„Rückschau und Ausblick auf den Markt für Strukturierte Produkte“
07.02.2013
Im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise wurde massive Kritik an der Anlageform Strukturierte Produkte geäußert. Die Produkte seien intransparent und die Branche als solche unüberschaubar.finanzwelt sprach mit Georg von Wattenwyl, Leiter Financial Products, Advisory & Distribution im Investment Banking der Bank Vontobel, Schweiz.
(fw/ah) finanzwelt: Herr von Wattenwyl, seit Ausbruch der Wirtschafts- und Finanzkrise wurde Ihre Branche massiv kritisiert. Die Konsequenz waren unter anderem Vorbehalte der Anleger gegenüber dieser Anlageklasse. Wie haben Sie diese Kritik aufgenommen?
von Wattenwyl: Aus der Kritik hat die Branche gelernt. Man reagierte rasch auf die neue Situation am Markt und versuchte die Transparenz der Strukturierten Produkte zu verbessern sowie das Emittentenrisiko zu bewirtschaften. Mit der Lösung der neuen Risikokennzahl "Value at Risk" konnte die Transparenz verbessert werden und mit der Einführung von "Collateral Secured Instruments" (COSI) die Minimierung des Emittentenrisikos.
finanzwelt: "Die Krise der strukturierten Produkte ist vorbei", so äusserte sich unlängst Ihr Kollege und SVSP-Präsident, Herr Roger Studer, in der Neue Zürcher Zeitung. Teilen Sie diese Ansicht?
von Wattenwyl: Ja ich teile diese Ansicht mit Roger Studer. Strukturierte Produkte haben Ihren festen Platz in der Vermögensverwaltung und die Volumen haben im laufenden Jahr bereits wieder merklich angezogen.
finanzwelt: Roger Studer spricht einen Portfolioanteil von strukturierten Produkten bis zum Jahre 2013 in Höhe von 15 Prozent an. Ein sehr ehrgeiziges Ziel. Was sind nach Ihrer Auffassung konkrete Teilziele/Meilensteine, um dies zu erreichen?
von Wattenwyl: Die Zahl kommt daher, dass wir einen Anteil von 15% im Verhältnis als sinnvoll erachten. Dies zu erreichen erfordert eine nachhaltige, kontinuierliche, qualitativ hochstehende Aufbauarbeit und keine schnellen Wachstumsboosts.
finanzwelt: Ihr Institut hatte im Juli dieses Jahres einen Marktanteil bei strukturierten Produkten von rund 25 Prozent. Sehr stattlich. Ist es bei der Fülle an relevanten Emittenten nicht schwierig, diesen hohen Marktanteil auf Dauer zu halten?
von Wattenwyl: Doch das ist in der Tat schwierig. Es ist jedoch nicht unser Ziel, eine bestimmte Kennzahl punkto Marktanteil zu halten, sondern wir wollen weiterhin einfach bei den führenden Emittenten dabei sein und so die Entwicklung der Branche maßgeblich mitprägen.
finanzwelt: Beim Swiss Derivative Award 2010 wurden Sie mit drei Auszeichnungen geehrt. Welche aktuellen Trends und Themen sind zurzeit für Sie von grossem Interesse? Aktuell haben Sie einige Produkte mit Anlagefokus Brasilien in der Zeichnung.
von Wattenwyl: Ja, das Voncert auf Brazilian Growth Basket" behandelt das Thema brasilianischer Binnenmarkt und ist ein Beispiel, wie wir mit Strukturierten Produkten flexibel auf ein bestimmtes Thema eingehen können. Daneben birgt das aktuell tiefe Zinsniveau grosse Herausforderungen für die Fixed Income Anleger, wo wir mit strukturierten Produkten Alternativen erarbeiten. Punkto Aktienmärkte erwarten wir für den Rest des Jahres weiterhin volatile Märkte, was wahrscheinlich wiederum Opportunitäten für interessante Aktienprodukte bringen wird.
finanzwelt: Die Bank Vontobel präsentierte vor kurzem gute Zahlen, die in der Finanzcommunity entsprechend aufgenommen wurden. Das Geschäft mit innovativen Finanzprodukten gehört sicherlich dazu. Welche strategische Ausrichtung verfolgen Sie auf dem deutschen Markt für Zertifikate und welche konkreten Massnahmen beabsichtigen Sie in absehbarer Zukunft zu tun?
von Wattenwyl: In Deutschland wollen wir nach der Schweiz unser zweites Standbein aufbauen und wir sind im Moment daran, unsere Organisation vor Ort auf der ganzen Wertschöpfungskette weiter auszubauen. Auch möchten wir unser Produktangebot gezielt weiter ausbauen und mit Deritrade - ein Tool welches unseren Business to Business Kunden ermöglicht, Ihre Produkte selber nach eigenen Bedürfnissen zu konstruieren - im Markt etablieren.