Niedrigzinsen kosten Privathaushalte seit 2010 200 Milliarden Euro
10.04.2016
Foto: © Thomas Reimer - Fotolia.com
Seit einigen Jahren sind tendenziell immer weiter sinkende Zinsen zu beobachten. Sowohl im Bereich der Geldanlage als auch bei Krediten wurden immer neue historische Tiefststände erreicht.
(fw) Zu den Folgen zählt ein Einbruch der Zinseinkünfte privater Haushalte. Im Vergleich zu einem unterstellten „Normalzinsniveau“ summieren sich die Einkommenseinbußen in den letzten sechs Jahren auf über 260 Mrd. Euro. Auf weitere 82 Milliarden Euro dürften sich die Einbußen nach Berechnungen des DZ BANK Research im Jahr 2016 belaufen. In den Jahren 2011 bis 2013 ist die Durchschnittsverzinsung verzinslicher Geldvermögensanlagen sogar unter die Inflationsrate abgesackt. Im letzten und vorletzten Jahr konnte lediglich dank der Sondersituation extrem niedriger Inflationsraten ein leicht positiver Realzins registriert werden. Den Zinseinbußen bei der Geldanlage stehen Einsparungen bei Kreditzinsen von 108 Mrd. Euro in den vergangenen sechs Jahren entgegen. Im laufenden Jahr dürfte die Ersparnis bei rund 36 Milliarden Euro liegen. Insgesamt fällt die Bilanz der direkten finanziellen Auswirkungen niedriger Zinsen auf die Privathaushalte mit einem Minus von rund 200 Milliarden Euro aber negativ aus. Ausweichreaktionen institutioneller und privater Anleger können zu Preisblasen auf Aktien- und Immobilienmärkten führen. Auch wenn das Risiko von Übertreibungen und Preiskorrekturen in Segmenten des Immobilienmarktes wächst, bleiben die Gefahren für die privaten Haushalte bisher insgesamt begrenzt. Die Niedrigzinsphase macht sich zunehmend im Sparverhalten der Bürger bemerkbar. Zwar ist ein Rückgang der Sparbemühungen nicht zu bemerken. Allerdings führt die Kombination aus der Risikoaversion deutscher Privatanleger und niedrigen Zinsen zu einem immer größer werdenden Geldanlagestau. Die Probleme resultieren teils auch aus einer einseitigen Portfoliomischung mit einem hohen Anteil zinsabhängiger Anlageformen. Langfristig könnte eine ausgewogenere Portfoliostruktur, die neben Zinseinnahmen auch stärker Dividendenerträge und Kursgewinne. PrivateHaushalteNiedrigzins.pdf