Philippinen: Der Shootingstar in Asien-Pazifik

24.07.2016

Jason Pidcock

Eine schnell wachsende Wirtschaft, günstige demografische Trends, ein niedriger Schuldenstand und größtenteils positive politische Rahmenbedingungen machen die Philippinen zu einem kommenden Star unter den Schwellenländern in der Region Asien-Pazifik. Das Zusammenspiel dieser Faktoren dürfte den Binnenkonsum ankurbeln:

Solide geführte, wachsende Konsumunternehmen sollten bestens aufgestellt sein, um von dieser Entwicklung zu profitieren. Von allen investierbaren Ländern in der Region Asien-Pazifik weisen die Philippinen vermutlich die vielversprechendste makroökonomische Ausgangslage auf. Einerseits liegt das BIP pro Kopf nur bei rund 2.900 USD1 und beträgt damit weniger als die Hälfte des BIP pro Kopf von Thailand. Andererseits sind die Philippinen mit konstanten Wachstumsraten von jährlich 6 Prozent nicht nur die sich am schnellsten entwickelnde Volkswirtschaft in Asien, sondern verfügen auch über ein demografisches Profil, das den dort ansässigen Unternehmen, insbesondere im Konsumgüterbereich, langfristig nachhaltiges Wachstum bescheren sollte.

Die demografische Dividende

Die 7.641 Inseln der Philippinen, die zusammen eine Fläche von der Größe Italiens bilden, sind reich an natürlichen Ressourcen und biologischer Vielfalt. Der wahre Wirtschaftsmotor des Landes sind jedoch seine Einwohner. Mehr als die Hälfte der rund 100 Millionen Einwohner sind unter 30 (siehe Grafik). Die Lebenserwartung steigt und die Geburtenrate bleibt trotz eines leichten Rückgangs hoch, sodass die Einwohnerzahl der Philippinen in den nächsten 30 Jahren voraussichtlich auf 150 Millionen steigen wird. In einem größeren Zusammenhang betrachtet, legen die demografischen und wirtschaftlichen Daten des Landes nahe, dass sich die Philippinen langfristig den Maßstäben eines Industriestaats annähern werden. Das bedeutet kleinere Familien mit weniger unterhaltsbedürftigen Personen und einen höheren Ausgabenspielraum. Tatsächlich wächst die philippinische Mittelklasse rasant. Die verfügbaren Einkommen sind in den letzten drei Jahren auf Jahresbasis um 14 Prozent gestiegen und der Anteil der Beschäftigten, die mehr als 5.000 USD verdienen, ist von 6 Prozent im Jahr 2005 auf 21 Prozent im Jahr 2013 in die Höhe geschnellt2. Vor dem Hintergrund, dass die Wirtschaft des Landes in der Wertschöpfungskette weiter nach oben klettert wird, gehe ich von einer Bestätigung dieser Trends aus. Die momentane Staats-, Firmen- und Privatverschuldung auf den Philippinen befindet sich auf einem niedrigen Stand. So gehört der Schuldenanteil der Privathaushalte mit nur 8 Prozent des BIP zu dem geringsten weltweit. Dieses niedrige Schuldenniveau bringt verschiedene Vorteile mit sich. Das Wachstumspotenzial im Privatkunden- und Firmenkreditgeschäft von Banken bietet enorme Chancen, Impulse für die einheimische Wirtschaft zu liefern. Auch auf staatlicher Ebene besitzt die Regierung dank der niedrigen Verschuldung, dem soliden Haushalt und der Abwesenheit von inflationsbedingten oder handelsbilanziellen Schwierigkeiten viel Spielraum, was die Finanzierung von Investitionen durch Fremdkapital betrifft. Das Land verzeichnet derzeit einen Leistungsbilanzüberschuss, der durch monatliche Zuflüsse aus dem Ausland gestützt wird. Es scheint, als wirken sich all diese Aspekte positiv auf das Land aus. Die weite Verbreitung der englischen Sprache ist ein wichtiger Faktor bei der Gewinnung ausländischer Direktinvestitionen für die Dienstleistungsbranche und nicht wenige Unternehmen haben bereits Back-Office-Prozesse in den Inselstaat verlagert. Arbeitsplätze werden zunehmend in städtischen Gebieten geschaffen, obgleich auch der Tourismus eine wichtige Branche darstellt, die angesichts des Besucherzuwachses aus China rasant zulegt.

Vorteile einer flexiblen Erwerbsbevölkerung

Dank der jungen Bevölkerung gibt es darüber hinaus eine Vielzahl von Arbeitskräften für die Besetzung freier Stellen. Dies dürfte die Lohnkosten niedrig halten – ebenso wie die Tatsache, dass rund 10 Prozent der Bevölkerung außer Landes lebt. Die Arbeiter im Ausland verdienen ihr Geld in einer Vielzahl unterschiedlicher Bereiche und senden meist einen erheblichen Lohnanteil zurück an ihre Familien, bevor sie dann für die zweite Hälfte ihres Arbeitslebens nach Hause zurückkehren. Dies bedeutet, dass bei einem Anstieg des Wirtschaftswachstums auf einen Pool an Arbeitskräften zurückgegriffen werden kann und weniger Menschen die Philippinen auf der Suche nach bezahlter Arbeit verlassen. Wie in jedem anderen Land gibt es jedoch Beschränkungen, was das wirtschaftliche Wachstum angeht. Auf den Philippinen sind diese hauptsächlich mit der Infrastruktur verbunden. Das Land würde von einem Ausbau des Straßen- und Schienennetz sowie anderen Infrastrukturmaßnahmen profitieren. Der neu gewählte Präsident Rodrigo Duterte hat zugesagt, die Ausgaben für die Infrastruktur von 3,3 Prozent auf 5 Prozent des BIP zu erhöhen.

Günstige politische Rahmenbedingungen

Das politische Umfeld stellt in Schwellenländern stets ein Risiko dar. Alles in allem scheint die politische Situation in den Philippinen jedoch stabil und dürfte sich positiv auswirken. Präsident Duterte redet offen – gelegentlich zu offen – über seine Pläne. Ich denke aber, dass die Wirtschaft und dadurch auch die Börse von ihm profitieren werden. Sein Plan zur Bekämpfung der Korruption mag etwas unorthodox klingen, doch das Ziel an sich ist gut. Es herrscht Aufbruchsstimmung im Land und die Bevölkerung ist insgesamt optimistisch gestimmt. Auch sein deutlicher Wahlsieg, der zudem von allen Seiten akzeptiert wurde, ist positiv zu bewerten. All diese Aspekte zusammen genommen ergeben für mich ein Umfeld, das dem wirtschaftlichen Wachstum, und insbesondere dem Wachstum des Binnenkonsums, ausgesprochen zuträglich sein wird. Die Philippinen holen ihren Rückstand gegenüber anderen Ländern auf, auch wenn dieser Prozess noch einige Zeit lang dauern wird. Wirtschaftlich gesehen dürfte der Inselstaat Thailand im Hinblick auf das BIP pro Kopf in den nächsten 15 bis 20 Jahren einholen.

Wie fügen sich die Philippinen in das Portfolio ein?

Die makroökonomischen Anreize der Philippinen lassen sich nur schwer von der Hand weisen. Als Fondsmanager lautet die grundlegende Frage, ob es attraktive, gut geführte Unternehmen gibt, in die ich investieren kann. Auch wenn dieser reifende Markt nicht die gleiche Auswahl wie einige weiterentwickelte Länder seiner Vergleichsgruppe bietet, so gibt es doch eine Reihe von Unternehmen, die unseren Anlagekriterien entsprechen. Momentan sind wir in drei Unternehmen investiert, die als Indikatoren des inländischen Verbrauchs dienen und zusammen genommen Zugang zu vielen verschiedenen Branchen ermöglichen. Bei einem Unternehmen handelt es sich um einen breit aufgestellten Mischkonzern, bei einem anderen um ein im Immobilienbereich tätiges Unternehmen, das sich auf Einkaufszentren konzentriert. Dadurch decken wir die Konsumbranche insgesamt ab, da die Mieter aus verschiedenen Bereichen wie Nahrungsmittel und Getränke, Mode sowie anderen Bereichen des Binnenkonsums stammen werden. Das dritte Engagement betrifft einen erfolgreichen Snack-Hersteller, der seine Produkte auf den Philippinen und in angrenzenden Ländern verkauft. Die Renditen fallen hierbei erwartungsgemäß geringer aus als in anderen Märkten. Dies ist jedoch eher aufgrund ihres Wachstumspotenzials als ihrer Dividenden interessant. Obwohl diese Titel letztendlich ein kräftiges Dividendenwachstum liefern dürften, muss nicht jede Position eine überdurchschnittliche Dividendenrendite aufweisen. Es gibt sehr gute Gründe, einige ausgewählte Aktien mit geringeren Renditen aufzunehmen, die zu einer höheren Gesamtrendite beitragen. Meiner Ansicht nach bieten die Philippinen Zugang zu einem der besten und am schnellsten wachsenden Schwellenmarkt. Darüber hinaus schaffen sie im Portfolio einen Ausgleich zu den renditestarken Unternehmen in den am stärksten entwickelten asiatischen Märkten.

Ein Kommentar von Jason Pidcock, Fondsmanager des Jupiter Asia Pacific Income SICAV

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