Was taugt die Immobilie zur Altersvorsorge?

15.04.2020

Foto: © Thomas Reimer - stock.adobe.com

Die Nutzung der eigenen Immobilie gilt als die beste Altersvorsorge. Eine aktuelle Studie zeigt aber, dass viele Senioren sich im Alter trotz Immobilienbesitz einschränken müssen.

Endlich jeden Tag die Dinge tun zu können, die jahrzehntelang wegen der Arbeit zu kurz gekommen sind: Das ist sicherlich die Vorstellung, die viele Menschen vom Ruhestand haben. Doch die meisten Dinge sind nicht umsonst – ist aber kein Problem, wenn man mit einer eigenen Immobilie für das Alter vorgesorgt hat. Dass dem aber nicht immer so ist, zeigt eine aktuelle GfK-Studie im Auftrag von wertfaktor, für die 1.000 Eigenheimbesitzer über 65 Jahre befragt wurden. So gaben 67 % der Umfrageteilnehmer an, sich nicht alle Wünsche erfüllen zu können. Etwas mehr als 33 % der Befragten sagten aus, dass sie mit dem im Haushalt zur Verfügung stehenden Geld zwar auskommen würden, jede Ausgabe aber abwägen müssten. Knapp 3 % reicht ihr aktuelles Einkommen nicht für das tägliche Leben. Eine Möglichkeit, schnell an viel Liquidität zu kommen, wäre ein Verkauf des Eigenheims. Für 82 % der Befragten kommt dies allerdings nicht in Frage. Hierbei spielt der Wunsch, die eigene Immobilie später den Kindern überlassen zu wollen, nur eine untergeordnete Rolle: Nur 27 % der Befragten gaben an, dass sie deshalb auf den Verkauf des Eigenheims verzichten wollten.

Viele Wünsche scheitern an Realität

„Wünsche“ sind ein sehr dehnbarer Begriff und jeder versteht etwas anderes darunter, weshalb diese sehr unterschiedlich realisierbar sind. Nur mit ausreichendem finanziellen Budget lässt sich der meistgeäußerte Wunsch der Senioren erfüllen: 60 % wollen die Welt bereisen. Deutlich günstiger (zumindest meistens) ist das schon die Nummer 2 der Wünsche: 34 % wollen regelmäßig ins Restaurant gehen. Mit jeweils 27 % kommen Vorsorge für eventuell notwendige medizinische Maßnahmen und Pflege oder Investitionen in das Eigenheim auf Rang 3. Um sich ihre Wünsche erfüllen zu können, fehlt zwei Dritteln der Eigenheimbesitzer aber die notwendige Liquidität. Jeder vierte tilgt im Rentenalter zudem noch einen Immobilienkredit oder eine Hypothek. „Fast jeder wünscht sich doch, dass Eltern oder Großeltern ihren Ruhestand sorgenfrei genießen können. Wenn aber beispielsweise die eigenen Kinder noch in der Ausbildung sind, ist es selten möglich, die Eltern entsprechend zu unterstützen“, erklärt Christoph Neuhaus, Gründer und Geschäftsführer von wertfaktor die Herausforderung, vor der viele Familien stehen. Diese Herausforderungen können oftmals aber auch schon mit relativ kleinen Summen bewältigt werden. So gaben 29 % der Befragten an, dass sie mit bis zu 1.000 Euro mehr pro Monat zufrieden wären, 24 % wünschen sich lediglich 500 Euro mehr pro Monat.

„Unsere Studie zeigt, dass die Immobilie im Rentenalter nur noch bedingt ihren Zweck zur Altersvorsorge erfüllt. Viele Rentner benötigen finanzielle Flexibilität, ihr Vermögen ist jedoch gebunden. Offensichtlich wird Betongold als Ideallösung für jede Lebensphase überschätzt“, so Christoph Neuhaus. „Von Altersarmut trotz Eigentum kann man in vielen Fällen sicher nicht sprechen, von einer erzwungenen Altersbescheidenheit aber durchaus. Dabei haben sich viele Senioren ihre Träume für den Ruhestand aufgespart. Einmal nach Italien zur Olivenernte, ein Theater-Abo, das Haus altersgerecht einrichten oder regelmäßiger die Enkelkinder am anderen Ende der Republik besuchen – die Wünsche sind in der Regel gar nicht so groß.“ (ahu)