„Die Europäische Union wird das nächste Ziel von Trumps Zollangriffen“
07.02.2025
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Mark Dowding. Foto: BlueBay, RBC BlueBay Asset Management.
In der vergangenen Woche standen die handelspolitischen Entwicklungen im Mittelpunkt. US-Präsident Donald Trump drohte Kanada und Mexiko Zölle in Höhe von 25 Prozent an. Da die Volkswirtschaften dieser Länder in Schlüsselsektoren wie der Automobilindustrie und dem Energiesektor eng verflochten sind, besteht das Potenzial für weitreichende wirtschaftliche Störungen.
Die Einführung solcher Zölle würde einen Angebotsschock bedeuten, der sich negativ auf das Wachstum auswirken und gleichzeitig die Inflation anheizen würde. Ihre Implementation wurde aufgrund von Zugeständnissen in Bezug auf die Grenzsicherheit und die Fentanylimporte um einen Monat verschoben. Es erscheint uns aber selbstgefällig, daraus zu schließen, dass die Bedrohung nun vollständig abgewendet ist.
Wir haben immer wieder von Trump gehört, dass er Zölle als Mittel zur Erhöhung der Einnahmen und zur Umlenkung von Investitionen und Produktionskapazitäten in die USA sieht, um das Land wieder ‚groß zu machen‘. Daher gehen wir davon aus, dass sowohl Mexiko als auch Kanada in gewissem Umfang Zölle auferlegt werden – wenn auch für ihr ‚gutes Verhalten‘ weniger als 25 Prozent.
Die Prognose der handelspolitischen Entwicklungen wird jedoch durch die sprunghafte Natur des US-Präsidenten erschwert. Offenbar war selbst Finanzminister Scott Bessent nicht in Trumps Zollpläne eingeweiht, als diese am vergangenen Wochenende veröffentlicht wurden.
Klarer scheint, dass die Europäische Union (EU) das nächste Ziel von Trumps Zollangriffen sein wird. Man hat das Gefühl, als könnten jederzeit EU-Zölle in Höhe von 25 Prozent angekündigt werden. Diese könnten vermutlich auf etwa 10 Prozent gesenkt werden, sofern die EU keine Vergeltungsmaßnahmen ergreift und sich verpflichtet, sowohl die Verteidigungsausgaben zu erhöhen als auch mehr Energie und landwirtschaftliche Erzeugnisse aus den USA zu kaufen.
Es ist jedoch nicht klar, ob die EU bereit ist, auf solche Forderungen einzugehen. Trump hat in dieser Woche haarsträubende Behauptungen über die Übernahme des Gazastreifens und die Vertreibung der Palästinenser aufgestellt. Man hat in den europäischen Hauptstädten das Gefühl, dass Trump ein unberechenbarer, unzuverlässiger Partner und ein Rüpel ist, dem jemand die Stirn bieten muss.
Es wäre einfacher für die EU, einen solchen Standpunkt aus einer Position der Einigkeit und Stärke heraus einzunehmen. Die Realität ist aber, dass die Wirtschaft nach wie vor schwach ist und die politischen Trends in den einzelnen Mitgliedstaaten in eine eher nationalistische Richtung zeigen.
Heute stehen die US-Arbeitsmarktdaten an, gefolgt von den Verbraucherpreisen in der kommenden Woche. Es hat jedoch den Anschein, dass die Wirtschaftsdaten im Moment gegenüber Nachrichten aus dem Weißen Haus etwas in den Hintergrund treten. Aus unseren bisherigen Gesprächen mit politischen Entscheidungsträgern ergibt sich folgendes Bild: Die US-Regierung glaubt, Zölle als eine Art Verbrauchssteuer für die US-Konsumenten positionieren zu können – wenn auch als eine, von der die inländischen Produzenten befreit sind.
Schließlich erhebt Europa eine Mehrwertsteuer auf US-Waren, die auf dem Kontinent verkauft werden. Diese verschafft den nationalen Regierungen Steuereinnahmen. Die USA argumentieren daher, warum sie die Steuerlast nicht auf die gleiche Weise umlegen sollten. Vor diesem Hintergrund gibt es derzeit keine Umsatzsteuer auf US-Bundesebene.
Das Risiko in diesem politischen Kalkül der USA besteht jedoch darin, dass man davon ausgeht, dass andere Akteure keine wirksamen Gegenmaßnahmen ergreifen können. Dieser Gedanke könnte jedoch falsch sein. Kanada hat scheinbar schon eine Liste mit möglichen Gegenzöllen. Das führt möglicherweise zu einer weiteren Eskalation und damit größeren wirtschaftlichen Schwierigkeiten auf beiden Seiten der Grenze.
Marktkommentar von Mark Dowding, Fixed Income CIO bei RBC BlueBay Asset Management.
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