Financial Freedom Report 2023: Trotz Inflation weniger Sorgen um Finanzen
09.10.2023
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Obwohl die wirtschaftliche Lage weiter angespannt bleibt und die Inflation noch immer auf hohem Niveau liegt, bewertet die Mehrheit der Deutschen ihre persönliche Finanzsituation positiver als im Vorjahr. Das zeigt der Financial Freedom Report 2023 der LV 1871. Doch trotz aufhellender Stimmung warnt die Studie davor, die finanzielle Unabhängigkeit, Altersvorsorge und Absicherung aus den Augen zu verlieren.
„Trotz der angespannten wirtschaftlichen Lage und einer hohen Inflation sehen wir, dass die Mehrheit der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ihre persönliche Finanzsituation positiver wahrnimmt als im Vorjahr. Diese Tendenz zeichnet sich auch im Financial Freedom Index ab. Doch wir dürfen uns vom Schein nicht trügen lassen, denn gerade im aktuellen Umfeld bleiben die Risiken, die die finanzielle Unabhängigkeit der Menschen gefährden, bestehen oder werden gar größer“, sagt Hermann Schrögenauer, Vorstand der LV 1871.
Für den dritten Financial Freedom Report hat die LV 1871 im August 2023 rund 2.500 Menschen in Deutschland mit Civey online nach ihrer Haltung zu finanzieller Freiheit gefragt.
Finanzielle Unabhängigkeit im Schatten von Krisen
Im Jahr 2023 ist die Gefühlslage der Befragten hinsichtlich ihrer privaten Finanzen mit weniger Sorgen behaftet: Bei 36,9 Prozent der Menschen löst der Gedanke an die eigene finanzielle Situation eher neutrale bzw. positive Emotionen aus. Das entspricht einem Anstieg um 9,7 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Dabei gibt es genug Sorgenthemen: Während Inflation und die aktuelle Wirtschaftslage (59,8 Prozent) sich spürbar auf die Stimmung der Bundesbürgerinnen und -bürger auswirken, scheinen der Ukraine-Krieg mit 70,5 Prozent sowie die Angst vor gesellschaftlicher Spaltung mit 62,5 Prozent die tatsächlichen Gefahren der wirtschaftlichen Negativspirale in den Hintergrund zu rücken.
Financial Freedom Index 2023 legt zu
Das zeigt sich auch im Financial Freedom Index, der im Vergleich zum Vorjahr von 40,6 Prozent (2022) auf 44,8 Prozent (2023) klettert. Dennoch befindet sich der Durchschnitt der Befragten gemäß Index nach wie vor im Zustand finanzieller Normalität – der Sprung in die nächste Stufe der finanziellen Kontrolle ist noch immer nicht erfolgt. Finanzielle Normalität erlaubt es Menschen, ihren Lebensunterhalt über das eigene Einkommen zu stemmen. Gleichzeitig gefährdet die Abhängigkeit von der Einkommensquelle den vermeintlich sicheren Zustand.
Finanzielle Unabhängigkeit als essenzieller Aspekt von Freiheit
Auch in Krisenzeiten erweist sich finanzielle Unabhängigkeit für die Mehrheit der Menschen (63 Prozent) zum dritten Jahr in Folge als essenzieller Aspekt von Freiheit. Insbesondere Frauen legen – im Vergleich zu Männern (55,7 Prozent) – mit knapp 70 Prozent besonderen Wert auf finanzielle Freiheit. Geht es um die konkreten Vorstellungen von finanzieller Freiheit, bleibt die Mehrheit der Befragten jedoch bescheiden. Mit deutlichem Vorsprung (58 Prozent) dominiert finanzielle Unabhängigkeit in allen Lebenslagen erneut das Verständnis von finanzieller Freiheit. Weitere Aspekte wie die Erfüllung finanzieller Träume (13,7 Prozent), die Emanzipation von Arbeit (11,5 Prozent) sowie ein festes Gehalt (5,1 Prozent) bleiben auch im Jahr 2023 auf relativ niedrigem Niveau.
Generation Y: „Sich Träume finanziell erfüllen“
Hier sticht die Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen – der Generation Y – besonders heraus. Während im Vorjahr (2022) für mehr als 70 Prozent der Millennials finanzielle Freiheit bedeutete, in allen Lebenslagen finanziell unabhängig zu sein, trifft dies jetzt nur noch auf 55,1 Prozent von ihnen zu. Ihr Verständnis von finanzieller Freiheit fächert sich in weitere Dimensionen auf wie „sich Träume finanziell erfüllen“ zu können (20,8 Prozent) oder „nicht mehr arbeiten“ zu müssen (18,6 Prozent) auf, die im Vergleich zu 2022 jeweils um das Doppelte an Prozentpunkten ansteigen.
Finanzwissen als Emanzipationsfaktor für finanzielle Freiheit
Eine immer wichtigere Rolle für finanzielle Unabhängigkeit spielt das eigene Finanzwissen. Genau 7,0 Prozent der Befragten geben an, sich seit dem Vorjahr zum Thema Finanzen weiterzubilden. Investitionen in Aktien/Fonds/ETFs verzeichnen einen leichten Zuwachs und steigen von 7,6 Prozent (2022) auf 10,3 Prozent (2023).
Doch der Geschlechtervergleich verdeutlicht hier erneut eine erhebliche Lücke: 15,6 Prozent der männlichen Befragten legen ihr Privatvermögen vermehrt in Aktien, Fonds oder ETFs an – das trifft nur auf 4,9 Prozent der weiblichen Befragten zu.
Zudem wollen vor dem Hintergrund des Klima- und Umweltdiskurses immer mehr Menschen wissen, was genau in ihren Absicherungs- und Vorsorgeprodukten steckt. Erstmals geben sechs Prozent an, seit dem Vorjahr vermehrt auf nachhaltige Finanzprodukte zu achten. Das macht den Einbezug dieser Aspekte in das Angebot von Versicherungen und die Beratung durch Maklerinnen und Makler zum neuen Standard. (mho)