Nicht nervös werden, sondern langfristig denken

13.01.2017

Christian von Engelbrechten, Manager des Fidelity Germany Fund / Foto: © Fidelity

Was bringt das neue Jahr? Wohin bewegt sich der DAX? In welchen Sektoren lohnt sich ein Investment? Zu diesen und weiteren Fragestellungen gab Christian von Engelbrechten, Fondsmanager des Fidelity Germany Fund, der finanzwelt-Redaktion Auskünfte.

 finanzwelt: Herr von Engelbrechten, das ablaufende Jahr war kein einfaches. Nun haben die Optimisten wieder das Sagen und die Anleger sind in Hochstimmung. Wie schätzen Sie die wichtigsten Fundamentaldaten der deutschen Wirtschaft ein?

Engelbrechten: Der Ausblick für die deutsche Wirtschaft und deutsche Unternehmen bleibt zwar positiv, aber es besteht auch kein Anlass zur Euphorie. Bei einem moderat wachsenden Welthandel und einer positiven Entwicklung des Konsums wird das deutsche BIP-Wachstum 2017 laut Prognosen der Bundesregierung und der führenden Wirtschaftsinstitute voraussichtlich bei etwa 1,4% liegen. Das entspricht einer Verlangsamung gegenüber 2016. Die Unternehmensgewinne dürften zwar dieses Jahr leicht zweistellig steigen. Allerdings ist dies zu einem großen Teil auf Basiseffekte bei Finanzwerten und Profiteuren der gestiegenen Rohstoffpreise zurückzuführen. Das strukturelle Gewinnwachstum bleibt insgesamt niedrig und wird sich in den kommenden Jahren wieder im mittleren einstelligen Bereich einpendeln. Strukturelle Probleme wie die Verschuldungslevels der Staaten bleiben ungelöst und werden auch in Zukunft eine Wachstumsbremse sein. Es gilt also, die Branchen und Unternehmen zu identifizieren, die durch Produktinnovationen und Marktanteilsgewinne mehr bieten als einen kurzfristigen Aufschwung.

finanzwelt:  In welchen Sektoren sind Sie derzeit über-/untergewichtet, und wo haben Sie zuletzt Gewinne mitgenommen?

Engelbrechten: Auf Branchenebene halte ich an der starken Übergewichtung in den Bereichen Software, Medien, IT und Gesundheit fest. Das Portfolio zeichnet sich durch eine deutliche Übergewichtung von Unternehmen mit zweistelliger Gesamtkapitalrendite (Return on invested capital) und überdurchschnittlichem Gewinnwachstum aus. Diese finde ich in den genannten Sektoren. Ich meide weiterhin Restrukurierungsunternehmen und Unternehmen mit niedriger Gesamtkapitalrendite oder strukturell niedrigem Wachstum - also Versorger, Telekom oder Chemie.

Der Mediensektor ist besonders interessant, da die Unternehmen zwar zyklisch aber in der jüngsten Rally zurückgeblieben sind, während ich von den strukturellen Wachstumsraten überzeugt bin.

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