Umfrage: Die Hoffnungen der Versicherer für die Bundestagswahl
18.02.2025

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Am kommenden Sonntag ist Bundestagswahl. Was sich die Branche vom Ausgang der Wahlen und der künftigen Bundesregierung erhofft, hat finanzwelt bei einigen Versicherungsunternehmen nachgefragt: Martin Gräfer, die Bayerische, Frank Kettnaker, ALH Gruppe, Dr. Guido Bader, Stuttgarter Lebensversicherung und Dr. Stefan M. Knoll, DFV Deutsche Familienversicherung.
Was erhoffen Sie sich am meisten vom Ausgang der Bundestagswahl und der künftigen Bundesregierung?
Martin Gräfer, Vorstand, die Bayerische

Die Bundestagswahl 2025 steht vor der Tür – und sie wird richtungsweisend. In Zeiten, in denen unsere westliche Wertegemeinschaft unter Druck steht, braucht es ein starkes Team Deutschland – geeint in der Demokratie, fest verwurzelt in Europa und bereit, die Zukunft mutig zu gestalten. Ich wünsche mir eine Regierung, die anpackt, statt zu lavieren. Denn die demographische Rentenkrise ist kein Problem von morgen, sondern eine Herausforderung von heute!
Wenn demokratische Parteien sich auf echte Lösungen einigen und ihre Stärken bündeln, ist Wachstum möglich – sozial, wirtschaftlich und ökologisch. Zusammenarbeit statt Polarisierung muss das Ziel sein! Warum nicht größer denken, neue Bündnisse innerhalb Europas stärken und mutige Reformen anpacken? Auch wir bei der Bayerischen übernehmen Verantwortung: 2025 werden wir konkrete, innovative Wege aufzeigen, wie Menschen sich gegen Altersarmut wappnen und ihren Lebensstandard im Alter sichern können. Am 23. Februar wählen gehen – für Demokratie, Zusammenhalt und eine starke Zukunft!
Frank Kettnaker, Vorstand für Vertrieb und Marketing der ALH Gruppe

Ich erwarte von der neuen Bundesregierung in Bezug auf die Sicherungssysteme einen klaren Fokus auf den tatsächlichen Bedarf der gesamten Bevölkerung und nicht nur auf einen Teil davon. Fakt ist, dass die Sozialversicherungssysteme an ihre Grenzen stoßen. Das betrifft die gesetzliche Rentenversicherung, die Krankenversicherung und die Pflegeversicherung. An die Grenzen stoßen die gesetzlichen Systeme aber nicht, weil die Verantwortlichen einen schlechten Job machen, sondern weil das Umlagesystem bei einer älter werdenden Gesellschaft nicht mehr funktioniert. An der demografischen Entwicklung wird sich auch nichts ändern.
Bei einer ehrlichen Analyse hilft ein Herumdoktern an den Symptomen nicht weiter. Die Lösung liegt in der funktionierenden privaten Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung. Wenn ich darüber hinaus noch einen Wunsch an die neue Bundesregierung frei hätte, wünsche ich mir für uns alle eine Regulierungspause. Die dem Kunden auszuhändigen Unterlagen bei Vertragsabschluss füllen mittlerweile ganze USB-Sticks. Wer soll das alles noch lesen und gar verstehen? Die Entbürokratisierung wurde ja schon so oft versprochen – wann geht es damit los?
Dr. Guido Bader, Vorstandsvorsitzender der Stuttgarter Lebensversicherung

Was bisher in diesem Wahlkampf überhaupt kein Thema war: wie kann eine Reform des Rentensystems aussehen? Denn dass die staatliche Rente in Zukunft nicht ausreichen wird, ist klar. Dies muss die neue Regierung zunächst einmal eingestehen und die Menschen ganz allgemein zu mehr privater und betrieblicher Vorsorge ermuntern. Dazu sollte die Politik Anreize in Form einer staatlich geförderten privaten Altersvorsorge setzen. Ich fordere hier schon lange eine Reform der Riester-Rente – ganz bewusst eine Reform und kein neues Produkt. Grundsätzlich ist Riester nämlich ein gutes Produkt, das aber mittlerweile einfach viel zu kompliziert und reformbedürftig geworden ist.
Die Absenkung der Garantien und die Erhöhung sowie Dynamisierung der förderfähigen Höchstbeträge wären zentrale Schritte, das Produkt für die breite Masse wieder interessant zu machen. Gleichzeitig müssen die Bürokratie reduziert, das Zulagensystem vereinfacht und eine lebenslange Rente weiterhin sichergestellt werden. Hier sehe ich dringende Anpassungsbedarfe der neuen Regierung damit die „modernisierte Riester-Rente“ langfristig erfolgreich sein und Millionen von Menschen eine solide private Vorsorge ermöglichen wird. Neben der geförderten privaten Altersvorsorge ist auch die Weiterentwicklung der bAV extrem wichtig. Hierzu hatte das Betriebsrentenstärkungsgesetz 2.0 schon viele gute Ansätze, die es nun schnell wieder aufzugreifen gilt.
Dr. Stefan M. Knoll, Vorsitzender des Vorstandes, DFV Deutsche Familienversicherung AG

Ich hoffe, dass Friedrich Merz Bundeskanzler wird, die CDU/CSU höchstens einen Koalitionspartner braucht und wir dann in Deutschland wieder zur Normalität zurückkehren. Dazu gehört nicht nur eine Abkehr von der Politik der Ampelkoalition, sondern auch von der visionsfreien Verwaltungspolitik einer Angela Merkel. Konkret erwarte ich von der neuen Bundesregierung eine deutsche Initiative für Europa, damit sich die EU wieder auf das konzentriert, wozu wir sie wirklich brauchen, eine gemeinsame Sicherheitsarchitektur, einen gemeinsamen Energiemarkt und eine europäische Wirtschaftspolitik. Wir brauchen Europa nicht für die Fortschreibung des entstandenen bürokratischen Wahnsinns. Ich erwarte im Rahmen einer solchen Initiative dessen drastische Reduzierung, unter anderem dem Stopp der geplanten Nachhaltigkeitsberichterstattung und von FiDA. Ich erwarte national einen erheblichen Eingriff in die Sozialsysteme, nicht nur beim Bürgergeld, sondern auch bei der gesetzlichen Kranken- und Rentenversicherung, um die Obergrenze von 40 % der Sozialversicherungsbeiträge wieder zu erreichen und eine substantielle Korrektur der bisherigen Migrationspolitik. (mho)

Große Unwissenheit über Pflegekosten und Vorsorgemöglichkeiten
