Die wichtigste Bankfiliale ist digital

15.09.2016

Netzwerk-Server werden von Menschen und für Menschen genutzt © agnormark - Fotolia.com

Wie die Zukunft der Bankenwelt aussieht? Kaum anders als bei anderen Finanzdienstleistern. Was zählt ist die richtige Kombination aus digitalem Service mit analoger Beratungswahl für die Kunden.

2016-09-16 (fw-db) Die Ertragsaussichten für Regionalbanken verschlechtern sich zunehmend. Laut einer aktuellen Kurzbefragung erwarten Vorstände und Führungskräfte deutscher Regionalbanken in den kommenden Jahren einen Ertragsrückgang von 14 Prozent. „Das traditionell stark zinsbasierte Geschäftsmodell hat bei anhaltendem Niedrigzinsumfeld ausgedient. Regionalbanken müssen jetzt schnell bei den Provisionserträgen vorankommen und auch das Thema ‚Einführung von Negativzinsen‘ konzeptionell vordenken und vorbereiten", sagt Dr. Georg Wübker, Senior Partner bei Simon-Kucher & Partners. Wie das in Zeiten der Digitalisierung gelingt, wurde auf dem Strategieforum Regionalbanken 2016 diskutiert. Bereits zum elften Mal richtete die globale Strategieberatung Simon-Kucher & Partners den Branchentreff aus – rund 70 Manager deutscher Regionalbanken trafen sich dieses Mal zum Austausch. Neben einigen Praxisvorträgen von Managern von Regionalbanken, die innovative Konzepte bereits erfolgreich umsetzen konnten, erläuterten die Banking-Experten von Simon-Kucher, wie Ertragssteigerung im digitalen Umfeld funktioniert.

Vertrieb in der analogen Welt über digitale Prozesse

Bei der Neuausrichtung des Geschäftsmodells setzen Regionalbanken nicht nur auf Kostensenkung und Effizienzsteigerungen. 81 Prozent der vor Ort befragten Banker planen auch den digitalen Vertrieb zu intensivieren. „Regionalbanken müssen mehr in die Kundenberatung in ihrer ‚Online-/Mobilefiliale‘ investieren, der mittlerweile mit Abstand wichtigsten und am häufigsten frequentierten Anlaufstelle“, sagt Christoph Bauer, Partner bei Simon-Kucher. Dann sei auch der Abbau von stationären Filialen zu rechtfertigen, die vom Kunden immer seltener genutzt werden. Die dadurch erreichte Kostensenkung ist ein wichtiger Baustein, um den Ertragsrückgang aus der Niedrigzinsphase zu kompensieren. Der Retail Banking-Experte rät daher dazu, digitale Beratungsapplikationen zu entwickeln, mit denen sich die Kunden dann ihre Produktlösung selber vorkonfigurieren können, so wie man dies aus der Automobilindustrie kennt. „Jene müssen so einfach und spielerisch sein, dass Kunden in der Lage und willens sind, die digitale Beratung in Anspruch zu nehmen“, betonte Bauer. Die Konfiguration kann abgespeichert, übermittelt und mit dem Kundenberater telefonisch und über ‚geteiltem Bildschirm‘ (Teamviewer) weiter besprochen werden. Das ist technisch bereits alles möglich.

Innovationen lohnen sich

Innovative Produkte und Services fördern die zunehmende Nutzung digitaler Kanäle, wie Jens Baumgarten, Partner bei Simon-Kucher, anhand von zahlreichen Vorreitern aus dem internationalen FinTech-Bereich und anderen banknahen Branchen demonstrierte. Konsequent vom Kundennutzen her zu denken sei der entscheidende Grundgedanke aller erfolgreichen Ansätze. Eine spannende Frage ist, ob sich diese Innovationen rechnen. Hier müssen nicht nur die Banken noch viel professioneller werden, um im digitalen Zeitalter funktionierende attraktive Erlösquellen zu schaffen. Fazit: Maschinen arbeiten für Menschen, allerdings so schnell, dass eine Beratung von Mensch zu Mensch heute den Mehrwert von mehr Vertrauen auslöst. Die Zukunft gehört absolut der richtigen Kombination aus Mensch und Maschine, dann rechnet sich das. Alles was Kunden mögen rechnet sich. Die Mehrheit der Kunden entscheidet mit ihren Investitionen, was sie wollen, wann sie es wollen und wie sie es wollen. So einfach ist das.