Europäische Anleger investieren regional

20.09.2016

Iryna Pylypchuk, Fidelity-Expertin

Immobilieninvestoren aus Europa werden zukünftig verstärkt innerhalb der Region investieren. Ihr Anteil an Immobilienanlagen in den Euro-Kernländern dürfte in den nächsten beiden Jahren bis auf 35 Prozent steigen. In den vergangenen fünf Jahren lag der Anteil nur bei durchschnittlich 25 Prozent.

(fw/rm) Immobilieninvestoren aus Europa werden zukünftig verstärkt innerhalb der Region investieren. Ihr Anteil an Immobilienanlagen in den Euro-Kernländern dürfte in den nächsten beiden Jahren bis auf 35 Prozent steigen. In den vergangenen fünf Jahren lag der Anteil nur bei durchschnittlich 25 Prozent. Das ist das Ergebnis des aktuellen "European Investment Pulse" von Fidelity International Real Estate Research. Insbesondere Immobilienanleger aus Deutschland, Frankreich, Skandinavien und der Schweiz werden den Erwartungen zufolge ihre Allokationen innerhalb der Eurozone ausweiten. Profitieren dürften davon vor allem Länder, die als "sichere Häfen" gelten – wie Deutschland und Frankreich. Allerdings dürfte das Immobilienangebot zu einem der größten Hindernisse für eine Ausweitung der Aktivitäten an den Direktanlagemärkten werden, vor allem in Deutschland. Da der deutsche Markt für börsennotierte Gewerbeimmobilien im internationalen Vergleich unterentwickelt ist, wird künftig wohl noch mehr Kapital in Direktimmobilien fließen als in anderen europäischen Märkten. "Die Rückbesinnung auf Kernstrategien wird einen weiteren Renditerückgang in den kommenden Monaten bewirken. Das dürfte die Wertentwicklung in den Kernländern der Eurozone für das Gesamtjahr 2016 in den zweistelligen Bereich steigen lassen", sagt Iryna Pylypchuk, Senior European Real Estate Analyst bei Fidelity International. "Gerade in Deutschland bleibt aber das fehlende Angebot ein drängendes Problem. Hier werden die jüngsten Preisanstiege wohl Gewinnmitnahmen nach sich ziehen. Die wirtschaftliche und politische Stabilität Deutschlands einerseits und der starke Nachfrageüberhang am Direktimmobilienmarkt sind zentrale Argumente für Unternehmen mit erheblichem Immobilienvermögen in ihren Bilanzen, die über einen Verkauf ihrer Immobilien nachdenken und das 'gebundene' Kapital für sich arbeiten lassen wollen", so Pylypchuk. Der Ausblick für Großbritannien ist dagegen kurzfristig eher getrübt. Mit dem Brexit-Votum hat sich der bereits weit fortgeschrittene Zyklus beschleunigt und nähert sich der Abschwungphase. Risiken für Immobilienanleger gehen dabei vor allem von politischen Unsicherheiten und Währungsschwankungen aus – weniger von den Fundamentaldaten des Immobilienmarktes oder einer überhöhten Kreditaufnahme wie in früheren Abschwüngen. "Das schwache Pfund und die erwarteten Preisrückgänge dürften allerdings schneller internationales Kapital an den britischen Markt locken als viele erwarten. Dies dürfte bei einem Renditeanstieg von 25 bis 50 Basispunkten attraktiv sein. Deutsche Fonds, denen britische Premium-Immobilien bis vor kurzem noch zu teuer waren, werden zu den ersten zählen, die sich die Rosinen aus dem Angebot hochwertiger Büroimmobilien im Vereinigten Königreich herauspicken", sagt Pylypchuk. Dagegen werden sich Immobilienanleger aus Asien in Anbetracht des Brexits und seiner Folgen verstärkt von Europa abwenden. Sie werden ihren Fokus auf die USA verlagern und so erheblichen Anteil daran haben, dass der US-Immobilienmarkt in kurzer Zeit zu einem der Nutznießer überregionaler Kapitalströme wird, so die Analyse von Fidelity Real Estate Research. www.fidelity.de