzinsumfeld eine angemessene Rendite bei einem gut kontrollierbaren Risiko. Wichtig ist eine Kombination aus globaler Ausrichtung und Streuung über unterschiedliche Anleihesegmente hinweg. Vor allem aber ist eine fortlaufende Anpassung des Anleiheportfolios an sich ändernde Wirtschafts- und Finanzmärkte entscheidend. Staatsanleihen erstklassiger Bonität liefern Sicherheit und Liquidität. Anleihen von Unternehmen sowie Schwellenländer- und Hochzinsanleihen eröffnen höhere Renditechancen. Gerade im Hochzins- und Schwellenlandbereich müssen die Anleihen sorgfältig ausgewählt werden, da es hier große Schwankungen in der Qualität und damit im Risiko für den Anleger gibt. Es macht Sinn, die Auswahl einem Profi zu überlassen. Zusätzlich schützen inflationsindexierte Anleihen die Kaufkraft des Vermögens bei steigender Inflation und sollten daher ein weiterer Pfeiler eines sicherheitsorientierten Anleiheportfolios sein. Zwar bereiten Inflationssorgen derzeit keine schlaflosen Nächte. Aber es sind die künftigen Auswirkungen einer Geldentwertung, die Anleger im Blick haben müssen, nicht der heutige Preisauftrieb. Denn die extrem lockere Geldpolitik der US Notenbank und der Bank von Japan ist eine Gefahr.

Fazit: Die Evolution der Anleihe- und Zinsmärkte zwingt Anleger zum Umdenken. Absolute Sicherheit bei Zinsen deutlich über der Inflationsrate gibt es nicht mehr. Die Alternative? Ein flexibel gemanagtes Portfolio aus unterschiedlichen globalen Anleiheklassen. Dank einer guten Balance aus Sicherheit und Rendite ist es ein Basisinvestment auch für sicherheitsbewusste Gewohnheitstiere.

Autor: Claude Hellers, Leiter Retail / Wholesale Vertrieb bei Fidelity Worldwide Investment in Deutschland