Deutsche Anleger profitieren von ihrer Vorsicht
27.08.2020
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In der aktuellen Corona-Krise kommt den deutschen Sparern paradoxerweise ihre weit verbreite Risikoaversion zugute. Weil sich die Anlagestrategie aktuell ändert, könnten die langfristigen Folgen der Krise eher gering sein. Die Auswirkungen der Krise sind europaweit sehr unterschiedlich.
Die Auffassung, dass Deutschland die Corona-Pandemie relativ gut bewältigt ist sehr weit verbreitet – angesichts der Tatsachen, dass bislang mehr als 9.000 Menschen direkt an der Krankheit gestorben sind (nicht zu vergessen die Kollateralschäden der Maßnahmen, die noch gar nicht abzusehen sind) und es durchaus Länder auf der Welt gibt, die deutlich weniger Probleme mit dem Virus haben (bspw. Island, Estland, Südkorea, Taiwan) eine durchaus streitbare Auffassung. Durchaus im Rahmen hat sich für die deutschen Haushalte allerdings bislang die finanzielle Belastung durch die Krise gehalten, wie aus der Studie „Unser Geld & COVID-19“ der ING Deutschland hervorgeht. Hierzu hat Barkow Consulting Daten der Deutschen Bundesbank, der Deutschen Börse, der EZB, des statistischen Bundesamtes und von Eurostat ausgewertet. Der Ausblick für das erste Halbjahr wurde auf Basis der Entwicklung der Kapitalmärkte mit Hilfe statistischer Schätzverfahren ermittelt. Laut der Analyse hat sich im ersten Quartal das Kapital der privaten Haushalte in Deutschland durch die Krise um 128 Mrd. Euro oder 2 % gegenüber Dezember verringert. Damit liegt die Bundesrepublik unter dem europäischen Durchschnitt von 3 %. Dieser Rückgang stellt den mit Abstand höchsten Finanzvermögensverlust binnen drei Monaten in den vergangenen 20 Jahren dar. Nicht mal beim Platzen der Dotcom-Blase im ersten Quartal 2001 war der europaweite Verlust so hoch: Damals betrug er prozentual „nur“ 2,6 %. Im von der Finanzkrise geprägten ersten Quartal 2008 lag der Verlust sogar bei lediglich 2,3 %. Insgesamt hat sich das Kapital der europäischen Haushalte in den vergangenen Monaten um 771 Mrd. Euro verringert. Dieser Verlust kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass im ersten Quartal über 165 Mrd. Euro neu in Finanzanlagen flossen, so viel wie seit 2007 nicht mehr in einem Jahresanfangsquartal.
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