Erholung bei anhaltend höherer Volatilität
15.06.2020
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Nach dem größten Kursrutsch seit der globalen Finanzkrise von 2008 sind Finanzexperten weltweit optimistisch für den weiteren Verlauf der Aktienmärkte in diesem Jahr. Zum Jahresende erwarten sie, dass ein großer Teil der Verluste wieder aufgeholt sein wird. 51 Prozent der Befragten sehen die anfänglich starken Kursrücksetzer weniger durch die fundamentale Lage der Unternehmen als vielmehr durch Panikverkäufe der Anleger verursacht. Für 47 Prozent der weltweit befragten Finanzprofis waren die Aktienmärkte zu Beginn des Jahres allerdings bereits überbewertet. Dies ist das Ergebnis einer Befragung von Natixis Investment Managers, die zwischen März und April unter 2.700 Finanzprofis in 16 Ländern durchgeführt wurde. In Deutschland hatten sich 150 Vermögensmanager, Broker und Finanzberater an der Befragung beteiligt.
Hier beurteilten die Finanzprofis die Lage deutlich skeptischer als ihre Kollegen im Rest der Welt. Für den MSCI World Index prognostizierten sie einen Jahresendstand von -12,8 % gegenüber dem Stand zu Beginn des Jahres. Den S&P 500 sehen sie zum Ende des Jahres bei -14,1 %. Der DAX dürfte nach Ansicht der deutschen Befragten das Jahr 2020 mit einem Minus von 16,6 % beschließen. Mit Blick auf die USA waren 50 % der in Deutschland Befragten der Meinung, dass mit der Coronakrise das Ende des Bullenmarktes bei Aktien eingeläutet worden sei. Obwohl US-Präsident Donald Trump bei den meisten Finanzprofis persönlich eher weniger hoch im Kurs stehen dürfte, sehen sie in ihm dennoch einen Treiber für die Aktienmärkte. Weltweit denken 62 % der Befragten, dass die Wiederwahl Trumps sich positiv für die weitere Entwicklung von Aktien auswirken werde. In Deutschland äußerten sich sogar 71 % in diesem Sinne.
“Angesichts milliardenschwerer staatlicher Konjunkturprogramme und unterstützender Maßnahmen der Notenbanken scheint es, als hätten sich die Finanzmärkte überraschend schnell erholt”, sagte Sebastian Römer, Head Central and Eastern Europe bei Natixis Investment Managers. Dennoch sollten Anleger weiterhin vorsichtg sein. “Die Volatilität am Markt wird hoch bleiben und eine zweite Infektionswelle kann Real- und Finanzwirtschaft jederzeit wieder zurückwerfen. Diese Skepsis spiegelt sich auch in den eher verhaltenden Performanceprognosen der befragten Finanzprofis wider.”
Aus Sicht der internationalen Finanzprofis bleibt die anhaltend hohe Volatilität das größte Risiko für die Portfolio-Performance. 69 % der weltweit Befragten (Deutschland: 51 %) gaben dies als Hauptsorge an, dicht gefolgt von Rezessionsängsten mit 67 % (Deutschland: 71 %). Knapp die Hälfte (Deutschland: 66 %) hält geopolitische Risiken für einen Hauptrisikofaktor. 19 % äußerten sich besorgt über niedrige Renditen, während Liquiditätsfragen von 17% der Befragten genannt wurden.
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