Telematik ermöglicht nutzungsabhängige Kfz-Tarife

05.03.2013

Towers Watson ist mit Vodafone eine strategische Partnerschaft eingegangen, um gemeinsam Telematik-Lösungen für den europäischen Kraftfahrt-Versicherungsmarkt zu entwickeln. Der britische Versicherer AIG Europe Limited ist einer der ersten Kunden, der den Service als Pilotprodukt einsetzen wird.

(fw/db) Die Kombination aus dem Telematik-Angebot „Vodafone Vehicle Connect“ der Vodafone GmbH und dem in den USA bereits sehr erfolgreichen „DriveAbility“-Produkt der Unternehmensberatung Towers Watson ermöglicht es auch den Versicherungsunternehmen in Europa, in sehr kurzer Zeit ein Telematik-Produkt zu einem wettbewerbsfähigen Preis auf den Markt zu bringen.

"Die technischen Möglichkeiten von Vodafone zur sekundengenauen Aufzeichnung, Übermittlung und Speicherung des Fahrverhaltens ergänzt ideal unsere Kompetenz in der analytischen Unterstützung bei der Entwicklung entsprechender Versicherungsprodukte“, sagt Frank Sommerfeld, Leiter Sachversicherung bei Towers Watson in Deutschland und Kontinentaleuropa.

Von der Vision zum Geschäftsmodell und neuer KFZ-Tarifkalkulation

Für Versicherer und Versicherte bietet die nutzungsabhängige Autoversicherung Vorteile. Das Einverständnis des Kunden vorausgesetzt, ist der Versicherer mit Telematik-Lösungen in der Lage, hochgranulare (d. h. im Sekundentakt gesammelte) Daten zum Fahrverhalten des Kunden zu erfassen und ihm optional weitere wertvolle Dienste anzubieten. Automatisierte Anrufe bei Unfällen die Leben retten können oder das Verfolgen gestohlener Fahrzeuge sind zukünftige Anwendungen.

Kfz-Versicherer werden aus einer Vielzahl von Geräten zur Datenaufzeichnung auswählen können. Der angebotene Service verbindet die detaillierten Fahrzeugdaten mit relevanten externen Informationen wie Verkehrsabläufen oder Wetterdaten und verbessert so die Genauigkeit eines Fahrzeug-Scores, der von Towers Watson bereits gestellt wird und in die Tarifierung einfließen kann.

Einen Großteil der Geräte zur Datenaufzeichnung und -übermittlung werden die Versicherer ihren Kunden künftig zur Selbstinstallation anbieten, darunter auch Optionen wie „Try before you buy”, die als Testversionen über Smartphones offeriert werden können. Zusatzleistungen, etwa Empfehlungen zu sicherem Fahrverhalten, erhöhen die Kundenbindung und werden technisch durch die Call-Center der Versicherer oder über Smartphones und Websites abgewickelt.

Unisex-Regelung befeuert die Telematik-Entwicklung in Europa

In den vergangenen Monaten haben mehr Versicherer signalisiert, dass sie Telematik einsetzen wollen. Vor dem Hintergrund der EU-weiten Unisex-Regelung oder aufgrund des Potenzials von Telematik, zu besserem Fahrverhalten und mehr Verkehrssicherheit beizutragen – und damit für viele Fahrer letztlich zu günstigeren Kfz-Tarifen führen kann, ist das Projekt im Vertrieb von Interesse.

Dietmar Braun, Redakteur finanzwelt

finanzwelt-Hintergrundwissen:

Was ist Telematik?

Aus Telekommunikation und Informatik entstand der Begriff Telematik. In der Assekuranz ist damit gemeint, dass ein Endgerät Informationen zum Fahrverhalten aufzeichnet, die Daten an einen zentralen Server sendet, der diese dann speichert. Im Anschluss daran werden die Daten dann analytisch ausgewertet. Bei diesen Daten handelt es sich einerseits die Daten zum Fahrverhalten (Bremsen, Geschwindigkeit, Kurvenverhalten), andererseits können diese auch um externe Informationen zu Wetter, Verkehrslage, Tageszeit ergänzt werden. Dabei gilt: Je detaillierter (granularer) die Daten, desto mehr Zusatzleistungen kann der Versicherer erbringen.

Wie nutzt der Versicherer die Daten?

Der Versicherer analysiert die Daten mittels einer Software und zieht Rückschlüsse für einen individuellen Kfz-Tarif. Ein nutzungsabhängiger KFZ-Tarif über die tatsächliche Nutzung des Fahrzeugs wird möglich. Der Versicherer nutzt die Daten, um wertvolle Zusatzdienste als Assistance den Kunden anzubieten: Rückmeldung zum eigenen Fahrverhalten, Fahrzeugrückverfolgung bei Diebstahl, automatisches Absetzen eine eCalls bei Unfällen, automatisiertes Fahrtenbuch, elterliche Kontrolle über das Fahrverhalten ihrer Kinder.