Greiffbar – Investments zum Anfassen
02.12.2022
Volker Schilling, Gründer und Mitglied des Vorstandes der Greiff capital management AG / Foto: © Greiff capital management AG
Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?
Burnout vs. Boreout
Der Burnout ist hinlänglich bekannt. Sein Gegenteil, der Boreout dagegen weniger. Nicht nur übermäßige Arbeitsbelastung wie Twitterübernahmen, Twitterpersonalführung oder Twitter-App-Store-Streits können einen Menschen belasten, sondern auch die ständige Unterforderung, führt bei Menschen zu einem Systemabbruch. In diesem Sinne schmiedet ein Elon Musk, der sich wohl ständig als unterfordert sieht, schon wieder an den nächsten Projekten. Ein eigenes Smartphone bauen, einen androiden Roboter auf den Markt bringen oder doch vielleicht irgendwann einmal einen Erfolg bei den selbstfahrenden Autos vermelden? Zum Mars solls auch noch gehen und das menschliche Gehirn kann man zwischen zwei Tunnelgrabungen für Hyperloop Transporte dann auch noch mit dem Computer verbinden. Man kann Elon Musk dieser Tage einiges vorwerfen, aber Langeweile mit Sicherheit nicht. Während die einen bei ihm also einen Burnout diagnostizieren, sehen die anderen den unsteten Geist, der vor dem Boreout flüchtet. Unwillkürlich erinnerte mich dies an folgendes Zitat: „Ich bin der Geist, der stets verneint! Und das mit Recht; denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht;“ Und ebenso wie Mephisto in Goethes Faust als der unstete Geist für das Böse steht, so erreicht er doch am Ende oft das Gegenteil: „Ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.“
Brownout vs. Blackout
Auch beim diese Woche viel diskutierten Brownout handelt es sich um ein weniger bekanntes Ereignis, als der oft zitierte Blackout. Letzterer entspricht einem meist unkontrollierten flächendeckenden, mehrere Tage oder Wochen dauernden Ausfall des Stromnetzes. Der Brownout dagegen ist ein temporärer Spannungsabfall in einem Stromsystem, welches durch Überlastung oder Umweltereignisse entstehen kann. Während ein Blackout also erhebliche Konsequenzen für das öffentliche Leben nach sich ziehen würde, ist der Brownout beherrsch- und überbrückbar. Die Experten sind sich dazu relativ einig: Einen Blackout müssen wir im kommenden Winter nicht fürchten, aber Brownouts sind drin. In diesem Sinne kann eine Taschenlampe unterm Weihnachtsbaum sicherlich nicht schaden. Fraglich bleibt aber die Aufforderung unserer Politiker zum Stromsparen, wenn man gleichzeitig die Städte mit Weihnachtsbeleuchtungen hochrüstet und die Pisten mit Stromfresser-Kanonen beschneit. Und bedenklich, dass unser Strom in Deutschland einer der teuersten der Welt ist und wir trotzdem immer noch den zweithöchsten CO2-Austoß pro Kilowattstunde Strom in Europa produzieren. Nur Polen ist noch dreckiger. Für mich ein totaler Blackout der Klimawende. Man könnte sich schwarz ärgern.
Bailout vs. Buyout
In der Finanzkrise 2008 waren sie an der Tagesordnung, die Rettungskäufe in Schieflage geratener Unternehmen. Die Coronakrise brachte den Bailout, die sogenannte Notrettung zurück und das Lufthansa-Beispiel zeigt, dass der Staat damit durchaus Geld verdienen kann. Doch der Bailout des Gasversorgers Uniper läuft aktuell aus dem Ruder. So wurde diese Woche bekannt, dass weitere 25 Mrd. Euro benötigt werden, um die Ersatzbeschaffung von Gas zu finanzieren. Wow, insgesamt 53 Mrd. wären dann vom deutschen Steuerzahler aufgewendet worden. Burnout Tendenzen im Management? Fehlanzeige. Blackout der verantwortlichen Politiker? Offenbar, denn alternative Möglichkeiten hat man nicht mehr verfolgt. Man könnte wirklich zynisch werden, wenn man bedenkt, dass die zugrundeliegenden Sanktionen der russischen Gazprom gleichzeitig im ersten Halbjahr 41,6 Mrd. Euro Gewinn in die Kassen gespült habt. Wer sanktioniert hier eigentlich wen? Vielleicht hat Gazprom ja ein Interesse an einem Buyout von Uniper. Beim aktuellen Kurs des Gasversorgers wäre das ein kleiner Griff in die Portokasse.
Ihr Volker Schilling