HDI will richtigen Kurs bei Betriebsrenten
20.05.2015
Die betriebliche Altersvorsorge funktioniert bestens. Einige Verbesserungen sind aber notwendig um die Betriebsrente vor allem in kleinen und mittleren Unternehmen zu vereinfachen und zu stärken.
2015-05-21 (fw/db) Die HDI Lebensversicherung fordert eine Kehrtwende der Politik bei der ursprünglich von Bundesministerin Andrea Nahles geplanten Tarifrente. Wer die Betriebsrente stärken will, sollte die bestehende betriebliche Altersversorgung (bAV) einfacher und attraktiver gestalten.
"Wir haben bereits jetzt fünf Durchführungswege mit unterschiedlichen steuer- und sozialversicherungsrechtlichen Vorschriften. Das ist kompliziert genug", sagt Fabian von Löbbecke, Vorstandsvorsitzender der Talanx Pensionsmanagement AG und verantwortlich für bAV bei HDI. Anstatt ein neues System neben das bestehende zu setzen, solle man lieber das bewährte verbessern.
Vor allem in kleineren und mittleren Unternehmen ist die bAV noch zu wenig verbreitet. Von Löbbecke hält das Vorhaben von Bundearbeitsministerin Andrea Nahles, neue Versorgungswerke der Tarifparteien gründen zu lassen, für den falschen Weg.
"Das würde gerade bei der Zielgruppe der kleinen und mittleren Unternehmen zu einem hohen Verwaltungsaufwand und unkalkulierbaren Kosten führen. Wir brauchen kein neues tarifliches Zwangssystem, sondern sollten die bestehende bAV verbessern", rät Experte von Löbbecke.
Der bAV-Vorstand sieht die Komplexität des vorhandenen Systems als Haupthindernis für die weitere Verbreitung und Ausschöpfung der bAV in Deutschland. "Warum muss man als Arbeitnehmer verschiedene Formen der bAV kombinieren, um die maximale staatliche Förderung zu erhalten?", nennt Löbbecke als Beispiel aus Praxis in den Unternehmen. Dieses Hemmnis ließe sich nach Meinung des Experten leicht lösen: "Der Gesetzgeber müsste nur die Obergrenze für steuer- und sozialversicherungsfreie Einzahlungen innerhalb eines Durchführungsweges erweitern, um Unternehmen vor einer Vielzahl an bAV-Formen zu bewahren."
Zehn Punkte-Katalog zur Reform der bAV
Auf dem "HDI bAV-Expertenforum" in der Kölner Marienburg stellte von Löbbecke das Positionspapier der HDI Lebensversicherung AG zur Tarifrente vor.
Das Dokument enthält zehn konkrete Vorschläge, wie man die bewährte bAV optimieren kann. Dazu zählt unter anderem, Betriebsrentner von der Pflicht zu befreien, volle Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge zu zahlen. Außerdem solle die Betriebsrente nicht weiter auf die Grundsicherung angerechnet werden.
"Gerade Geringverdiener besitzen oft keine bAV und sollten daher zum Sparen motiviert werden", meint von Löbbecke. Um dies zu erreichen, müsse es sich für die Betroffenen jedoch lohnen.
Als einer der führenden Anbieter auf dem Gebiet der betrieblichen Altersversorgung begrüßt HDI Leben die Idee der Bundesarbeitsministerin, die staatliche Förderung auszubauen. Darüber hinaus sollte sie Arbeitgebern ermöglichen, mehr zur bAV beizusteuern, wenn diese es wünschen - und zwar steuer- und sozialabgabenfrei. "Der Dotierungsrahmen sollte von jetzt vier auf zehn Prozent der Beitragsbemessungsgrenze erhöht werden", fordert von Löbbecke: "Gerade bei anhaltend niedrigen Zinsen muss mehr gespart werden."
Beratung durch bAV-Experten
Während das Bundesarbeitsministerium Arbeitgeber nur dann aus der Haftung für die Betriebsrente entlassen will, wenn sie mit einer Gewerkschaft ein gemeinsames Versorgungswerk gründen, befürwortet HDI Leben eine Haftungsbefreiung auch für die bewährte bAV. Von Löbbecke befürchtet, dass das bestehende System finanziell ausgetrocknet werde, wenn man eine Form der bAV bevorzugt.
Die geplante Tarifrente soll nach derzeitigem Stand ohne Beratung auskommen. HDI Leben hält dies für einen Konstruktionsfehler im Konzept. "Altersvorsorge ist nicht selbsterklärend", weiß bAV-Vorstand von Löbbecke: "Deshalb ist fachkundige Beratung wichtig. Nur wer seine Versorgungslücke kennt, kann ausreichend vorsorgen." Sonst drohe der gleiche Effekt wie bei der Riester-Rente: Die Arbeitnehmer schlössen entweder gar keine Altersversorgung ab oder seien der Ansicht, sie hätten mit der Tarifrente schon genug fürs Alter getan. "Das böse Erwachen kommt dann später, wenn sie merken, dass sie in Altersarmut leben müssen", so von Löbbecke.
"Unsere Erfahrung zeigt: Gerade kleinere und mittlere Unternehmen wünschen sich eine einfache und verständliche bAV." Die Direktversicherung ist schon heute der einfachste und beliebteste Weg, eine Betriebsrente zu etablieren. Von Löbbecke: "Ein Zwangssystem führt vielleicht zu einer stärkeren Verbreitung, aber nicht zu einer bedarfsgerechten Ausschöpfung der Beiträge."
HDI Leben appelliert in der Medienmitteilung an die Politik, die Idee der Tarifrente zu begraben und die Expertise der Versicherungswirtschaft zu nutzen, um die bestehende bAV richtig zu reformieren.
Dietmar Braun