Globale Risiken erhöhen Kreditausfall-Risiko
16.02.2015
Vermittlungsunternehmer und Versicherungsmakler, die ihre Kunden weltweit absichern, sollten auf das Kreditausfall-Risiko achten. Neue Studien informieren über Entwicklungen und die Erwartungen.
2015-02-17 (fw/db) Der Kreditversicherer Euler Hermes S.A. hat neue Studien zu globalen Risiken veröffentlicht. Dem Export-Weltmeister Deutschland wird für das Jahr 2015 dennoch ein moderates Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) in Höhe von 1,3 Prozent prognostiziert.
Steigende globale Risiken
„Wir sehen insgesamt steigende globale Risiken, sowohl wirtschaftliche als auch vor allem geopolitische“, sagte Thomas Krings, Risikovorstand von Euler Hermes. „Chinas Wirtschaft verzeichnet mit 7,3 Prozent das geringste Wachstum seit 25 Jahren und auch die Wirtschaft in der Eurozone erholt sich nur langsam. Hinzu kommen territoriale Streitigkeiten wie der Russland-Konflikt oder im Mittleren Osten, die in der letzten Dekade nahezu unvorstellbar waren. Vor allem aber gibt es zahlreiche potenzielle neue Krisenherde, die bei einer Eskalation die künftige Entwicklung der Weltwirtschaft negativ beeinflussen könnten, zum Beispiel im Südchinesischen Meer zwischen Japan und China. Venezuela, Russland und der Iran leiden zudem unter dem starken Ölpreisverfall, der Löcher in ihre Staatskassen reißt und zu politischen Spannungen führt. Bevorstehende Wahlen in zahlreichen inner- und außereuropäischen Ländern könnten ebenfalls neue Wendungen bringen. Unternehmen haben dadurch ein erhöhtes Bedürfnis nach Absicherung ihrer Risiken.“
Sinkende Rohöl-Preise belasten ölfördernde Nationen
Der massive Verfall des Ölpreises in Kombination mit einer schwachen Nachfrage in den auf die Energie-Einsparung ausgerichteten Abnehmer-Staaten wirkt sich auf zahlreiche Länder aus.
„Es gibt vier Gruppen: Zum einen gibt es die Profiteure wie die USA, Europa außer Norwegen, China und Japan“, sagte Ludovic Subran, Chefökonom der Euler Hermes Gruppe. „Zu den Verlierern mit finanziellem Polster gehören Saudi-Arabien und Katar. Für Mexiko und Brasilien wird es bereits sehr unbequem und die vierte Gruppe sind die Staaten, die sich einen so niedrigen Ölpreis nicht leisten können. Zu diesen gehören sowohl Russland als auch Venezuela und der Iran. Für einen kostendeckenden Verkauf würde der Iran beispielsweise 135 US-Dollar pro Barrel Rohöl benötigen, in Venezuela wären es etwa 120 US-Dollar. Wir rechnen für das Gesamtjahr 2015 jedoch mit einem durchschnittlichen Preis von rund 60 US-Dollar. Dafür hat von dieser Gruppe nur Russland ausreichend Währungsreserven.“
Russland leidet unter Rezession
Der anhaltende Konflikt mit der Ukraine führt zu einer starken Rezession von minus 5,5 Prozent in Russland. Für 2016 rechnet der Kreditversicherer mit einem weiteren Minus von 4,0 Prozent. Euler Hermes hat zudem die Insolvenzprognose für Russland auf plus 30 Prozent korrigiert (rund 12.000 Fälle werden in 2015 erwartet) – das ist der höchste erwartete Anstieg weltweit. Im November 2014, vor dem verschärften Rubel- und Ölpreisverfall, erwarteten die Ökonomen noch einen Zuwachs in Höhe von nur 10 Prozent bei den Insolvenzen.
„Der Dreijahresplan der Russischen Zentralbank lässt den Rückschluss zu, dass Russland selbst damit rechnet, dass die Sanktionen bis mindestens Ende 2017 Bestand haben“, sagte Subran. „Die russischen Währungsreserven sind derzeit noch komfortabel und wesentlich höher als 1998. Ein Staatsbankrott ist für 2015 also nicht in Sicht. Im schlimmsten Fall, bei einer weiteren erheblichen Eskalation der Sanktionen, beispielsweise durch die Ausweitung auf Swift-Zahlungen oder noch wesentlich weitreichenderen Kapitalkontrollen, käme es zu einem wirtschaftlichen Kollaps in Russland mit bis zu einem Minus von 15 Prozent beim Bruttoinlandsprodukt. Ein Staatsbankrott wäre dann theoretisch im Laufe von 2016 möglich – die Wahrscheinlichkeit ist jedoch sehr gering.“
Dietmar Braun
finanzwelt-Leserservice:
Die vollständige Studie „Economic Outlook 2015“ (in englischer Sprache) gibt es hier im Internet.
Die Länderstudie zu Russland (Februar 2015, in englischer Sprache) gibt es hier als Download.
Die Einschätzung zu Griechenland (in englischer Sprache) gibt es hier als Download.