Die Rolle der lebenslangen Rente in der geförderten Altersvorsorge

09.03.2023

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Aufgrund der großen Herausforderungen, vor denen die gesetzliche Renten-versicherung steht, wird es immer wichtiger, „mit eigenem Geld für das Alter sparen“. Der aktuelle Koalitionsvertrag sieht die Prüfung einer gesetzlichen Anerkennung von privaten Altersvorsorgeprodukten vor, die ein höheres Renditepotenzial als die Riesterrente aufweisen sollen. Die Frage, wie das an-gesparte Geld ausbezahlt werden soll, scheint bisher in der Diskussion allerdings kaum eine Rolle zu spielen.

Vor diesem Hintergrund hat das Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften im Auftrag des GDV einen Realitäts-Check typischer Vorurteile in Bezug auf die lebenslange Rente vorgenommen und die Risiken von Produkten quantifiziert, die kein lebenslanges Einkommen bieten.

Bedeutung der lebenslangen Rente zur Absicherung des Lebensstandards

Wenn im Alter der gewünschte Lebensstandard stark eingeschränkt werden muss, weil das selbst angesparte Geld aufgebraucht ist und die gesetzliche Rente nur noch einen deutlich niedrigeren Lebensstandard erlaubt, so stellt dies eine große Belastung dar. Die Finanzierung des gewünschten Lebensstandards besteht – insbesondere bei finanziell schwächer gestellten Bevölkerungsgruppen, für welche eine staatliche Förderung besonders wichtig ist – zu einem großen Teil in der Finanzierung regelmäßiger Ausgaben.

Eine lebenslange Rente sichert das Risiko ab, welches daraus resultiert, dass niemand wissen kann, wie alt er oder sie wird, und daher nicht planen kann, bis zu welchem Alter die regelmäßigen Ausgaben finanziert werden müssen.

Vorurteile in Bezug auf die lebenslange Rente

Es gibt zahlreiche Vorurteile gegen die lebenslange Rente. Die meisten basieren auf dem fundamentalen Fehler, nur die theoretisch ungünstigste Leistung einer lebenslangen Rente zu betrachten und diese mit der erwarteten oder gar erhofften Leistung anderer Produkte zu vergleichen. Dies ist aus fachlicher Sicht schlicht unsinnig. Ein sinnvoller Vergleich muss einerseits die garantierte (ungünstigste) und andererseits die mögliche Leistung mit-einander vergleichen: Beim Vergleich der möglichen Leistungen sind bei Produkten, die als Alternative zu Rentenversicherungen vorgeschlagen werden (z.B. typischen Fonds-entnahmeplänen) höhere Entnahmen darstellbar. Andererseits weisen diese Produkte überhaupt keine Untergrenze für die Leistung auf. Zudem besteht das Risiko, dass man länger lebt, als das Geld reicht. Somit sind Alternativprodukte per se weder besser noch schlechter, aber für das Ziel lebenslange Ausgaben zu finanzieren in aller Regel weniger gut geeignet.

Es wird auch oft behauptet, dass Rentenversicherungen zu unflexibel seien oder in der Rentenauszahlphase zu chancenarm anlegen. Tatsächlich gibt es in der privaten Alters-vorsorge eine große Vielfalt von Rentenversicherungsprodukten mit höherer Flexibilität oder chancenreicherer Kapitalanlage. Bei bisherigen geförderten Produkten schließt der Gesetz-geber allerdings oft einen großen Teil der möglichen Produktvielfalt von vorneherein aus.

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