Frauen vor

01.07.2022

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Große Geldanleger setzen längst und umfangreich bei ihren finanziellen Transaktionen auf das Thema Nachhaltigkeit. Privatkunden hingegen halten sich noch immer zurück. Dies gilt besonders für Frauen, die sich oft überfordert zeigen. Es ist Aufgabe des freien Vertriebs, ihnen diese Scheu zu nehmen.

Nachhaltigkeit ist bei den Menschen angekommen. In einer von der Raiffeisen KAG Anfang 2021 beauftragten Studie von Spectra geben 91 % der Frauen und 83 % der Männer an, dass Nachhaltigkeit für sie im Alltag sehr wichtig oder wichtig ist. Sie pflegen einen verantwortungsvollen Lebensstil, indem sie regional und biologisch einkaufen (92 %), im Haushalt Energie sparen (73 %) und bewusst auf Plastikverpackungen und chemische Zusatzstoffe bei Produkten achten (66 %). Nach wie vor großes Potenzial gibt es allerdings im Bereich nachhaltiger Geldanlagen – sowohl bei Frauen als auch bei Männern: Nur 13 % geben an, auch beim Anlegen auf Nachhaltigkeit zu achten. „Das wollen wir ändern. Wir wollen Bewusstsein dafür schaffen, dass Menschen gerade beim Anlegen und Vorsorgen viel bewirken können. Denn hier geht es darum, gemeinsam Finanzströme umzulenken und verantwortungsvolles Wirtschaften sowie nachhaltige Produkte zu fördern“, sagt Christiane Flehberger, Leiterin des Institutionellen Kundengeschäfts bei der Raiffeisen KAG. „Insbesondere Frauen sind sich der Möglichkeiten, die Kapitalmärkte bieten, oft gar nicht bewusst“, so Ingrid Szeiler, Chief Investment Officer in der Raiffeisen KAG. „Sie lassen die Chancen der Kapitalmärkte nicht nur im Sinne der Nachhaltigkeit, sondern auch in finanzieller Hinsicht, einfach liegen, indem sie unerschütterlich auf klassische Sparformen setzen, die schon lange keine Erträge mehr bringen“, so die Finanzexpertin. Dass 36 % aller befragten Frauen ein Investment in einen Fonds überhaupt ausschließen, findet Szeiler sehr ernüchternd: „Das ist bedauerlich und auch unvernünftig. Denn Frauen haben aufgrund einer schlechteren Einkommenssituation durchschnittlich ohnehin schon weniger Geld zur Verfügung als Männer, und so gibt es auch kaum die Möglichkeit, ihr finanzielles Polster für die Pension durch eigenes Zutun aufzubessern“, bedauert Szeiler. „Wir appellieren an die Frauen, aktiv zu werden und den Kapitalmärkten eine Chance zu geben. Mit 50 Euro pro Monat kann man mit einem überschaubaren Betrag über einen Fondssparplan nachhaltig vorsorgen. Mit einem gemischten Fonds lassen sich die Risiken zudem stärker streuen.“

Viel zu viel Bescheidenheit

Der Raiffeisen KAG ist es wichtig, Frauen direkt zu adressieren und ihnen Möglichkeiten der Vorsorge über den Kapitalmarkt aufzuzeigen. Frauen hätten selbst oft den Eindruck, über weniger Kapitalmarktwissen zu verfügen als Männer, so Flehberger. „Auch wenn nachhaltiges Investieren generell an Bekanntheit zunimmt, hat die Studie doch auch gezeigt, dass es noch entscheidende Wissenslücken gibt“, berichtet sie. „Nur 15 % der Frauen (und 20 % der Männer) ist der Begriff ESG geläufig. Damit wird der Kern nachhaltigen Investierens derzeit noch von vielen nicht erfasst. Man sehe das als klaren Auftrag, sich weiter für die Wissensvermittlung einzusetzen und speziell auch Frauen mitzunehmen, so die Expertin. Wissen stärke die Kompetenz und diese wiederum die Sicherheit beim Investieren. Hier gelte es anzusetzen, um Frauen an die Kapitalmärkte heranzuführen.

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