Morgen & Morgen: Weniger als die Hälfte erhöht Überschussbeteiligung 2025

04.02.2025

Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik und Rating bei Morgen & Morgen / Foto: © Morgen & Morgen

Das unabhängige Analysehaus Morgen & Morgen hat die Überschussbeteiligungen von 49 Gesellschaften analysiert. Für 2025 hat weniger als die Hälfte ihre Überschussbeteiligung erhöht, der Großteil der Versicherer hält die Überschussbeteiligung auf dem Niveau des Vorjahres. Rund jeder Fünfte bietet drei Prozent und mehr.

Bereits Anfang 2023 deuteten erstmals seit langer Zeit erhöhte Überschussdeklarationen auf eine mögliche Trendwende hin. 2024 setzte sie ein, begünstigt durch den anhaltenden Zinsanstieg am Kapitalmarkt. Auch in diesem Jahr sind weitere Erhöhungen zu verzeichnen, wenn auch nicht in der Breite des Vorjahres. Das Analyseteam von Morgen & Morgen wirft einen detaillierten Blick hinter die Kulissen von 49 deutschen Lebensversicherern.

Neue Tarifgeneration

Für 2025 hat weniger als die Hälfte der 49 betrachteten Versicherer ihre Überschussbeteiligung erhöht, während ein Unternehmen nach einem deutlichen Anstieg im Vorjahr die Beteiligung leicht gesenkt hat. Der Großteil der Versicherer hält die Überschussbeteiligung auf dem Niveau des Vorjahres. Bei einzelnen Tarifen gibt es abweichende Deklarationen, insbesondere bei neueren Produkten wie Indexpolicen und der „Neuen Klassik“. Hier sind teils höhere Beteiligungen zu verzeichnen. „Unabhängig von einer Erhöhung der Deklarationen liegt die Verzinsung bei fast allen Versicherern mittlerweile bei mindestens zwei Prozent, während rund ein Fünftel sogar drei Prozent oder mehr erreicht. Das ist eine insgesamt sehr kundenfreundliche Entwicklung“, ordnet Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik & Rating, die aktuellen Zahlen ein. 

Haben im vergangenen Jahr 37 Versicherer zum Jahreswechsel ihre Überschussbeteiligung angehoben, sind es in diesem Jahr nur noch 18 Gesellschaften. 30 Versicherer halten die Beteiligung an ihren Überschüssen aktuell konstant. Das Niveau der Deklarationen erhöht sich insgesamt minimal. Die einzelnen Erhöhungen je Versicherer in der Differenz zum Vorjahr variieren von 0,10 bis 0,80 Prozentpunkten. Vier Versicherer knacken mit ihren diesjährigen Erhöhungen die 2-Prozent-Marke.

Insgesamt bieten damit bis auf drei Gesellschaften alle eine Überschussbeteiligung zwischen zwei und 3,25 Prozent. Knapp die Hälfte der Versicherer liegt mit ihren Überschüssen zwischen zwei und 2,5 Prozent. 13 Versicherer bieten über 2,5 Prozent, bleiben aber unter drei Prozent Deklaration. 10 Gesellschaften bieten drei Prozent und mehr. Zwei davon das Maximum von 3,25 Prozent. Im Mittel liegen die laufenden Verzinsungen der 49 Gesellschaften 2025 bei 2,5 Prozent, im Vorjahr waren es 2,4 Prozent.

Die höchste Beteiligung an den Überschüssen liegt weiterhin bei 3,25 Prozent. Diesen Wert erreichen inzwischen zwei Versicherer, im Vorjahr war es nur ein Versicherer. Die geringste Verzinsung bietet ein Versicherer mit 1,75 Prozent. Im Vorjahr war es ein anderer Versicherer mit 1,60 Prozent.

Kundenfreundliche Perspektive

Die stabilisierte Lage am Kapitalmarkt bringt positive Veränderungen für Versicherungsnehmer. Neben höheren Überschussbeteiligungen dürfen Versicherer nun wieder mehr Garantien aussprechen. Erstmals seit über 30 Jahren wurde der Höchstrechnungszins für 2025 wieder angehoben – von 0,25 auf 1,00 Prozent. Das bedeutet, dass Versicherer in ihren Tarifen einen Rechnungszins von 1,00 Prozent verwenden dürfen, wodurch höhere Garantien möglich werden. In den meisten Neugeschäftstarifen wird dieser Zins von 1,00 Prozent als Garantiezins genutzt. Dadurch können auch bestimmte Tarife wieder angeboten werden, die übergangsweise eingestellt werden mussten, da die erforderlichen Garantien zuvor nicht darstellbar waren, beispielsweise Riester-Tarife.

Anders als bei vergangenen Senkungen des Höchstrechnungszinses sind Versicherer jedoch nicht verpflichtet, die Erhöhung mitzugehen. Es kann auch Tarife geben, bei denen weiterhin niedrigere Rechnungszinsen verwendet werden. Dies kommt vereinzelt im Bereich der Biometrie-Produkte vor. In der Altersvorsorge hingegen steht das Ziel im Vordergrund, den Kunden möglichst hohe Garantien zu bieten. Langfristig gesehen sind die gestiegenen Zinsen ein gutes Zeichen für Versicherungsnehmer. Der Kapitalmarkt bietet bessere Möglichkeiten für die Neu- und Wiederanlage, wodurch eine höhere laufende Verzinsung der Kapitalanlagen  erzielt werden kann.

Gleichzeitig sinkt die Garantiebelastung der Versicherer, da die Zuführungen zur Zinszusatzreserve nicht mehr erforderlich sind. Das schrittweise Abschmelzen dieser Reserve führt zudem zu zusätzlichen Erträgen. Dies schafft mehr Spielraum für eine langfristig höhere Überschussbeteiligung – ein Trend, der sich bereits 2023 zeigte und sich weiter verstärkt. Ob und in welchem Umfang Versicherer ihre Überschussbeteiligungen sowie die Rechnungszinsen im Neugeschäft anpassen, hängt jedoch von verschiedenen individuellen Faktoren ab. Die Garantiebelastung des Bestandes, die Struktur der Kapitalanlage und die Geschäftspolitik jedes Versicherers spielen dabei eine entscheidende Rolle.

„Die Festlegung der Überschussbeteiligung ist eine sehr individuelle Entscheidung. Derzeit beobachten wir einen stabilen Markt, der Versicherte an der positiven Entwicklung teilhaben lässt und wieder attraktivere Produkte ermöglicht“, fasst Saal zusammen. (mho)

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