USA: Zinsen erhöht
15.12.2016
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Das für die US-Geldpolitik verantwortliche Offenmarktkomitee (FOMC) hat geliefert und wie allgemein erwartet die Leitzinsen (Fed Funds) um 25 Basispunkte auf jetzt 0,5%-0,75% angehoben. Der interessantere Teil der FOMC-Aussagen steckt allerdings in den Prognosen und Einschätzungen der Mitglieder, die vierteljährlich veröffentlicht werden. Die Wachstumsaussichten wurden ein weiteres Mal leicht zurückgenommen, das laufende Jahr soll jetzt noch 1,8% BIP-Zuwachs bringen vor einem Jahr wurden noch 2,4% angesetzt. Für 2017/18 werden weitgehend unverändert 2,1% und 2% zugrunde gelegt. Auf dieser Grundlage ergibt sich ein Zinspfad, der für 2017 drei weitere Schritte enthält und 1,25%-1,5% (1,375%) zu Ende 2017 vorsieht. 2018 soll drei weitere Schritte brimgen, die zur Spanne 2%-2,25% (2,125%) führen sollen. Die Währungshüter betonen in ihrer Stellungnahme, dass die Leitzinsen nur langsam steigen werden und noch für einige Zeit unter dem erwarteten Niveau bleiben werden. Zudem stellten sie ausdrücklich klar, dass die Entscheidungen über weitere Zinsschritte von der wirtschaftlichen Entwicklung und dem Eingang der Daten abhängig bleibt.
Letzteres bringt vor allem die Ungewissheiten über die Politik des zukünftigen Präsidenten Donald Trump ins Spiel, von dem offenbar viele Marktteilnehmer einen ähnlichen Kurs wie von Ronald Reagan in den 80ern erwarten: Die ersten Jahre der Reagan Ära waren geprägt durch eine stark expansive Fiskalpolitik mit hohen Staatsausgaben vor allem im Rüstungsbereich, die von einer straffen Geldpolitik begleitet wurden. Daraus ergab sich ein starkes Wachstum gestützt auf die Binnennachfrage, die zwar das Doppeldefizit des Staates und der Leistungsbilanz erzeugte, zugleich aber über den angefachten Börsenboom und hohe Zinsen einen starken Sog auf ausländische Investoren ausübte. Dieser Sog sorgte für so starke Portfolio-Zuflüsse in die USA, dass damit die extrem großen Defizite mehr als gedeckt waren. Daher begann ein Aufwertungstrend des Dollar, der weitere Zuflüsse anlockte durch die Aussicht auf Kursgewinne.
Es ist aber fraglich, ob sich dieses Rezept erneut verfängt: Die komplementären Überschüsse fielen damals vor allem in den arabischen Ölstaaten an, die bei den USA Schutz und Sicherheit suchten. Aktuell fallen die Überschüsse als Gegenposition zu den US-Defiziten vor allem in Chinas Einflussbereich an. Ob China gleichermaßen gewillt ist wie seinerzeit Saudis und Golf-Emirate, die USA bedingungslos zu finanzieren, bleibt abzuwarten. Von daher stehen auch die aktuell hohen Erwartungen an die US-Anlagen auf dünnem Eis. (mk)