Alle Hebel in Bewegung gesetzt und alle Register gezogen

16.03.2020

Joachim Fels, Global Economic Advisor bei PIMCO / Foto: © PIMCO

Die Notenbanken müssen jedoch nicht nur sicherstellen, dass sie einer expansiveren Fiskalpolitik den Weg ebnen. Sie müssen auch gewährleisten, dass die Kredite weiterhin bei den Firmen und Haushalten ankommen. Dazu bedarf es, erstens, regulatorischer Erleichterungen für jene Banken, die Geld an risikoreiche Schuldner verleihen. Zweitens benötigen die Institute billige und reichlich vorhandene Liquidität. Und drittens braucht es zielgerichtete Darlehensprogramme für Schuldner, die nicht aus dem Finanzsektor stammen – entweder via die (Geschäfts-)Banken selbst, oder direkt via die Bilanzen der Zentralbanken, mit oder ohne Haftungsfreistellung.

Mehrere solcher Maßnahmen sind von den Zentralbanken bereits verkündet worden – von der EZB und der Bank von England in der vergangenen Woche, von der Fed am vergangenen Sonntag. Von der Fed dürfte wahrscheinlich bald noch mehr kommen, eventuell schon an diesem Mittwoch und in der Form von zielgerichteten Darlehensprogrammen unter Sektion 13 (3) des Federal Reserve Act.

Ermutigend ist ferner, dass die von der Fed am Sonntag angekündigten Schritte helfen werden, ein ordnungsgemäßes Funktionieren des Zentrums und „Herzens“ des US-amerikanischen Finanzmarktes wiederherzustellen: nämlich des Marktes für US-Staatsanleihen und für Pfandbriefe.

  • Wie meine Kollegen Rick Chan und Tiffany Wilding in einem kürzlich veröffentlichten Blog-Beitrag erläutert haben, mangelte es dem üblicherweise sehr liquiden Markt für US-Staatsanleihen in den vergangenen Wochen genau daran. Der Grund hierfür: Investoren, die mit großen Fremdkapitaleinsätzen arbeiten (wie zum Beispiel Hedge-Fonds), versuchten bestimme Handelsstrategien anzuwenden, die den Verkauf (oder den Versuch des Verkaufs) großer Volumina von US-Staatsanleihen beinhalten – und zwar zu einem Zeitpunkt, zu dem Makler, die mit Notfallkrediten der Fed handeln, mit ernsthaften Bilanz-Engpässen und einem herausfordernden Arbeitsumfeld zu kämpfen hatten, um die Geschäfte am Laufen zu halten. Die Wiederaufnahme von Aufkäufen von US-Staatsanleihen durch die Notenbank (Fed) des Staates New York in der vergangenen Woche war ein erster Schritt, der dazu beitrug, die Engpässe abzufedern. Die jüngste Ankündigung der Fed, weitere 500 Milliarden US-Dollar an US-Staatsanleihen aufzukaufen, sollte im Laufe der Zeit die Liquidität und das reibungslose Funktionieren des Marktes für Staatsanleihen wiederherstellen.
  • Dann ist da noch die Ankündigung der Fed, ihre Positionen an hypothekarisch gesicherten Wertpapieren(MBS) nicht weiter zu reduzieren und stattdessen sogar zusätzliche öffentliche/staatliche MBS im Volumen 200 Milliarden US-Dollar aufzukaufen. Auch dieser Schritt wird umfassend dazu beitragen, dass die von der Geldpolitik bereitgestellten Mittel auch effektiv bei den Kreditnehmern ankommen werden. Meine Kollegen Mike Cudzil und Dan Hyman hatten in einem Blog-Beitrag vor zwei Wochen bereits auf folgenden Punkt hingewiesen: Die Tatsache, dass die Fed ihre Bestände an hypothekarisch gesicherten Wertpapieren weiter zurückgefahren hatte, trug zu einer Ausweitung der Spreads zwischen den Renditen von öffentlichen MBS und US-Staatsanleihen bei – und das wiederum verhinderte, dass die niedrigeren Zinsen vollständig bei den Kreditnehmern ankamen.

Als Fazit lässt sich festhalten: Politiker und Notenbanker einschließlich der Fed-Führung sind gerade dabei, sämtliche Hebel in Bewegung zu setzen, um die schweren ökonomischen und finanzpolitischen Verwerfungen abzumildern, die die schwerwiegendste weltweite Gesundheitskrise seit mehr als hundert Jahren verursacht. Es bedarf aber noch weiterer Schritte. Und wir werden wahrscheinlich in den nächsten Wochen und Monaten auch noch mehr davon zu sehen bekommen.

Kolumne von Joachim Fels, Global Economic Advisor bei PIMCO