Gut gerüstet für 2017

09.01.2017

Karsten Stroh

Wie geht es mit der deutschen Wirtschaft weiter? Karsten Stroh, Experte für Europa-Aktien bei J.P. Morgan Asset Management, gibt für finanzwelt einen Ausblick. Der Optimismus bleibt.

finanzwelt: Das ablaufende Jahr war kein einfaches. Nun haben die Optimisten wieder das Sagen und die Anleger sind in Hochstimmung. Wie schätzen Sie die wichtigsten Fundamentaldaten der deutschen Wirtschaft ein?

Stroh: Die wichtigsten Fundamentaldaten der deutschen Wirtschaft bleiben anhaltend – und das seit vielen Jahren – positiv. Das BIP ist zuletzt in 14 aufeinanderfolgenden Quartalen angestiegen und die Arbeitslosigkeit liegt auf Rekordtiefständen seit der deutschen Wiedervereinigung. Ein solider Anstieg der Löhne in Kombination mit sehr niedrigen Inflationsraten führt zu Kaufkraftverbesserungen, die sich entsprechend in deutlich steigenden Einzelhandelsumsätzen widerspiegeln. Auch lassen die Frühindikatoren wie Einkaufsmanagerindizes oder der IFO-Geschäftsklimaindex zurzeit keinerlei Eintrübung erkennen, sondern sie deuten im Gegenteil eher auf ein Anhalten und sogar eine kleine Beschleunigung der erfreulichen Entwicklungen hin.

finanzwelt: Was könnte die positive Grundstimmung trüben (politische Ereignisse)?

Stroh: Das offensichtlichste Risiko stellen zurzeit sicherlich politische Ereignisse und dabei insbesondere die anstehenden Wahlen sowohl in einigen Bundesländern sowie die Bundestagswahl im Herbst 2017, aber auch die Wahlen in einigen der unmittelbar benachbarten Länder wie Frankreich und Niederlande dar. Ein weiteres ganz wesentliches Element aus dem wirtschaftlichen Bereich wird aber auch die Gewinnentwicklung der Unternehmen sein. Um einen weiteren Aufschwung an den Aktienmärkten zu erleben, muss es zu einer wieder positiveren Dynamik der seit vielen Jahren eher seitwärts gerichteten Gewinnentwicklung kommen; auch dafür gibt es zumindest positive Indikatoren.

finanzwelt: Sehen Sie die Möglichkeit, dass der DAX weiter den Rückenwind der vergangenen Wochen nutzt und ein positives Eigenleben entfalten könnte (bei guten Konjunkturdaten) einerseits gegenüber dem vergleichsweise relativ schwachen Euro Stoxx 50 aber auch gegenüber dem M-DAX?

Stroh: Argumente pro DAX sind die sehr gute inländische Konjunktur, eine hohe Qualität der Unternehmen sowie der hergestellten Produkte; zudem hilft eine schwache Währung der traditionell sehr exportorientierten Wirtschaft. Argumente pro Euro Stoxx 50 sind, dass es noch mehr Aufhol- und positives Überraschungspotenzial sowie ein höheres Gewicht im Bankensektor – bei einer unterstellten anhaltenden Gesundung dieses Bereiches – gibt, ferner besteht eine bessere Diversifikation bei Rückschlägen.

finanzwelt: Was erwarten Sie vom DAX beziehungsweise M- /S-DAX in den kommenden Monaten?

Stroh: Wir gehen von moderaten bis soliden Kurssteigerungen aus, unterstützt durch eine faire Bewertung und positives Gewinnmomentum.