Ein Leitfaden für mehr Liquidität in 2023

20.02.2023

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Wir alle sind mittendrin. In der Krise, der Inflation und der Unsicherheit. Statistische Erhebungen zeigen immer deutlicher, dass die Zahlungsfähigkeit und auch die Zahlungswilligkeit in Deutschland abnimmt. Das zeigt auch die Praxis.

Freelancer, Freiberufler und Unternehmer haben sich auf dem Markt positioniert, um Geschäft zu generieren. Das Geschäft entsteht jedoch erst dann, wenn das Honorar auf dem Geschäftskonto eingeht. Geht das Honorar nicht ein, so ist kein Geschäft entstanden. Dies führt zur Frustration und zu immer mehr (Firmen-)Insolvenzen.

Wer beispielsweise als Versicherungsvermittler tätig ist, wird vom Versicherer dafür mit einer Provision vergütet, dass er einen neuen Versicherungsnehmer mit dem Versicherer in geschäftliche Verbindung bringt. Ein Bonus für alle. Der Versicherer hat einen weiteren Kunden, der Kunde ist für den Versicherungsfall gewappnet und der Versicherungsvermittler erfreut sich auch wirtschaftlich an diesem Vertragsschluss.

Was passiert aber, wenn der Kunde seine Versicherungsprämie nicht bezahlt? Was passiert, wenn viele Kunden nicht in der Lage oder nicht gewillt sind, ihre Versicherungsprämie zu bezahlen? Die Folge ist, dass die Versicherung Forderungsausfälle hat. Häufen sich diese, so leidet die Liquidität der Versicherung. Beantragen Kunden die Auszahlung einer versicherten Leistung und die Versicherung ist nicht in der Lage, diese Auszahlung über eingehende Prämien anderer Kunden zu decken, so kann eine Insolvenz die Folge sein. Dieses Szenario führt dazu, dass weder der Vermittler mit einer Provision belohnt werden kann noch das weitere Geschäftsleben für die Versicherung möglich ist. Ein so genannter Rückversicherer rettet die Lage im besten Fall. Ein prominentes Beispiel für diesen Verlauf ist die Insolvenz der Mannheimer Leben Versicherung AG.

Das richtige Forderungsmanagement schützt vor Forderungsausfällen bereits präventiv und ermöglicht zudem eine schnelle Forderungsdurchsetzung im Falle des Ausfalls. Mit dem richtigen Forderungsmanagement steigt die Liquidität. Unternehmen aller Branchen können florieren und unsere Wirtschaft auf ein höheres Niveau bringen. Insbesondere in der aktuellen Lage ist das Thema Forderungsmanagement wichtig.

Maßnahmen, die aktuell besonders relevant sind, sind vor allem:

• Aktuelle Buchhaltung • Schnelle Rechnungsstellung • Strukturiertes Mahnwesen • Wasserdichte Verträge mit Kunden und Geschäftspartnern • Individuelle Allgemeine Geschäftsbedingungen • Bonitätskontrolle bei großen Aufträgen • Vereinbaren von Sicherheiten • Forderungsausfallversicherung in bestimmten Branchen • Gewähren von Anreizen zur schnellen Zahlung (z. B. ein Skonto) • Gute Kommunikation mit Kunden und Geschäftspartner

Dieser Auszug aus vielen Möglichkeiten zeigt, dass das Forderungsmanagement in jeder Branche bereits mit der Vertragsanbahnung beginnt und erst endet, wenn das unternehmerische Honorar auf dem Geschäftskonto zu verzeichnen ist.

In der Praxis werden Verträge manchmal sogar per Handschlag geschlossen. Das kann gut gehen oder aber zu großen Herausforderungen führen. Eine Partei führt die vertragliche Vereinbarung durch und stellt die Rechnung. Die gegnerische Partei will sich jedoch nicht erinnern, jemals einen Vertrag geschlossen zu haben. In der Folge muss die leistende Partei beweisen, dass es einen Vertrag gab. Das stellt sich in der Praxis nicht immer einfach dar und das Geld bleibt aus. Daher sind schriftliche und wasserdichte Verträge die Basis. Unterstützt werden vertragliche Absprachen durch individuell definierte Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) einer Partei. So werden die Bedingungen der vertraglichen Durchführung vorab transparent dargelegt. Kommt es zu Unsicherheiten, kann ein Blick in die AGB meist Klarheit verschaffen. In den AGB lassen sich auch Zahlungsmodalitäten, Fälligkeitsregelungen, Zinsregelungen und Vertragsstrafen bei Nichteinhaltung von Pflichten festhalten.

Die aktuelle Buchhaltung ist ein Gesichtspunkt, der immer relevant sein sollte. Sowohl ein Freelancer als auch ein Freiberufler oder ein Unternehmen braucht den Überblick über die ausgehenden Rechnungen, über eingehende Zahlungen und natürlich über die aktuellen Außenstände. Eine so genannte OP-Liste (Liste der offenen Posten) ist die Grundlage des Mahnwesens. Kommt es zum Zahlungsverzug sollte nach wenigen Tagen eine Zahlungsaufforderung an den Schuldner gesandt werden.

Auch darf die Kommunikation mit dem Schuldner nicht fehlen. Nicht selten gibt es einen Grund, weshalb die Zahlung ausbleibt. Liegt der Grund darin, dass die Rechnung nicht angekommen ist, kann diese auf kurzem Weg nochmal versandt werden. Ist der Grund eine Liquiditätslücke des Schuldners, kann über eine Stundung oder eine Ratenzahlung diskutiert werden. Hat der Schuldner hingegen Einwände gegen die Leistung oder das gelieferte Produkt, so ist eine Auseinandersetzung mit diesen Einwänden notwendig. Wenn beispielsweise ein Makler erfolgreich die Vermittlung von Finanz- oder Versicherungsprodukten abgeschlossen hat und hierfür eine Rechnung stellt, können Einwände in Bezug auf Kausalität oder Umfang der Vermittlungstätigkeit vom Kunden erhoben werden.

Diese zu entkräften, ist für spezialisierte Anwälte in den meisten Fällen unproblematisch. Dennoch verzichten viele Makler in der Praxis auf die Provision. Dabei sind sie dank einer jüngeren Entscheidung des Bundesgerichtshofs in einer vorteilhaften Situation. Viele Schuldner haben rechtlich gesehen keinen Grund, die Zahlung zurückzubehalten und deshalb ist es wichtig, dass die Forderung durchgesetzt wird. Nach einer Zahlungsaufforderung und höchstens einer weiteren Mahnung dürfte klar sein, dass es hier der rechtlichen Prüfung und schnellen Durchsetzung bedarf.

Die eigene Liquidität sollte insbesondere in Zeiten der Krise und der Inflation gesichert sein. Bei Forderungsausfällen privater oder geschäftlicher Art ist eine spezialisierte Anwaltskanzlei die richtige Adresse, um effektive Schritte einzuleiten. Die allermeisten Forderungsausfälle können schnell und außergerichtlich realisiert werden.

Irina Shafir, LL.M. Rechtsanwältin und Expertin für modernes Forderungsmanagement