Kreditversicherer sieht griechische Risiken gelassen
25.01.2015
Der Wahlausgang in Athen ist für Kreditversicherer keine große Überraschung. Seit 2012 habe sich Europa auf die griechischen Herausforderungen eingestellt. Ähnliches gelte für die Assekuranz.
2015-01-26 (fw/db) Der Wahlsieg der Syriza-Partei war laut dem Kreditversicherer Euler Hermes, ein Tochterunternehmen der Allianz SE, nicht sehr überraschend - nun stehen Koalitionsverhandlungen in Griechenland und Gespräche mit der Troika der Europäischen Union (EU) an. Worst Case Szenario wäre der "Grexit", also der Ausschluss Griechenlands aus der EU sowie ein dramatischer Anstieg der Insolvenzen.
Einigung mit Troika und Absenkung der Zinsen wahrscheinlich
"Trotz des erwarteten Wahlsiegs der Syriza-Partei rechnen wir nicht mit einem ‚Grexit‘, also dem Ausschluss Griechenlands aus der Eurozone. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer Koalitionsbildung und einer Einigung mit der Troika kommt, liegt nach unserer Ansicht bei etwa 95 Prozent. Das wahrscheinlichste Szenario ist dabei eine Absenkung der Zinsen auf EU und IMF Kredite auf 0 Prozent für einige Jahre. Damit würden die EU-Mitgliedsstaaten zwar auf Gewinne verzichten, aber keine Verluste erleiden – und die griechische Wirtschaft würde gleichsam entlastet", sagt Ludovic Subran, Chefökonom Euler Hermes.
Griechische Wirtschaft erholt sich bei Einigung
"Wir gehen in Griechenland für 2015 deshalb weiterhin von einem leichten Wirtschaftswachstum von 1,4 Prozent aus und von einem weiteren Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts von 1,8 Prozent in 2016. Gleichzeitig rechnen wir mit einem Rückgang der Insolvenzen von -4 Prozent in 2015 und -8 Prozent in 2016. Die Finanzierungsmöglichkeiten sollten sich ebenfalls stetig verbessern. Diese Erholung setzt jedoch das Erzielen einer Einigung bis zum Sommer 2015 voraus, anderenfalls würde sich die weitere Erholung verzögern", prognostiziert Subran.
Einschätzung der Folgen eines ‚Grexit‘
"Das Szenario eines ‚Grexit‘ halten wir derzeit zwar nicht für sehr wahrscheinlich – sollte es jedoch dazu kommen, hätte dies dramatische Folgen für die griechische Wirtschaft und auch die anderen EU-Mitgliedsstaaten. Der Handel würde zunächst fast vollständig zum Erliegen kommen und wir gehen in diesem Fall von einer Rezession sowie einem um -15 Prozent schrumpfenden Bruttoinlandsprodukt in 2015 und weiteren -10 Prozent in 2016 aus", sagt Experte Subran.
Insolvenzen würden bei Grexit um Eineinhalbfaches ansteigen
"Insolvenzen würden nach unseren Einschätzungen um 50 Prozent in 2015 und 30 Prozent in 2016 ansteigen. Die Auswirkungen auf andere EU-Staaten wären aufgrund der geringeren Ansteckungsgefahr südeuropäischer Länder zwar wesentlich geringer als noch in 2012, der politische und wirtschaftliche Schaden wäre jedoch dennoch groß", sagt Subran.
Dietmar Braun