Die Bausparkasse LBS trotzt den Niedrigzinsen
03.08.2015
Ähnlich wie bei der Lebensversicherung – die in der Altersvorsorge ohne Alternative ist – geht es dem Bausparen. Obwohl das Eigenheim für das Alter enorm wichtig ist, verdammen Kritiker oft die Sparte.
2015-08-04 (fw/db) Die Landesbausparkasse Baden-Württemberg (LBS) meldet für das erste Halbjahr 2015, dass Bausparverträge in Höhe von 4,11 Milliarden Euro Bausparvolumen abgeschlossen wurden. Damit kann das Unternehmen an das sehr gute Vorjahr anknüpfen.
Im Gesamtjahr 2014 wurden Verträge über 7,65 Milliarden Euro vermittelt. Gleichzeitig ist die durchschnittliche Bausparsumme pro Vertrag im ersten Halbjahr 2015 um mehr als 10.000 Euro auf 42.850 Euro angestiegen.
„Mit dem guten Ergebnis geht eine deutliche Verschiebung der Struktur des Neugeschäfts in Richtung Finanzierung einher. Das Bausparvolumen der Tarife, die klassischerweise für die Finanzierung von Wohneigentum oder Modernisierungs- und Energiesparmaßnahmen ausgelegt sind, ist um 18,3 Prozent gestiegen und erreicht einen Anteil am Neugeschäft von 85 Prozent", sagt Tilmann Hesselbarth, Vorsitzender des Vorstandes der LBS Baden-Württemberg
Die baden-württembergischen Sparkassen und die BW-Bank tragen zu 70 Prozent zum guten Neugeschäft bei. Hierzu zählt das Gemeinschaftsgeschäft, bei dem die Vermittlungsunternehmer der LBS gemeinsam mit den Sparkassen tätig sind. Der eigene Exklusiv-Vertrieb der LBS vermittelte rund ein Drittel des Bausparvolumens.
Risiko steigender Zinsen ausschalten
Wesentliche Gründe für das gute Neugeschäft sind die noch immer extrem niedrigen Bauzinsen, vor allem aber das Thema Zinssicherung.
„Wer den Sprung in die eigenen vier Wände in den kommenden Jahren ins Auge fasst, sichert sich das aktuelle Zinsniveau mit Bausparen für die künftige Finanzierung. Morgen mit den Zinsen von heute bauen – das ist der klassische Vorteil eines Bausparvertrags", so Hesselbarth.
Erwerber und Bauherren, die die passende Immobilie bereits gefunden haben, setzen 2015 verstärkt auf eine sichere Finanzierung. Das Kreditgeschäft der LBS erreichte im ersten Halbjahr 2015 einen neuen Spitzenwert. Inklusive der ausgezahlten Bausparguthaben stellte die LBS Baden-Württemberg ihren Bausparern in der ersten Jahreshälfte mehr als 1,33 Milliarden Euro für die Immobilienfinanzierung zur Verfügung.
„Ein tolles Ergebnis", so Vorstand Wolfgang Kaltenbach, der das Kreditgeschäft verantwortet.
Vorsparen, Bauen, Kaufen, Modernisieren
Die LBS Baden-Württemberg passt ihr Tarifangebot kontinuierlich an das von sinkenden Zinsen geprägte Marktniveau an. Im Juli 2014 führte sie ein neues Tarifwerk mit attraktiven Konditionen ein.
„Unser Angebot bildet die gesamte Kette des Immobilienerwerbs ab: Eigenkapital ansparen, das passende Objekt finden, finanzieren und eventuell modernisieren oder altersgerecht umbauen", so Finanzvorstand Norbert Lohöfer.
Im bisherigen Jahresverlauf wurden die meisten Verträge von Kunden abgeschlossen, die zeitnah oder später in den eigenen vier Wänden leben möchten. So entfallen rund zwei Drittel (65,3 Prozent) des Bausparvolumens auf Tariflösungen für die Baufinanzierung, die für den Bau oder Kauf von Wohneigentum ausgelegt sind. Weitere 18,8 Prozent sind Tariflösungen für Modernisierung und ökologischer Umbau, die sich durch eine rasche Tilgung auszeichnen. Allen gemeinsam sind günstige Bauspardarlehenszinsen und ein hohes Maß an Flexibilität. So sind Sondertilgungen auf das Darlehen jederzeit in beliebiger Höhe ohne Vorfälligkeitsentschädigung möglich.
Kreditgeschäft legt weiter zu
Die niedrigen Zinsen am Kapitalmarkt beflügeln das LBS-Kreditgeschäft wie nie zuvor: Wer jetzt Wohneigentum kauft, zahle in der Regel nur einen Bruchteil dessen, was „Häuslebauer“ früher für ihre Finanzierung aufwenden mussten.
Im zweiten Quartal 2015 wurde aber deutlich, dass Zinsen auch wieder steigen können. Nach dem absoluten Tief Ende April zeigt die Richtung wieder nach oben.
„Vielen unserer Kunden wurde durch diese Entwicklung eindrucksvoll bewusst, wie wichtig neben der Inanspruchnahme auch die Absicherung des unverändert sehr günstigen Zinsniveaus über die gesamte Finanzierungslaufzeit ist", so Wolfgang Kaltenbach.
Mit Darlehensauszahlungen in Höhe von 644 Millionen Euro liegt das Kreditgeschäft von Januar bis Juni 2015 knapp fünf Prozent über dem Vorjahreswert. Getragen wird das gute Ergebnis vor allem vom außerkollektiven Geschäft, das bei 605 Millionen Euro liegt. Zudem vermittelte der Exklusiv-Vertrieb der LBS Kredite in Höhe von rund 450 Millionen Euro an die Sparkassen und die BW-Bank.
„Die enge Zusammenarbeit zwischen den Verbundpartnern der Sparkassen-Finanzgruppe ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor ihrer führenden Position im Bereich der privaten Baufinanzierungen", so Kaltenbach.
Jahrzehntelange Zinssicherung bis zur letzten Rate
Ein wichtiger Aspekt jeder Baufinanzierung – und insbesondere in der Niedrigzinsphase – ist die Absicherung gegen steigende Zinsen. Schließlich wurden die Immobilienkrisen des vergangenen Jahrzehnts etwa in den USA oder in Spanien vor allem auch durch steigende Monatsraten nach Zinsanstiegen verursacht.
Besonders gefragt sind deshalb aktuell die langlaufenden Finanzierungsmodelle der LBS. Sie ermöglichen die Festschreibung und Absicherung der Kondition über die gesamte Laufzeit von bis zu 30 Jahren.
Kunden beflügeln Neugeschäft – europäische Zinspolitik bremst Ertrag
„Die aktuellen ‚Nullzinsen‘ sind des einen Leid und des anderen Freud", stellt Vorstandsmitglied Norbert Lohöfer fest. Sie erschweren den Vermögensaufbau für Sparer und erleichtern gleichzeitig die Finanzierung von Wohneigentum.
„Die Lösung ist für viele der Sprung in die eigenen vier Wände: Immobilien als Anlageform und private Altersvorsorge stehen auf der Beliebtheitsskala ganz oben", so Lohöfer.
Am Kapitalmarkt wird es dagegen immer schwieriger, zu auskömmlichen Renditen Geld anzulegen – für private Sparer genauso wie für institutionelle Geldanleger wie Bausparkassen. Zusätzlich belasten regulatorische Auflagen wie die Bankenabgabe und die europäische Einlagensicherung den Ertrag. Norbert Lohöfer: „Mit einer langfristig angelegten Unternehmensstrategie, marktgerechten Produkten und einer strengen Kostendisziplin wirken wir dem zunehmenden Ertragsdruck entgegen." In diesem Kontext sind auch die laufenden Gespräche über einen Zusammenschluss mit der LBS Rheinland-Pfalz zu sehen.
Ausblick auf das zweite Halbjahr positiv
Für das zweite Halbjahr 2015 geht die LBS Baden-Württemberg von einer unverändert positiven Geschäftsentwicklung aus.
„Die Rahmenbedingungen für das Bausparen und die Baufinanzierung bleiben unverändert gut. Wir rechnen deshalb aktuell mit der Fortsetzung der erfreulichen Neu- und Kreditgeschäftsentwicklung bis zum Jahresende", so Tilmann Hesselbarth abschließend.
Dietmar Braun