Generation Ü-60 wird immer digitaler

14.06.2021

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Seit 15 Monaten erlebt Deutschland einen (wenn auch unfreiwilligen) Digitalisierungsschub. Eine aktuelle Studie des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zeigt, dass dieser vor allem bei der älteren Generation wirkt. Dennoch gibt es dort noch Nachholbedarf. 

Der wesentliche Unterschied zwischen der vor ca. 1980 und der später geborenen Generation ist, dass die älteren wissen, wie die Welt in prädigitalen Zeiten war. Doch auch diejenigen, die einen großen Teil ihres Lebens ohne Internet und Co. verbracht haben, sind immer digitaler unterwegs: So gaben in einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar im Auftrag der GDV-Initiative „7 Jahre länger“, für die über 60-jährige nach ihrer Nutzung digitaler Dienste befragt wurden, 61 % der Befragten an, dass sie das Internet nutzen würden, 44 % sind sogar mindestens einmal täglich online. Mit zunehmendem Alter nimmt aber auch die Nutzung des Internets ab: So sind 54 % der über 70-jährigen weiterhin ausschließlich offline unterwegs, bei den 60- bis 64-jährigen sind es hingegen nur noch 14 %. Trotz der steigenden Nutzerzahlen fühlen sich viele ältere Internetnutzer aber offenbar immer noch unsicher. So gaben lediglich 47 % von ihnen an, sich mit dem Netz relativ vertraut zu fühlen. Auch wird im Internet von vielen noch nicht der ganz große Mehrwert gesehen: So gaben nur 36 % der Nutzer an, dass für sie das Netz eine wesentliche Erleichterung darstelle. Wie sehr die Corona-Zeit für einen Digitalisierungsschub bei der älteren Generation gesorgt hat, wird daran deutlich, dass 23 % der Umfrageteilnehmer von sich selbst sagen, dass sie seit Pandemiebeginn digitaler geworden seien. Das spiegelt sich auch bei der Nutzung verschiedener digitaler Dienste wider. So gaben von den aktuellen Nutzern von Video-Telefonie-Diensten ein Drittel an, dass sie diesen Service erst mit Beginn der Corona-Pandemie für sich entdeckt hätten oder seither verstärkt diesen nutzen würden. Jedoch sind auch 10 % der Nutzer seit Beginn des vergangenen Jahres weniger damit aktiv. Auch andere digitale Angebote werden von den älteren Internutzern nun häufiger in Anspruch genommen. So gaben 32 % der Online-Shopper (ohne Lebensmittel) an, dass sie seit Pandemiebeginn öfter über das Internet einkaufen würden, 13 % machen es seitdem seltener. Informationen über das Internet besorgen sich per Saldo 25 % neu oder öfter. Zudem haben 23 % der Nutzer von Messenger-Diensten diesen seitdem öfter verwendet, nur 4 % haben ihn seltener genutzt.

„Dass Ältere digital nicht auf der Höhe der Zeit sind, ist immer mehr ein Bild aus der Vergangenheit“, so GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Für die soziale Einbindung und Versorgung der Älteren in Zukunft sei deren wachsende Online-Affinität ein gutes Zeichen: „Gesellschaftliche Teilhabe wird immer stärker auch von digitalen Kompetenzen abhängen. Das hat die Corona-Pandemie sehr deutlich gezeigt“, betont Asmussen. „Es geht natürlich nicht alles digital, aber es geht auch nicht mehr ohne das digitale.“ (ahu)