Digitalisierung und papierloses Büro

04.12.2024

Die Digitalisierung ist längst in den meisten Unternehmen angekommen – zumindest teilweise. Trotz vieler Fortschritte gibt es immer noch zahlreiche Betriebe, die auf papierbasierte Prozesse setzen. Der Übergang zu einem papierlosen Büro ist dabei nicht nur ein technologischer, sondern auch ein kultureller Wandel. Mit der Pandemie und der steigenden Nachfrage nach flexiblen Arbeitsmodellen hat dieser Trend zusätzlich an Fahrt aufgenommen. Doch wie weit sind Unternehmen in Deutschland tatsächlich? Und welche Vor- und Nachteile bringt der Weg in die digitale Arbeitswelt mit sich?

Der Stand der Digitalisierung in Deutschland

Eine umfassende Umfrage von WEBCON unter 250 Entscheidungsträgern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zeigt ein gemischtes Bild: 18 % der Belegschaft arbeiten weiterhin überwiegend mit Papier. Dies ist ein erstaunlicher Wert, wenn man bedenkt, dass die Vorteile digitaler Prozesse längst bekannt sind. Noch deutlicher wird das Problem bei der Betrachtung der Hindernisse: Ein Viertel der befragten Unternehmen gibt an, nicht genügend Ressourcen für Digitalisierungsprojekte zu haben. Gleichzeitig scheitern 22 % am hohen Aufwand, geeignete Tools zu recherchieren. Darüber hinaus ist der Widerstand gegen digitale Veränderungen in Teams ein häufiger Stolperstein: Ganze 25 % der Führungskräfte berichten von internen Blockaden gegenüber neuen Technologien.

Statistiken untermauern diese Problematik: Laut einer Studie im Auftrag des Digitalverbands Bitkom arbeiten nur 15 % der deutschen Unternehmen vollständig papierlos, während bei 6 % noch nahezu alle Prozesse papierbasiert ablaufen. Diese Zahlen machen deutlich, dass die Umstellung auf papierlose Prozesse zwar auf der Agenda vieler Unternehmen steht, jedoch noch ein weiter Weg zu gehen ist.

Vorteile der Digitalisierung und des papierlosen Büros

Die Einführung eines papierlosen Büros ist nicht nur ein Schritt in Richtung Effizienz, sondern auch ein klares Bekenntnis zur Nachhaltigkeit und Modernität. Unternehmen, die diesen Wandel vollziehen, profitieren in vielfacher Hinsicht.

1. Zeitersparnis und effizientere Prozesse

Papierbasierte Prozesse sind zeitaufwendig: Laut einer Studie von PricewaterhouseCoopers verbringt ein Mitarbeiter durchschnittlich acht Stunden pro Woche mit der Verwaltung von Dokumenten. Der Umstieg auf digitale Systeme minimiert diese Zeiten erheblich. Mithilfe von Dokumentenmanagementsystemen (DMS) lassen sich Unterlagen sekundenschnell durchsuchen, kategorisieren und gemeinsam bearbeiten. Das Wühlen in Aktenordnern oder das lange Suchen nach verlorenen Dokumenten gehört damit der Vergangenheit an.

2. Kosteneinsparungen

Papier kostet Geld – und zwar nicht nur das Material selbst. Der gesamte Prozess, von der Anschaffung über die Lagerung bis hin zur Entsorgung, ist mit Kosten verbunden. Ein durchschnittliches Unternehmen mit 100 Büromitarbeitenden gibt jährlich bis zu 15.000 Euro allein für Papierverbrauch aus. Hinzu kommen Druckerwartung, Toner, Ordner und Archivierung. Durch den Umstieg auf digitale Prozesse können diese Kosten drastisch reduziert werden.

3. Nachhaltigkeit

Die Papierproduktion belastet die Umwelt erheblich: Gemäß Umweltbundesamt landet jeder fünfte Baum, der auf dieser Welt gefällt wird in der Papierherstellung. Recyclingpapier verbessert die Bilanz deutlich, denn dank Recycling können die im Holz enthaltenen Zellulosefasern bis zu sechsmal wiederverwendet werden. Der Schritt zu papierlosen Prozessen geht aber noch weiter und schont nicht nur natürliche Ressourcen, sondern verringert auch den CO₂-Ausstoß eines Unternehmens erheblich. Kunden und Partner schätzen Unternehmen, die nachhaltig handeln, was sich positiv auf das Unternehmensimage auswirkt.

4. Mobilität und Flexibilität

In einer vernetzten Welt sind flexible Arbeitsmodelle unerlässlich. Durch die Digitalisierung können Mitarbeitende von jedem Ort und zu jeder Zeit auf benötigte Dokumente zugreifen. Dies fördert nicht nur die Produktivität, sondern unterstützt auch moderne Arbeitsformen wie Homeoffice und hybride Modelle.

5. Verbesserte Datensicherheit

Im Vergleich zu Aktenordnern, die anfällig für Diebstahl, Verlust oder physische Beschädigungen sind, bieten digitale Systeme ein hohes Maß an Sicherheit. Moderne Softwarelösungen sind zwar ebenfalls nicht völlig sicher vor Missbrauch, sie ermöglichen jedoch die Verschlüsselung sensibler Daten, automatische Backups und individuelle Zugriffsrechte. Durch Maßnahmen wie Zwei-Faktor-Authentifizierung oder Verschlüsselung wird das Risiko von Datenlecks minimiert.

6. Platzersparnis

Papierarchivierung benötigt viel Raum – sowohl physisch als auch organisatorisch. In größeren Unternehmen füllen Papierarchive häufig ganze Kellerräume oder externe Lagerflächen. Durch die Digitalisierung kann dieser Platz effizienter genutzt werden, etwa für moderne Arbeitsplätze oder Kollaborationsräume.

Herausforderungen und Nachteile der Digitalisierung

So viele Vorteile die Digitalisierung auch bietet, der Weg dorthin ist nicht ohne Hürden. Unternehmen müssen sowohl technische als auch kulturelle Herausforderungen meistern, um die Vorteile voll ausschöpfen zu können.

1. Hohe Anfangsinvestitionen

Der Aufbau eines papierlosen Büros erfordert Investitionen in Hard- und Software sowie in die Schulung der Mitarbeitenden. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs) stehen hier vor der Herausforderung, die finanziellen Mittel bereitzustellen. Dies ist insbesondere dann problematisch, wenn parallele Geschäftsprozesse während der Umstellung weiterlaufen müssen.

2. Widerstand im Team

Die Digitalisierung ist nicht nur eine technische Umstellung, sondern auch ein Wandel in der Unternehmenskultur. Mitarbeitende, die an traditionellen Arbeitsmethoden festhalten, können den Prozess verlangsamen. Daher ist es wichtig, sie frühzeitig in die Planung einzubinden und durch Schulungen sowie transparente Kommunikation zu unterstützen.

3. Abhängigkeit von Strom und Internet

Digitale Systeme sind auf eine funktionierende IT-Infrastruktur angewiesen. Stromausfälle oder Serverprobleme können den Zugriff auf wichtige Dokumente unmöglich machen. Unternehmen sollten daher in redundante Systeme investieren, um mögliche Ausfälle zu minimieren.

4. Datenschutz und Cyberkriminalität

Die Speicherung sensibler Daten in der Cloud oder auf internen Servern birgt Risiken. Hackerangriffe, Phishing-Versuche oder Datenlecks können schwerwiegende Folgen haben. Um dem entgegenzuwirken, müssen Unternehmen umfassende Sicherheitsmaßnahmen implementieren und ihre Mitarbeitenden regelmäßig schulen.

5. Zeitaufwand bei der Umstellung

Die Einführung digitaler Prozesse erfordert eine sorgfältige Planung. Alle bestehenden Papierunterlagen müssen gescannt, sortiert und in digitale Systeme überführt werden. Dies bedeutet zusätzlichen Arbeitsaufwand, der häufig parallel zum regulären Tagesgeschäft erfolgen muss.

Langfristige Perspektiven: Papier und Digitalisierung

Trotz des digitalen Fortschritts bleibt Papier in einigen Bereichen unverzichtbar – sei es aus rechtlichen Gründen oder aufgrund der Präferenzen einzelner Mitarbeitender.

Die Digitalisierung wird jedoch weiterhin an Bedeutung gewinnen. Elektronische Signaturen, Cloud-basierte Dokumentenspeicherung und KI-gestützte Prozessoptimierung sind nur einige der Trends, die das papierlose Büro von morgen prägen werden. Mit einer klaren Strategie und der Einbindung aller Beteiligten können Unternehmen die Herausforderungen meistern und die Vorteile der Digitalisierung voll ausschöpfen.