Ist das goldene Zeitalter des US-Dollars vorbei?

26.03.2025

Benjamin Dubois, Head of Overlay Management, Edmond de Rothschild Asset Management. Foto: © Edmond de Rothschild Asset Management

Die Wahl von Donald Trump Anfang Oktober führte zunächst zu einer Aufwertung des US-Dollars, da die Aussicht auf höhere Zölle und Konjunkturmaßnahmen für die US-Wirtschaft die Währung stützte. Die Absicht des neuen Präsidenten, das globale Handels- und Finanzsystem zu reformieren, dürfte jedoch mittel- bis langfristig zu einer Abschwächung des Dollars führen. Die jüngste Abwertung des Greenbacks könnte der Beginn eines tiefergehenden Trends sein und die zweite Amtszeit von Donald Trump könnte dazu führen, dass der US-Dollar seine Vormachtstellung verliert.

Das Ende der goldenen Ära des US-Dollars? Oft verkündet – wegen der steigenden Verschuldung des Landes. Dabei hat der Greenback in den letzten 15 Jahren fast durchweg die Nase vorn gehabt. Getragen vom Status als Währungsreserve und sicherer Hafen in einem angespannten geopolitischen Umfeld (zuletzt der Ukraine-Russland-Krieg), vom amerikanischen Exzeptionalismus und der positiven Zinsdynamik hat der US-Dollar stetig an Wert gewonnen und gilt mittlerweile als deutlich überbewertet. Diese Faktoren haben viele internationale Investoren dazu veranlasst, einen großen Teil ihrer Anlagen in Dollar zu halten. Mit der Zeit sind die Risiken dieser Überbewertung in den Hintergrund gerückt.Seit 2008 und der Subprime-Krise ist der Dollar-Index (durchschnittlicher Dollarkurs gegenüber einem Korb von Weltwährungen) um mehr als 40 Prozent gestiegen, mit nur wenigen Schwächephasen (nur vier Baissejahre in den letzten 15 Jahren).

In den vergangenen Tagen haben jedoch schwächere Fundamentaldaten zu einer Abwärtskorrektur des Dollars geführt. Die jüngsten US-Wirtschaftsdaten, die hinter den Erwartungen zurückblieben, und zunehmende Unsicherheiten im US-Technologiesektor haben Zweifel an der Widerstandsfähigkeit der US-Wirtschaft aufkommen lassen.

Gleichzeitig haben in Europa mehrere Aspekte die Stimmung der Anleger verbessert: umfangreiche Investitionspläne mit der Lockerung der Schuldenbremse und dem Sondervermögen für Infrastrukturausgaben in Deutschland, die geplante Ausweitung der Verteidigungsausgaben auf europäischer Ebene- was eine wahrscheinliche Revision der Haushaltsregeln implizieren würde - sowie die Hoffnung auf ein baldiges Ende des Krieges in der Ukraine. Der US-Dollar hat unter diesem Stimmungsumschwung gelitten und gegenüber dem Euro seit seinem Höchststand zu Jahresbeginn bereits vier Prozent verloren, während der globale US-Dollar-Index um fünf Prozent gefallen ist.

Während die Auswirkungen dieser Entwicklungen bereits beträchtlich sind, stellen DonaldTrumps Handelskrieg und seine Pläne zur Umstrukturierung des globalen Finanzsystems ein noch größeres Risiko für den US-Dollar dar.

Diese von Stephen Miran, dem obersten Wirtschaftsberater von Donald Trump, theoretisierte Umstrukturierung basiert auf der Überzeugung, dass der US-Dollar abwerten muss, um die Reindustrialisierung der USA zu ermöglichen. Ein zentrales Element seiner Strategie sind Zölle, die andere Länder dazu bringen sollen, ein Währungsabkommen zu erzielen. Dieses Abkommen wird als ‚Mar-a-Lago‘-Abkommen bezeichnet - ähnlich wie frühere Währungsabkommen, die nach dem Ort ihrer Unterzeichnung benannt wurden (wie Bretton Woods (1944), Plaza (1985) und Louvres (1987)).Stephen Mirans Theorie stützt sich unter anderem auf die folgenden Faktoren: 

  • Im Jahr 2018 wurden die Auswirkungen des Handelskriegs durch die Umleitung eines Teils der Importe aus China über Transitländer weitgehend abgemildert. Dies hat Trump dazu veranlasst, Pauschalzölle zu erheben, zumal sein Ziel auch darin besteht, den Anteil der Zölle an den Gesamteinnahmen der Bundesstaaten zu erhöhen.
  • Im Gegensatz zu 2018 sind Zölle kein reines Verhandlungsinstrument, sondern ein wirtschaftliches Instrument mit mehreren Zielen: 1) Wiederherstellung der Handelsbilanz des Landes; 2) Sanktionierung von Ländern aus wirtschaftlichen Gründen oder aus Gründen der nationalen Sicherheit; 3) Generierung von Steuereinnahmen, um das Defizit des Landes zu reduzieren.
  • Die Überbewertung des US-Dollars ist auf die Anhäufung von US-Dollarreserven durch Regierungen zurückzuführen, die einen sicheren Hafen gesucht haben. Dieser Trend hat sich jedoch in den letzten Jahren bereits umgekehrt und könnte sich weiter beschleunigen, wenn das globale Finanzsystem in Frage gestellt wird.
  • Die ‚Entdollarisierung‘ ist bereits im Gange. Der Rückgang des Anteils des US-Dollars an den weltweiten Währungsreserven hat sich seit den Sanktionen gegen Russland beschleunigt und es wird erwartet, dass sich dieser Trend aufgrund des von der Trump-Administration eingeleiteten Kräftemessens fortsetzt.

Die erste Folge der ‚Entdollarisierung‘ war der rasante Anstieg des Goldpreises - nicht zuletzt, weil Gold mangels einer echten Alternative zum US-Dollar zur bevorzugten Reserveanlage wurde. Der Preis für eine Feinunze Gold stieg um mehr als 60 Prozent auf 2.920 US-Dollar.

Ein ‚Mar-a-Lago‘-Abkommen wird jedoch schwer zu erreichen sein.

Seit dem Plaza-Abkommen haben sich die Zeiten geändert. Heute wird ein Großteil der weltweiten US-Dollarreserven nicht mehr von europäischen, sondern von asiatischen und nahöstlichen Ländern gehalten. Es ist wahrscheinlich, dass diese Länder den USA weniger entgegenkommen werden als die Europäer während des Kalten Krieges. Der Handelskrieg und die damit verbundenen Spannungen und Verhandlungen dürften in den kommenden Monaten zu einer erhöhten Volatilität an den Währungsmärkten führen.

Die Nullzinspolitik der wichtigsten Zentralbanken der Welt in den Jahren 2011 bis 2022 hatte die Devisenmärkte betäubt. Diese mangelnde Volatilität in Verbindung mit einem starken US-Dollar hatte viele Anleger dazu veranlasst, sich aus dem Währungsrisiko zurückzuziehen und die Währungsabsicherungsstrategien der letzten Jahre zu vernachlässigen. Heute kann dieses Risiko nicht mehr ignoriert werden.

Marktkommentar von Benjamin Dubois, Head of Overlay Management bei Edmond de Rothschild Asset Management.