Schwellenländer: Stabile Dividenden und steigender Aktionärsfokus

28.10.2021

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Seit die Märkte, im Rahmen der Corona-Pandemie, vor einem Jahr einbrachen, hatten es dividendenstarke Aktien nicht leicht. Weltweit gingen die Gewinnausschüttungen 2020, nach Zahlen des Janus Henderson Global Dividend Index, um 12,1 Prozent zurück. Die erzwungene Untätigkeit während der Lockdowns trieb viele Unternehmen dazu, Barmittel zu horten, anstatt Dividenden zu zahlen. In dieser Zeit bewiesen sich die Emerging Markets als stabile Region mit wenigen Kürzungen und Aussetzungen, sagt Valeria Vine, Investment Director bei Capital Group.

Die Auswertung des Janus Henderson Global Dividend Index zeigt ein uneinheitliches Bild: Britische Unternehmen etwa kürzten ihre Dividenden 2020 im Schnitt um 40 Prozent, in Kontinentaleuropa sanken sie um 31,9 Prozent. Anders war es in Nordamerika (+2,5%) und Japan (-5,6%). „Tatsächlich war Nordamerika die einzige Region, wo die Dividenden 2020 im Schnitt angehoben wurden – wenn auch bei weniger Aktienrückkäufen“, so Vine. Im Vergleich haben sich auch die Ausschüttungen in den Emerging Markets mit einem Minus von 8,8 Prozent als stabil bewiesen.

Gesunde Bilanzstrukturen

„Stabil waren die Dividenden in den Emerging Markets auch deshalb, weil die Finanzen vieler großer Unternehmen hier sehr solide sind“, analysiert Vine. Aufgrund der stärkeren Konjunkturschwankungen sowie der sozialen und politischen Unsicherheit an ihren Heimatmärkten würden Emerging-Market-Unternehmen Wert auf hohe Barmittelquoten legen. „Hinzu kommt, dass die Märkte für kurzfristiges Kapital weniger gut entwickelt sind und auch die Wechselkurse stärker schwanken“, sagt Vine. Für Unternehmen seien hohe Cash-Reserven daher normal.

Vergleicht man den MSCI EM Index mit dem MSCI World Index, so zeige sich, dass Unternehmen in den Emerging Markets in den vergangenen 15 Jahren permanent über höhere Barmittel als die MSCI-World-Unternehmen verfügten. „Als Corona für stärkere Volatilität sorgte, half ihre konservative Liquiditätspolitik den Emerging-Market-Unternehmen“, so Vine. Auch in Zukunft könnten diese Reserven nützlich sein.

Immer stärkerer Fokus auf Aktionäre

Hinzu käme, dass sich die Corporate Governance verbessere. „Je mehr Emerging-Market-Unternehmen in die internationalen Aktienindizes aufgenommen werden, desto wichtiger werden die Anforderungen und Wünsche internationaler Investoren“, erläutert Vine. Das zeige sich schon jetzt: Verglichen mit dem S&P 500 hätten Unternehmen aus dem MSCI EM mit rund fünf Prozent ein deutlich höheres Dividendenwachstum über die vergangenen fünf Jahre als ihre US-amerikanischen Konkurrenten (rund drei Prozent) gezeigt.

Investoren sollten jedoch darauf achten, möglichst wenige Staatsunternehmen in konjunktursensitiveren Branchen wie Öl und Gas, Industrie und Grundstoffe zu halten. Denn wie Vine weiß: „Die meisten sehr erfolgreichen Unternehmen der vergangenen Jahre befinden sich im Privatbesitz. Tätig sind sie in Branchen, die von der attraktiven Demografie der Region profitieren, von einer jungen und aktiven Bevölkerung und einer schnell wachsenden Mittelschicht.“ (fw)