Im Kommen!
21.06.2024
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Viele Rohstoffe gehörten mit ihren Preisanstiegen in der Vergangenheit zu den Highlights. Insbesondere die Notierung von Gold als Wertspeicher kletterte auf Höchststände; getrieben insbesondere von der Nachfrage der Zentralbanken. Speziell als Diversifikator könnte diese Anlageklasse weiterhin profitieren. Auch und gerade in gemischten Portfolios. Ein Update.
„Was der hohe Goldpreis über die Wirtschaft verrät“, so lautet der Titel einer Kolumne im „Manager Magazin“ Mitte Mai. Der Autor führt aus, dass es den aktuellen Boom, zumindest bei Gold, gar nicht geben dürfe. Die Inflation ist auf dem Rückmarsch, wir sehen positive Realzinsen und Anleihen werfen wieder Renditen ab. Gäbe es da nicht den Faktor der großen Unsicherheit. Ja, „Angst essen Seele auf“. Bereits in der Vergangenheit sprach man öfters von einem neuen „Superzyklus“ bei Rohstoffen. Auch die eingeleitete Transformation der Wirtschaft (grüne Technologien etc.) ist auf Rohstoffe angewiesen. Insofern dürften diese für den langfristig orientierten Anleger weiter inte ressant bleiben. Ob die Kurse von Gold, Silber, Platin etc. kurzfristig Potenzial bieten, das steht in den Sternen.
Nachfrage zieht an
Das Finanzportal Citywire berichtet, dass Investoren wieder verstärkt Rohstofffonds im Fokus haben. „In Publikumsfonds aus der Morningstar Kategorie Broad Basket Commodities flossen in Europa zum Verkauf zugelassene Fonds im April netto 353 Mio. Euro. Es war damit auch der mit Abstand beste Monat seit über zwei Jahren für die Kategorie“, so die Citywire-Autoren. Es macht deutlich, dass dort eine Trendwende durchaus eingesetzt haben könnte. Privatanleger haben zuvor wenig Interesse an Rohstoffen gezeigt, zu hoch waren die Notierungen, zu vielfältig die Alternativen. Nun ist es möglich, dass sich der Wind dreht und Rohstoff-Baskets verstärkt auf der Kaufliste stehen. Doch wie aussagekräftig ist es überhaupt, von „den Rohstoffen“ zu sprechen? Eine Einordnung zeigt, dass es gegenläufige Entwicklungen gibt. Einige notieren seitwärts oder befinden sich eher im Rückwärtsgang, andere – wie Silber und Gold – sind in den vergangenen Monaten nach oben geklettert.
Gold
Blicken wird kurz zurück. 2021 und 2022 waren magere Jahr für Goldjäger. Während die Zinsen in den USA deutlich stiegen und der US-Dollar seine Stärke bewies, tendierte der Preis für das gelbe Edelmetall. Der Durchschnittspreis der Feinunze bewegte sich 2022 bei ca. 1.800 US-Dollar. Danach setzte eine atemberaubende Rallye ein. Seitdem hat Gold ca. 30 % (in US-Dollar) auf aktuell 2.350 US-Dollar zugelegt. „Der Markt befand sich im April in einer gesunden Aufwärtsbewegung. Zunehmend steigen spekulativere Anleger in den Markt ein. Dennoch bleiben viele Bereiche des Edelmetallmarktes wie Silber und Minenaktien im langfristigen Vergleich zum physischen Gold unterbewertet“, sagt der Edelmetall-Experte Martin Siegel, Stabilitas GmbH.
Kupfer
Wenn Anleger einen Gradmesser für die weltweite Konjunktur haben möchten, dann können sie dies am besten am Kupferpreis ablesen. Nach einem Absturz im 2. Halbjahr 2022 und einem bescheidenen vergangenen Jahr ist der Kurs für Kupfer-Futures zuletzt wieder stark angestiegen. Das bedeutet, viele Marktteilnehmer sind von einer rasanten Erholung der Wirtschaft ausgegangen. Den Peak erreichte der Kupferpreis Mitte Mai mit mehr als 10.000 US-Dollar pro Tonne. Allein in den letzten drei Monaten hat sich der Preis um mehr als 20 % erhöht. Vor dem Hintergrund, dass dieser Rohstoff unersetzlich bleibt, könnte weiteres Aufholpotenzial locken. Die Industriemetallpreise halten sich auch aktuell nahe ihrer Hochs in diesem Jahr. Der Industriemetallpreisindex der LMEX kann mittlerweile ein ordentliches Plus von ca. 15 % seit Jahresbeginn vorweisen. Grund für den Preisanstieg sind die allgemein positiveren Konjunkturaussichten im Zuge insbesondere zuletzt starker Wirtschaftsdaten aus den USA. „Der deutliche Anstieg der Basismetallpreise deutet auf eine wachsende Zuversicht der Investoren für die Weltwirtschaftsentwicklung hin“, so Experte Siegel.
Ölmarkt
Erdöl ist unentbehrlich für die Weltwirtschaft. Bisher rechnete die Ölorganisation IEA mit einem Überschuss am Ölmarkt. Jetzt prognostiziert sie das Gegenteil: Bis Jahresende soll es eine Unterversorgung mit Öl geben. Eine wahre Achterbahnfahrt hat der Ölpreis in der Vergangenheit genommen. Im Sommer 2023 notierte er zeitweise noch unter 70 US-Dollar je Barrel, dann der Anstieg auf 90 US-Dollar im Herbst. Erneut ein rasanter Preisverfall bis zum Jahresende, gefolgt von einer Konsolidierung und dem jüngsten Preisanstieg bis Mitte April. Auf mittelfristige Sicht ist das schwarze Gold immer noch teuer. Viel hängt letztlich von der geopolitischen Lage auf dem Globus ab. (ah)